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Tod in Breslau

Tod in Breslau

Titel: Tod in Breslau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marek Krajewski
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früher oder später wärest du sowieso
    hier gelandet. Das behauptet jedenfalls Doktor Bennert.
    Aber der Grund, warum ich dich zum Mord an dem Ba-
    ron angestiftet habe, war ganz einfach der, dass ich dich
    isolieren musste.« Das war gelogen. Denn Mock hatte
    auch daran gedacht, den letzten Zeugen seiner Vergan-
    genheit als Freimaurer aus dem Weg zu räumen. »Ich ha-
    be nicht geglaubt, dass du den Yeziden entkommst. Aber
    ich habe gewusst, dass du im Gefängnis in Sicherheit sein
    würdest. Und ich habe auch gewusst, was zu tun war,
    damit dein Urteil milde ausfiel. Ich dachte, Anwaldt wird
    hinter den Gefängnismauern gut aufgehoben sein, und
    währenddessen habe ich Zeit, um diesen Erkin zu
    schnappen. Die Hinrichtung Erkins schien ja der einzige
    Weg, um dein Leben zu retten.«
    »Und? Hast du ihn hinrichten können?«
    »Ja, das kann man wohl so nennen. Es gibt ihn nicht
    mehr, nur der alte Yezide hat gedacht, dass er noch im-
    mer hinter dir her sei. Zumindest bis vor kurzem glaubte
    er das, dann hat er einen neuen Rächer geschickt – den
    nun allerdings ebenfalls ein schreckliches Schicksal ereilt hat … er liegt in deinem Zimmer in der Dresdner Klinik
    von Doktor Bennert. Und wieder hast du ein wenig Zeit
    gewonnen …«
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    »Gut, für diesmal hast du mich vor dem Tod bewahrt.«
    Anwaldt setzte sich erneut auf und trank die Bouillon
    aus. »Doch der nächste Yezide wird bestimmt bald auf-
    tauchen … Und er wird entweder Forstner oder Maass
    antreffen …«
    »Forstner wird ihm nichts mehr verraten. Unser lieber
    Max hatte einen schrecklichen Unfall – er wurde in ei-
    nem Paternoster zerquetscht …« Plötzlich wurde Mocks
    Gesicht noch röter, nur seine Narben blieben blass. »Was
    glaubst du eigentlich?! Ich beschütze dich, so gut es geht, und du hörst nicht auf, an diesen verdammten Fluch zu
    denken. Wenn du nicht mehr weiterleben willst, bitte:
    Hier hast du eine Pistole, erschieß dich! Aber bitte nicht hier, weil mir nämlich nicht passen würde, wenn du mich
    damit als Stasi-Spitzel verrätst, der sich hier versteckt …
    Was glaubst du, warum ich dich beschütze?«
    Darauf wusste Anwaldt keine Antwort. Mock hatte ihn
    beinahe angeschrien, was Anwaldt jedoch noch nie einge-
    schüchtert hatte: »Und du, was ist mit dir passiert? Wie
    bist du denn zur Stasi gekommen?«
    »Diebe haben schon immer gerne höhere Beamte der
    Abwehr bei sich aufgenommen – und das war ich ja seit
    1934. Aber davon habe ich dir doch schon bei meinen
    Besuchen in Dresden erzählt.«
    »Verdammt, ich habe wohl lange in Dresden geses-
    sen.« Anwaldt lächelte bitter.
    »Ja, denn all die Jahre hat es keine Möglichkeit gege-
    ben, dich an einen anderen sicheren Ort zu bringen …
    Ich habe von Bennert erfahren, dass du die Krankheit
    jetzt überwunden hast …«
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    Anwaldt stand so hastig auf, dass er die Bouillontasse
    umstieß.
    »Bennert! Ich habe gar nicht mehr an ihn gedacht. Er
    weiß schließlich auch alles über mich.«
    »Reg dich nicht auf!« Eine stoische Ruhe ging von
    Mocks Gesicht aus. »Von Bennert wird niemand auch
    nur ein Sterbenswörtchen erfahren. Er schuldet mir eini-
    gen Dank, denn ich habe seine Tochter damals in Dres-
    den aus den brennenden Trümmern gerettet. Davon habe
    ich sogar ein Andenken zurückbehalten.« Er berührte
    sein Gesicht. »Eine Fliegerbombe ist explodiert, und ein
    Stück brennender Dachpappe hat mir den Schädel ein
    bisschen versengt …«
    Herbert streckte sich und schaute aus dem Fenster. Er
    sah, wie draußen ein paar Polizisten einen Betrunkenen
    hinter sich herschleppten – und ihm wurde übel vor
    Angst.
    »Mock, jetzt werden sie hinter mir her sein, weil sie
    denken, ich hätte den Menschen umgebracht, der tot in
    meinem Zimmer liegt!«
    »Nein, dazu wird es nicht kommen. Denn morgen
    wirst du mit mir in Amsterdam sein, und in einer Woche
    sind wir in Amerika.« Mock war ganz Herr der Situation.
    Er entnahm seiner Tasche einen Zettel, der mit Ziffern
    bedeckt war.
    »Das ist das chiffrierte Telegramm von General Fitzpa-
    trick, einem hohen Beamten der CIA. Die Abwehr war so
    etwas wie ein Passierschein zur Stasi, und die Stasi ist
    jetzt so etwas wie der Passierschein zur CIA. Weißt du,
    was in diesem Telegramm steht? Hiermit bekunde ich
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    mein Einverständnis bezüglich der Einreise Eberhard
    Mocks und seines Sohnes in die USA.« Mock lachte laut
    auf. »Da deine Papiere auf den Namen Anwaldt lauten
    und wir keine Zeit mehr haben, neue Papiere zu

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