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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Imleach.
    Eine Weile ritten sie schweigend weiter. Der Weg führte am Nordufer des Ara entlang, und der Himmel verfinsterte sich merklich. Südlich von ihnen zeichnete sich der langeHöhenzug des Slievenamuck gegen den helleren Horizont ab, und vor ihnen versank die Sonne im Westen. Der Weg war gut und verlief fast gerade durch das höhere Gelände hinter der Niederung um den Brunnen von Ara. Nördlich von ihnen erhob sich einige Meilen entfernt ein anderer Höhenzug. Als Eadulf nach seinem Namen fragte, erklärte ihm Fidelma, das seien die Slieve-Felim-Berge, ein rauhes, unwirtliches Gebiet, hinter dem das Land der Uí Fidgente lag.
    Die meiste Zeit ritten sie schweigend dahin, denn Eadulf sah, daß Fidelma in Nachdenken versunken war, und er wußte, daß man sie dabei lieber nicht störte. Sicherlich überdachte sie das, was sie erfahren hatten.
    Nach ungefähr acht Meilen hob Fidelma plötzlich den Kopf. Die Umgebung kam ihr vertraut vor.
    »Ach, jetzt ist es nicht mehr weit. Wir sind gleich da«, erklärte sie zufrieden.
    Kurz darauf kamen sie aus dem Wald auf ein offenes, hügliges Gelände hinaus. Eadulf erkannte das große, von einer Steinmauer umgebene Gebäude als die Abtei St. Ailbe. Sie dominierte die kleine Stadt, die sich vor ihr ausbreitete, allerdings in einigem Abstand von den Abteimauern. Umgeben waren Abtei und Stadt von Weideland, das von Eibenwäldern gesäumt wurde. Es waren aber Eiben der irischen Art, deren gebogene Nadeln sie von den Eiben unterschieden, die es in seiner Heimat gab. Die Bäume waren hoch und trugen runde Wipfel. Einige schienen aus mehreren alten verflochtenen Stämmen emporzuwachsen.
    »Dies ist Imleach Iubhair«, seufzte Fidelma, »das ›Grenz land der Eibenbäume‹. Hier herrscht mein Vetter Finguine von Cnoc Áine.«
    Die Stadt lag still da. Sie war viel kleiner als Cashel, und sie als Stadt zu bezeichnen schien geschmeichelt. Doch Fidelma wußte, daß durch die Abtei und ihre Kirche hier ein blühender Markt entstanden war. Der Ort schien verlassen, und sie vermutete, daß alle beim Abendessen saßen. Die Zeit für das Verspergebet war bereits vorüber.
    Der Marktplatz war offensichtlich das freie Gelände direkt vor den Toren der Abtei. Auf der entgegengesetzten Seite sah man eine Reihe von Gebäuden, die wohl die Stadt bildeten. Die beiden anderen Seiten waren spärlich bebaut, deshalb schien der Marktplatz zu groß. In der Mitte des freien Platzes stand eine mächtige Eibe, über zwanzig Meter hoch, deren dunkelbraunes Holz und grüne gebogene Nadeln wie eine ehrwürdige Skulptur wirkten. Sie überragte selbst die grauen Mauern der Abtei.
    »Na, das ist ein Baum, vor dem man Respekt haben muß«, meinte Eadulf, der sein Pferd gezügelt hatte und ihn betrachtete.
    Fidelma wandte sich im Sattel um und lächelte ihrem Begleiter zu. »Weshalb sagst du das, Eadulf? Kennst du diesen Baum?«
    »Kennen? Nein, ich sage das nur wegen seiner Größe und seines Alters.«
    »Das ist der heilige Totembaum der Eóghanacht. Davon habe ich dir in Cashel erzählt.«
    »Ein Totembaum! Was für eine alberne heidnische Vorstellung.«
    »Was ist denn das Kruzifix anderes als ein Totem? Jeder Clan und jede Sippe besitzen einen heiligen Baum des Lebens, wie wir ihn nennen. Dies hier ist unserer. Wenn ein neuer König der Eóghanacht in sein Amt eingeführt wird,muß er hierherkommen und unter der großen Eibe den Eid ablegen.«
    »Der Baum muß bestimmt ein paar hundert Jahre alt sein.«
    »Über tausend Jahre«, erklärte Fidelma stolz. »Er soll von Eber Fionn, dem Sohn des Milesius, von dem die Eóghanacht abstammen, mit eigener Hand gepflanzt worden sein.«
    Die Dunkelheit brach herein, und sie hörten das ferne Geheul der Wölfe und das Bellen und Winseln der Wachhunde, die für die Nacht hinausgelassen wurden, und ritten weiter zum Tor der Abtei.
    Fidelma parierte ihre Stute und zog an dem Seil, das neben dem Tor hing. Innen erklang das dumpfe Anschlagen einer Glocke.
    Eine Holzplatte hinter dem Metallgitter in einem der Torflügel wurde geräuschvoll zurückgeschoben. Ein Stimme rief: »Wer läutet zu dieser Stunde die Glocke der Abtei?«
    »Fidelma von Cashel begehrt Einlaß.«
    Sofort schien eine lebhafte Geschäftigkeit hinter dem Tor einzusetzen. Die Holzplatte flog mit einem Knall zu. Riegel wurden lärmend zurückgezogen, ihr Metall quietschte. Dann schwangen die hohen hölzernen Torflügel langsam nach innen.
    Bevor Fidelma oder Eadulf sich in Bewegung setzen konnten, kam eine

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