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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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in euren Zellen geschlafen? Ich meine die Nacht, in der Mochta verschwand.«
    »Ja.«
    »Und ihr habt in der Nacht nichts gehört?«
    »Ich schlafe fest, Schwester«, antwortete Bruder Bardán. »Ich glaube nicht, daß mich irgend etwas wecken würde. Ich habe nichts gehört.«
    »Nun, ich wurde gestört«, erklärte Bruder Daig.
    Fidelma wandte sich ihm zu. Diese Antwort hatte sie nicht erwartet. Aus dem Augenwinkel sah sie, daß Bruder Bardáns Miene zornig wurde und er seinen Gefährten anblickte. Er öffnete den Mund, und sie glaubte, er werde den Jungen anfahren, doch er schwieg.
    »Hast du das gemeldet?« wollte sie wissen.
    »Ach, so schlimm war es nicht«, erwiderte der Jüngling. »Wie war es dann?«
    »Ich schlafe leicht und erinnere mich, daß ich nachts wach wurde, weil eine Tür zufiel. Ich glaubte, es sei der Wind gewesen, denn kein Bruder schließt auf diese Art eine Tür. Sie knallte zu.«
    »Was geschah dann?« fragte Fidelma.
    »Nichts«, gestand Bruder Daig. »Ich drehte mich um und schlief wieder ein.«
    Fidelma war enttäuscht. »Du weißt nicht, welche Tür zuknallte?« drang sie in ihn.
    »Nein, aber eins weiß ich: Es soll um diese Zeit in Mochtas Zelle einen Kampf gegeben haben. Ich sage, das ist unmöglich.«
    »Ja?« ermunterte Fidelma ihn, fortzufahren.
    »Wenn es einen solchen Kampf gegeben hätte, dann hätte ich es bestimmt gehört. Ich wäre wach geworden. Außer dem Zuschlagen der Tür hat mich in der Nacht nichts geweckt.«
    Bruder Bardán lächelte skeptisch. »Ach, Daig, man weiß doch, daß junge Menschen manchmal große Ereignisse verschlafen. Wie willst du so sicher sein, daß in der Nacht nichts Schlimmes in Mochtas Zelle geschehen ist? Nach dem, was wir gehört haben, beweist der Zustand der Zelle das Gegenteil.«
    »Von solch einem Kampf wäre ich wach geworden«, erklärte Daig empört. »Ich wurde aber nur vom Türenknallen geweckt.«
    »Na, ich muß zugeben, ich habe nichts gehört«, versicherte Bardán.
    Fidelma dankte beiden, ließ sie am Tor der Abtei stehen und ging, von Eadulf gefolgt, über den Platz auf die Stadt zu. Nach einigen Schritten schaute sie rasch über die Schulter zurück. Bruder Bardán stand noch an derselben Stelle und redete lebhaft auf den jüngeren Mönch ein. Anscheinend machte er ihm heftige Vorwürfe.
    Eadulf hatte das nicht bemerkt und sagte im Weitergehen: »Na, beweist das nicht deine Theorie? Es gab keine Auseinandersetzung in Mochtas Zelle.«
    »Aber hilft uns das weiter?« überlegte Fidelma, als sie an der großen Eibe vorbeigingen.
    »Wie meinst du das?« fragte Eadulf.
    »Es würde uns weiterhelfen, wenn wir mit Sicherheit wüßten, daß Bruder Mochta derselbe Mann ist, der in Cashel getötet wurde. Doch nach Madagan und den anderen hier beschreiben wir zwar denselben Mann, aber mit einem Unterschied, der nicht zu erklären ist.«
    Eadulf breitete die Hände aus. »Ich weiß. Die Tonsur. Ich habe immer wieder versucht, eine vernünftige Erklärung dafür zu finden, aber es gibt keine. Bruder Mochta wurde hier zuletzt vor weniger als achtundvierzig Stunden gesehen mit einer frisch geschorenen Tonsur des heiligen Johannes. Der Mann, den wir für Mochta hielten, wurde vor vierundzwanzig Stunden in Cashel gefunden mit einer Tonsur des heiligen Petrus, aber mit einem Haarwuchs von einigen Wochen auf dem Schädel. Wie paßt das zusammen?«
    »Du hast noch etwas übersehen«, ergänzte Fidelma.
    »Nämlich?«
    »Aona sah den Mann mit der Tonsur des heiligen Petrus vor einer Woche am Brunnen von Ara. Ségdae sagte, Mochta habe die Abtei kaum jemals verlassen. Auch das spricht dagegen, daß der Tote in Cashel Mochta ist.«
    Eadulf schüttelte verärgert den Kopf.
    »Ich finde keine vernünftige Erklärung dafür.«
    »Verstehst du jetzt, warum es zwecklos wäre, Abt Ségdae unsere Vermutungen mitzuteilen? Ehe wir nicht ein paar Antworten haben, sind es Vermutungen und keine Schlußfolgerungen.«
    Das sah Eadulf ein.
    Sie hatten den Platz überquert und erreichten die Gruppevon Häusern, Scheunen und anderen Gebäuden, die das Städtchen Imleach bildeten. Es war in den letzten hundert Jahren im Schatten der Abtei und ihres Bischofssitzes entstanden. Vorher war es einfach der Versammlungsplatz um den heiligen Eibenbaum gewesen, zu dem die Eóghanacht-Könige kamen, um ihren Eid abzulegen und ihr Amt anzutreten. Die Abtei hatte Kaufleute, Baumeister und andere angelockt, und nun gab es eine Ansiedlung von mehreren hundert Menschen vor den Mauern

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