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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der Abtei.
    Fidelma blieb stehen und sah sich um.
    »Wohin gehen wir jetzt?« fragte Eadulf.
    »Wir suchen einen Schmied«, antwortete Fidelma kurz. »Was sonst?«

KAPITEL 10
    Sie brauchten sich nicht nach der Schmiede zu erkundigen, denn das Keuchen der Blasebälge und das Schlagen von Eisen auf Eisen waren deutlich zu hören, als Fidelma und Eadulf sich der Gruppe von Häusern näherten, die sich entlang der Hauptstraße unweit des Tors der Abtei erstreckten. Die Schmiede war aus Stein erbaut, der Herd stand auf mächtigen Steinplatten. Eine der Platten hatte ein kleines Loch, durch das ein Rohr den Luftstrom aus den Blasebälgen ins Feuer leitete.
    Das Keuchen kam von einem imponierenden vierkammerigen Blasebalg. Eadulf hatte gehört, daß es solche großen Blasebälge gab, hatte aber noch nie einen gesehen. Er wußte, daß sie das Schmiedefeuer gleichmäßiger mit Luft versorgten als die üblichen zweikammerigen. Sie verlangten aber auch härtere Arbeit. Sie sahen, wie ein stämmiger Schmiedegehilfeauf zwei kurzen Brettern stand und wie ein Fußgänger im Wechsel die Füße hob und senkte und auf diese Weise den Blasebalg trat. Je schneller er die Füße bewegte, desto stärker arbeitete der Blasebalg.
    Der Schmied stand schwitzend am Feuer, ein kräftiger Mann in den Dreißigern. Er trug Lederhosen und statt des Hemds eine Lederschürze, die ihn vor den Funken schützte. Er hielt ein rotglühendes Stück Eisen in einer
tennchair,
einer Schmiedezange, auf dem Amboß. Mit der anderen Hand schwang er den Hammer und formte das Eisen mit dröhnenden Schlägen, bis er es in einen
telchuma
genannten Wassertrog steckte.
    Der Schmied sah sie kommen und hielt bei seiner Arbeit inne. Er spuckte auf die glühenden Kohlen, daß es zischte.
    »Suibne, hol noch mehr Holzkohle«, befahl er seinem Gehilfen, ohne den Blick von ihnen zu lassen.
    Der Blasebalgtreter sprang von den Brettern herunter und verschwand in einem Schuppen.
    Der Schmied wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß aus dem Gesicht, als sie vor ihm stehenblieben.
    »Was kann ich für euch tun?« fragte er und sah sie prüfend an. »Sucht ihr mich als Schmied auf oder als
bó-aire
dieser Gemeinschaft?«
    Ein
bó-aire
war ein Ortsvorsteher, ein Häuptling ohne Landbesitz, dessen Reichtum früher an der Zahl der Rinder, die er besaß, gemessen wurde und der deshalb »Kuhhäupt ling « hieß. Kleine Gemeinschaften wie diese wurden gewöhnlich von einem
bó-aire
geleitet, der einem höheren Fürsten unterstand.
    »Ich bin Fidelma von Cashel«, stellte sich Fidelma vor. Siesprach förmlicher mit dem Mann, da sie nun wußte, daß er ein Amt innehatte. »Wie ist dein Name?«
    Der Schmied richtete sich merklich auf. Wer hatte noch nicht von der Schwester des Königs gehört? Der Fürst, dem er unterstand, war Fidelmas Vetter, Finguine von Cnoc Áine.
    »Ich heiße Nion, Lady.«
    Fidelma holte die Pfeile aus ihrem
marsupium,
den einen aus dem Köcher des Attentäters und den zerbrochenen aus Mochtas Zelle.
    »Sag mir, was du davon hältst, Nion«, wollte sie ohne nähere Erklärung wissen.
    Der Schmied wischte sich die Hände sorgfältig an der Schürze ab, nahm die Pfeile und besah sie sich genau.
    »Ich bin kein Pfeilschmied, habe allerdings auch schon Pfeilspitzen gemacht. Die hier sind gut gearbeitet. Die Spitze des einen ist aus Bronze und besitzt, wie du siehst, eine hohle
cro
. . .«
    »Eine was?« fragte Eadulf und beugte sich vor.
    »Eine Höhlung. Siehst du, wo der hölzerne Schaft eingepaßt wird? Hier kannst du besonders gut erkennen, wie die Spitze mit einem winzigen Metallniet befestigt wird.«
    »Und was würdest du vermuten, wo sie hergestellt wurden?« fragte Fidelma.
    »Da brauche ich nicht zu raten«, erwiderte der Schmied lächelnd. »Siehst du die Lenkfedern? Sie tragen das Zeichen eines Pfeilschmieds von Cnoc Áine, und du befindest dich in diesem Gebiet, wie du sicher weißt, Lady.«
    Fidelma lächelte dünn. »Könntest du mir einen Schmied nennen, Nion, der solche Pfeile herstellt?«
    Unerwartet lachte der Schmied laut auf. »Siehst du meinenNachbarn dort ...«, sagte er und wies auf eine nahe Zimmermannswerkstatt. »Er fertigt die Schäfte und die Lenkfedern an, und ich mache die Pfeilspitzen und setze sie auf. Dieser Pfeil gehört zu einem Bündel, das ich vor knapp einer Woche gemacht habe, das sehe ich deutlich. Weshalb fragst du, Lady?« fügte er hinzu und gab ihr die Pfeile zurück.
    Sein Gehilfe kam wieder, schüttete einen Beutel

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