Tod im Winter - Star trek : The next generation ; 1
unerfreulichen Anblick folgen lassen musste, aber er hatte keine andere Wahl. Seufzend aktivierte Tomalak den Schirm.
Er zeigte ihm eine große Anzahl von Warbirds, etwas mehr als sechzig nach letzter Zählung. Sie hatten sich etwas außerhalb des romulanischen Sternsystems versammelt wie kreisende Aasgeier, die darauf warteten, dass ein erdgebundenes Tier seine Beute tötete.
Unter ihnen waren die Schiffe von Donatra und Suran, einer feurigen jungen Frau und einem ausgekochten Veteranen. Ursprünglich waren sie die Führer der imperialen Dritten und Fünften Flotte gewesen und hatten erst vor Kurzem die Leitung der gesamten Verteidigungskräfte an sich gerissen, indem sie ihr Schicksal an das von Shinzon gebunden hatten.
Zu dieser Zeit war Tal’Aura ihre Verbündete gewesen, ihre Mitverschwörerin. Aber es war nur ihre gemeinsame Loyalität Shinzon gegenüber gewesen, die die drei zusammengehalten hatte, und nicht etwa wirkliche Zuneigung füreinander. Als Shinzon fiel und der Thron des Praetors leer war, hatte Tal’Aura die Gelegenheit genutzt, um sich selbst an die Macht zu bringen.
Natürlich hätte sie Donatra und Suran einen Knochen zuwerfen und ihnen die Führung des Militärs überlassen können. Allerdings hatten die beiden bereits einen Praetor allzu bereitwillig hintergangen. Was würde sie davon abhalten, hatte Tal’Aura sich gefragt, sie ebenfalls zu verraten?
Deswegen hatte sie Tomalak als Leiter der Imperialen Verteidigungskräfte eingesetzt. Aber Tal’Aura hatte den Einfluss unterschätzt, den Donatra und Suran auf die Romulaner ausübten, die unter ihnen gedient hatten. Fast ausnahmslos war jeder Kommandant der Dritten und Fünften Flotte ihrem oder seinem Vorgesetzten treu geblieben: Sie schoben eine Jahrtausende alte Tradition der Treue beiseite und weigerten sich, die Legitimität des Praetors anzuerkennen.
Es war jene Grundstimmung, die diese abtrünnige Flotte auf Tomalaks Schirm geschaffen hatte. Und sie war keineswegs unbedeutend. Sechzig Warbirds waren sechzig Warbirds.
Aber Tomalak hatte fast hundert Schiffe unter seinem Kommando und nur ein Drittel von ihnen war im Imperium verstreut. Das ließ ihm eine Flotte, die der der Abtrünnigen mindestens ebenbürtig war.
Er lachte leise in sich hinein. Alles, was er in der Vergangenheit je gebraucht hatte, war eine Chance gewesen. Für jemanden, der so geschickt war wie Tomalak, waren gleiche Chancen ein seltener und berauschender Luxus.
Einer, der zu gegebener Zeit die Vernichtung von Donatra und dem alten Suran herbeiführen würde.
So läuft es nun mal, dachte Tomalak, rund und rund wie der Kreisel eines Kindes. Der Bedeutendste wurde der Geringste und der Geringste der Bedeutendste, immer und immer wieder, so schnell, dass ihm manchmal schwindlig wurde, wenn er darüber nachdachte.
Nur Tomalak behielt immer seinen Platz am Firmament, weil er es besser wusste, als nach so etwas Hohem wie dem Thron zu greifen. Stattdessen identifizierte er sich mit dem aktuellen Favoriten – Tal’Aura heute, morgen jemand anderes – und gewöhnte sich an sie.
Natürlich hatte er politische Präferenzen. Eine von ihnen war, dass sich das Imperium so weit wie möglich von der Föderation fernhielt – eine Politik, von der Tal’Aura zunehmend abwich. Aber das bedeutete nicht, dass Tomalak auch nur einen Deut in seiner Unterstützung des Praetors oder ihres Regimes wanken würde.
Bis ein anderer daherkam.
Das bedeutete es, ein Fels in der Brandung zu sein. Das war der Preis, den man bezahlen musste, um zu überleben.
Er würde niemals etwas so Unüberlegtes tun wie sich gegen die Autorität zu stellen, so wie der Schwarm von Warbirds auf seinem Monitor. Und er würde sicherlich niemals sein Schwert jemandem zu Füßen legen, der politisch so unerfahren war wie Braeg.
Ohne Frage war der Bursche seinerzeit ein großer militärischer Commander gewesen, ein Held des Imperiums. Aber eine Flotte in die Schlacht zu führen war nicht annähernd so schwierig, wie die Loyalität eines Senats zu bewahren oder einen Kongress von Händlern zu manipulieren oder sich gegen die hinterhältigen, zankenden Hundert durchzusetzen.
Unglücklicherweise für Braeg würde er nie die Gelegenheit bekommen, diese Lektion aus erster Hand zu lernen. Tomalak drückte mit seinem Zeigefinger auf einen Knopf und rief damit ein anderes Bild auf – das seiner eigenen, mächtigen, gut vorbereiteten Flotte.
Diejenige, die Romulus verteidigen würde, wenn die Rebellen kamen.
Weitere Kostenlose Bücher