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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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was der Raum wirklich aussagt.«
    Schritt für Schritt suchte sie ihn nun ab. Dann nahm sie das Pfeilende und steckte es in ihr
marsupium.
    »Ich glaube nicht, daß er uns viel zu sagen hat, ehe wir nicht mehr Tatsachen in Erfahrung gebracht haben.«
    Dann besah sie sich das Schreibgerät und die Pergamentblätter.
    »Bruder Mochta schrieb eine schöne Handschrift. Anscheinend verfaßte er ein ›Leben Ailbes‹.« Sie las von einem der Pergamentblätter ab: »›Er wurde von Christus zur ewigen Ruhe abberufen im hundertsten Jahr seines Lebens, wie es in den Annalen von Imleach verzeichnet steht, die im Jahre des Herrn 522 begonnen wurden.‹« Sie hielt inne. »Der Rest scheint zu fehlen. Aber hier gibt es noch ein Fragment.« Sie las erneut vor: »›Die Ruhestätte Ailbes ist vonSchreibern des Nordens falsch angegeben worden, denn sie wollen nicht eingestehen, daß er früher in Muman war als Patrick von Armagh.‹«
    »Haben diese Aufzeichnungen irgendeine Bedeutung?« fragte Eadulf.
    »Vielleicht«, erwiderte sie, rollte die Blätter zusammen und steckte sie ebenfalls in ihr
marsupium.
Dann blickte sie sich noch einmal um. »Ich glaube, weitere Geheimnisse enthüllt uns diese Zelle nicht. Gehen wir.«
    Sie verschlossen den Raum, nachdem sie ihn verlassen hatten; Bruder Madagan hatte den Schlüssel steckenlassen. Dann kehrten sie in den Speisesaal zurück. Davor hatte sich ein reichliches Dutzend Mönche und Nonnen versammelt. Sie waren in lange Mäntel gehüllt, und jeder trug ein Bündel und hielt einen Pilgerstab in der Hand. Abt Ségdae stand vor ihnen, die rechte Hand erhoben, Daumen und Mittelfinger gegeneinander gelegt, so daß die drei anderen Finger auf irische Art die heilige Dreieinigkeit symbolisierten.
    Er sprach den Segen über sie in Griechisch, das man für die Sprache der Evangelien hielt.
    Dann schulterten die Pilger ihre Bündel und machten sich, immer zu zweit, auf den Weg zum offenen Tor der Abtei. Dabei erhoben sie ihre Stimmen zu einem freudigen Lobgesang
    Cantemus in omni die
    concinentes varie,
    conclamantes Deo dignum
    hymnum sanctae Mariae
    »Wir wollen jeden Tag singen, gemeinsam in verschiedenen Melodien, und Gott eine würdige Hymne für die heilige Maria darbringen«, murmelte Eadulf die Übersetzung.
    Bald hatte der singende Pilgerzug das Tor der Abtei passiert und setzte draußen seinen Weg fort. Langsam verklangen die Stimmen.
    Sie schauten ihnen noch nach, als ein stämmiger Mann auf sie zukam. Er war mittelgroß, muskulös, kräftig gebaut mit ordentlichem, ergrauendem braunem Haar. Er trug ein Lederwams über seiner Arbeitskleidung und ein kurzes Schwert am Gürtel. Seine Augen waren hell und stechend. Er hatte ein gerötetes Gesicht, das ein wenig zu fleischig geworden war, als daß es das gute Aussehen seiner Jugend ganz bewahrt hätte. Er erweckte den Eindruck von erworbenem Reichtum; erworben, weil er ihn offen zur Schau trug. Sein Schmuck stach von seiner Kleidung ab. Wer solchen Reichtum von Hause aus besaß, hätte ihn nicht so geschmacklos gezeigt. Fidelma unterdrückte ein Lächeln. Sie hatte plötzlich die Vorstellung, dieser Angeber trüge ein Schild um den Hals mit der Aufschrift
Lucri bonus est odor - Geld
riecht süß. Sie fragte sich, woher diese Zeile kam, und dann fiel ihr ein, daß sie aus Juvenals »Satiren« stammte. Sie war überzeugt, daß dieser Mann nichts gegen den Satz einzuwenden hätte.
    »Bist du Lady Fidelma?« fragte er. Seine hellen Augen zogen sich leicht zusammen, als er sie musterte.
    Fidelma neigte grüßend den Kopf. »Ich bin Fidelma von Cashel«, antwortete sie.
    »Ich habe gehört, daß du nach mir gefragt hast. Mein Name ist Samradán von Cashel.«
    Fidelma sah ihm fest in die blassen hellen Augen, bis der Kaufmann aus Cashel den Blick abwandte.
    »Kann ich etwas für dich tun?« Samradán trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    Fidelma lächelte plötzlich entwaffnend. »Kanntest du Bruder Mochta?«
    Der Kaufmann schüttelte den Kopf. »Den Mönch, der verschwunden ist? Alle reden davon hier in der Abtei. Nein, den kannte ich nicht. Ich mache nur mit Bruder Madagan, dem Verwalter, Geschäfte und natürlich mit dem Abt selbst. Bruder Mochta habe ich nicht kennengelernt, jedenfalls sagt mir der Name nichts, wenn ich ihm vielleicht auch in der Abtei begegnet bin.«
    »Du hast ein Lagerhaus in Cashel?«
    Der Kaufmann nickte vorsichtig. »Am Marktplatz, Lady. Mein Haus steht auch in der Stadt.«
    »Vom Dach deines Lagerhauses aus

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