Tod im Winter - Star Trek : The Next Generation 1
gegen Jean-Luc, das Ergebnis mehr als einer durch ihn verursachten schmerzlichen Niederlage. Wenn sie auch nur die leiseste Ahnung hätte, dass er auf Kevratas war, würde sie alles in ihrer Macht stehende tun, um ihn in ihre Hände zu bekommen.
Und so lange zudrücken, bis er um Gnade winselte.
Aber vielleicht, überlegte Beverly, liege ich auch total daneben. Es war möglich, dass weder Jean-Luc noch Greyhorse irgendwo in der Nähe des Romulanischen Imperiums landen würden, genauso wie es möglich war, dass sie der letzte Arzt gewesen war, der geschickt wurde, um den Kevrata zu helfen. Aber ihre Kenntnisse über die Sternenflotte sagten ihr etwas anderes.
Während sie darüber nachdachte, hörte sie plötzlich laute Schritte auf dem nackten Stein. Sela?, dachte sie. War die Frau zurückgekommen, um sich die Antworten zu holen, die sie das letzte Mal nicht bekommen hatte?
Beverly ging so nah an die Barriere heran, dass sie fast mit dem Gesicht dagegen stieß. So konnte sie den ganzen Korridor entlangsehen.
Einen Augenblick später kam tatsächlich jemand um die Ecke – aber es war nicht Sela. Es war einer der Centurions. Wahrscheinlich derjenige, der einmal in der Stunde nach ihr sah, seit sie aufgewacht war.
Nein, dachte Beverly, als er näherkam. Das ist nicht der gleiche. Der andere Centurion war groß und breitschultrig gewesen, mit hohen, aristokratischen Wangenknochen und einem schmalen, grausamen Mund.
Dieser hier war kleiner, dünner, irgendwie drahtiger. Und seine Gesichtszüge waren weniger markant – genau genommen sogar geradezu ausdruckslos. So gut die Ärztin Gesichter auch erkennen konnte, wäre es ihr doch schwergefallen, seines mit irgendeiner Genauigkeit zu beschreiben.
Wie der andere Centurion schritt er auf ihre Zelle zu und unterzog sie einer schnellen Sichtkontrolle. Als er sich Beverly zuwandte, erwiderte sie seinen prüfenden Blick. Sie musste ihn vielleicht über sich ergehen lassen, aber sie würde sich davon bestimmt nicht einschüchtern lassen.
Auf jeden Fall hatte der Centurion nicht vor, sich lange aufzuhalten. Es war nichts auffällig in ihrer Zelle, nichts mit dem man sich befassen müsste. Die Ärztin erwartete von ihm das Gleiche, was sein Vorgänger getan hatte – ihr einen letzten warnenden Blick zuzuwerfen und wieder zu verschwinden.
Bis er sprach.
Beverly war so überrascht und seine Stimme war so leise, so sanft, dass sie zuerst kein einziges Wort verstehen konnte. Ihr Gesichtsausdruck musste diese Tatsache verraten haben, da der Centurion erneut sprach – dieses Mal ein wenig deutlicher.
»Nicht alle von Commander Selas Centurions sind darauf aus, ihren Befehlen zu folgen«, hauchte er. »Einige von uns glauben, dass die Kevrata ihre Freiheit verdienen.«
Beverly betrachtete ihn und versuchte zu entscheiden, warum er so etwas sagen würde. Wenn ihn jemand belauscht hatte, wäre sein Leben sicherlich verwirkt. Und dennoch hatte er das Risiko auf sich genommen.
»Jetzt im Moment«, flüsterte sie zurück, »müssen sie von dieser Seuche befreit werden.«
Der Wärter beäugte sie einen Augenblick lang. Fast unmerklich nickte er. Dann ging er ohne ein weiteres Wort den Gang entlang und verschwand um die Ecke.
Seltsam, dachte Beverly.
Sie hatte genug mit Romulanern zu tun gehabt, um zu wissen, dass selbst der geringste von ihnen seine eigenen Ziele hatte – und dass es vielleicht nicht jene waren, die er vorgab zu verfolgen. Dennoch gestattete sie sich die Hoffnung, dass der Wärter ihr wirklich helfen wollte.
Wie ihre Großmutter oft genug gesagt hatte, schmeckte in der Not jedes Brot. Und im Moment war sie wirklich hungrig.
Kito war sich nicht sicher, wann oder wo oder wie die Massen von Kevrata begonnen hatten, durch die Stadt zu ziehen, aber als er sie persönlich erblickte, wie sie den Wophan-Platz stürmten, hatte es bereits riesige Ausmaße angenommen.
»Worum geht es hier?«, fragte er.
Eine Frau in einem roten Gewand rief ihm durch den herabrieselnden Schnee zu: »Es wurde eine Ärztin gesandt, um uns zu helfen, aber die Romulaner haben sie gefangen genommen!«
Eine Ärztin? »Von wem wurde sie denn gesandt?«, fragte Kito laut.
»Von der Föderation«, rief ein Mann. »Sie wurde hierhergeschickt, um die Seuche aufzuhalten!«
Hände der Großzügigen, dachte Kito und spürte, wie ihm die Wut die Kehle zuschnürte. Nicht mal die Romulaner konnten so grausam sein, oder? Wenn sie kein Heilmittel herstellen konnten – oder wollten – warum
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