Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
schien die Morgensonne durch das Fenster.
„Mmm“, grummelte er unwillig, als etwas seine Fußsohlen kitzelte. Als er ein Kichern hörte, schlug er die Augen auf. „Guten Morgen, Onkel John! Fröhliche Weihnachten! Steh endlich auf, wir wollen Bescherung halten.“
„Dir auch fröhliche Weihnachten, Bella. Lauf schon vor, ich bin in zehn Minuten unten.“
In der Küche hatte John gerade noch Zeit, sich ein Nusshörnchen und eine Tasse Tee zu schnappen, bevor sein Vater feierlich die Wohnzimmertür aufschloss und weit öffnete.
Nach einem Moment andächtigen Schweigens sprachen alle auf einmal.
„Wow! Seht euch diese Geschenkberge an.“
„So schön war der Weihnachtsbaum noch nie.“
„Lasst uns etwas singen.“
„Stopp, Christopher, das Geschenk ist nicht für dich! Nicht einfach alles aufreißen.“
„Zu spät.“
„Grrrrrrr“ Ein dumpfes Knurren drang aus Walters Kehle und schon schoss King Edward wie ein Pfeil durch die vielen Beine und raste auf den Baum zu. Reaktionsschnell griff David zu und fing den Kater ab, bevor er in den Weihnachtsbaum klettern konnte. Während alle lachten und David Applaus spendeten, warf Walter sich plötzlich herum und flitzte in die Küche.
„Der Weihnachtskuchen!“ Mrs. Mackenzie schlug sich die Hände vors Gesicht und nahm gemeinsam mit Tante Isabel die Verfolgung auf. Der Rest der Familie hörte sie schreien. „Du Biest! Sofort runter vom Tisch!“ Dann Fauchen und Gebell, Klirren und ein Krachen. Als John die Küche betrat, bot sich ihm ein Bild der Verwüstung.
Offensichtlich hatte King Olaf die Gunst der Stunde genutzt, um sich über die Butter herzumachen, die auf dem Frühstückstisch stand. Auch die Zuckerkruste von einigen Hörnchen war verschwunden. Auf der Flucht vor dem wütenden Terrier hatte er die Töpfchen mit Sahne und Marmelade auf dem Tisch umgeworfen, war dann mit einem gewaltigen Satz auf das Fensterbrett gesprungen und hatte einen von Emmelines Kräutertöpfen hinunterbefördert. Nun lugte er mit gesträubtem Fell, die Ohren flach angelegt zwischen den Stängeln des Basilikums hervor, während Walter Anstalten machte, zu seinem Feind hinaufzuspringen.
„Walter“, donnerte Tante Isabel. Der Hund drehte sich um und kam nach einem letzten Blick auf den Kater gehorsam zu ihr. John, der neues Unheil zwischen seiner Mutter und Tante Isabel heraufziehen sah, beeilte sich einzuwerfen, „Mein Fehler! Ich muss die Tür oben offengelassen haben“, und stupste Bella an, die sich vor Lachen bog. Er deutete mit beschwörender Miene auf das Wohnzimmer. Bella verstand und krähte los. „Ich will jetzt endlich meine Geschenke aufmachen. Bitte, Grandma, fangen wir jetzt endlich an.“ Sie nahm Emmelines Hand und zog sie kurzerhand davon, während Maggie, die sich eine Lachträne aus dem Auge wischte, hinterherrief, „Ich mache das hier schon. Wir können die Kinder nicht mehr länger warten lassen.“
Das Ablenkungsmanöver hatte geklappt. Erleichtert sahen John und Maggie sich an und beseitigten schnell das Chaos, nachdem Maggie die beiden Kater wieder eingesperrt hatte.
„Gott sei Dank hat Olaf nicht den Weihnachtskuchen angeschleckt. Stell dir vor, er hätte eine Alkoholvergiftung bekommen.“ Emmelines Christmas Pudding wurde über Monate hinweg teelöffelweise mit Brandy getränkt und hatte an Weihnachten ein sehr gehaltvolles Stadium erreicht.
Als sie zurück ins Wohnzimmer kamen, waren Christopher und Bella als die Jüngsten in der Familie dabei, ihre Geschenke zu öffnen. Danach waren Tommy und Renie an der Reihe. „Mann, cool, das sind genau die Schuhe, die ich wollte. Danke, John.“
„Gern geschehen, Tommy“, antwortete John und lächelte seiner Schwester dankbar zu. Simon freute sich sichtlich über seinen neuen Golfschläger. Während einer nach dem anderen auspackte, war John glücklich, mit seinen Geschenken ins Schwarze getroffen zu haben.
Auch was Tante Isabel mitgebracht hatte, sorgte für großes Hallo. Alle weiblichen Familienmitglieder bekamen Schärpen in den Farben des Mackenzie-Clans und eine keltische Brosche, um sie stilvoll an der Kleidung zu befestigen. Für jeden der Männer hatte sie einen Sgian Dubh besorgt, einen kleinen Strumpfdolch, der traditionell zum Kilt getragen wird. Auch Tommy bekam einen, was diesen mächtig stolz machte. „Total abgefahren. Den nehme ich nach den Ferien gleich mit in die Schule, die werden Augen machen.“
„Das wirst du schön sein lassen“, fuhr Maggie dazwischen.
Weitere Kostenlose Bücher