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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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folgte ihrem Blick.
    »Wir haben keine Verteidigungsmöglichkeit. Wenn sie diesen Eibenbaum in so kurzer Zeit fällen können, dann brechen ihre Axtträger die Eichentore der Abtei in Minuten auf.«
    Fidelma mußte widerwillig zugeben, daß Eadulf recht hatte. »Vielleicht können wir mit ihnen verhandeln«, meinte sie ohne Überzeugung.
    Eadulf schwieg und ließ den Blick über die brennende Stadt und die Überreste des großen Eibenbaums schweifen. Im grauen Licht der Morgendämmerung sah man zahlreiche Leichen herumliegen.
    Bruder Tomar kam die Treppe heraufgeeilt.
    »Ich habe alles getan, was du angeordnet hast, Bruder Angelsachse«, berichtete er. »Bruder Madagan ist wieder bei Bewußtsein, aber noch schwach. Abt Ségdae hat sich auch erholt und versucht die Brüder zu sammeln, damit sie den Feinden mit größerer Fassung entgegentreten.« Verlegen schaute er Fidelma an. »Wir haben uns am Tor nicht gut verhalten, als der Krieger kam, Schwester. Dafür muß ich mich entschuldigen.«
    Fidelma verzieh großmütig. »Ihr seid Glaubensbrüder und keine Krieger. Euch ist kein Vorwurf zu machen.«
    Sie schaute immer noch besorgt nach Süden, wo sie inzwischen eine Reiterschar ausgemacht hatte.
    Bruder Tomar folgte ihrem Blick.
    »Sammeln sie sich zum Angriff auf die Abtei?« flüsterte er ängstlich.
    »Ich fürchte, ja.«
    »Dann warne ich lieber die anderen.«
    Fidelma winkte ab. »Wozu? Es gibt keine Möglichkeit, die Abtei zu verteidigen.«
    »Aber vielleicht könnten wir wenigstens die Schwestern unseres Ordens in Sicherheit bringen. Ich habe mal gehört, daß der Abt von einem geheimen Gang gesprochen hat, der zu den nahen Bergen führt.«
    »Ein Gang? Dann lauf gleich zu Abt Ségdae. Wenn wir ein paar Nonnen retten können, bevor diese Barbaren einbrechen . . .«
    Bruder Tomar war schon auf dem Wege, ehe sie noch den Satz beendet hatte. Eadulf berührte Fidelma am Arm und wies wortlos über die Brüstung. Sie sah, wie am Nordende der brennenden Stadt ein Trupp der Angreifer davonritt, in entgegengesetzter Richtung zu der herankommenden Reiterschar.
    »Einige der Angreifer ziehen ab«, bemerkte er verwundert. »Warum wohl?«
    Fidelma blickte wieder nach Süden. Die Berittenen, die sie im trüben Morgenlicht erspäht hatte, waren nun im Licht der gerade aufgehenden Sonne, das den Wald erhellte, deutlicher zu erkennen. Es waren ungefähr zwanzig bis dreißig Reiter. Über ihnen flatterte ein Banner.
    Es trug einen Hirsch auf blauem Grund.
    »Das ist das Banner der Eóghanacht!« rief sie aus.
    Die Reiter galoppierten über die Ebene auf die Abtei zu.
    Mit erleichterter Miene wandte sich Fidelma zu Eadulf um. »Ich glaube, das sind Männer von Cnoc Áine«, sagte sie erregt. »Sie müssen die Glocke der Abtei gehört und darauf reagiert haben.«
    »Das wäre die Erklärung dafür, daß die Angreifer so eilig verschwinden.«
    »Gehen wir hinunter und sagen wir es den anderen.«
    Am Fuße des Turms trafen sie Bruder Tomar und Abt Ségdae. Letzterer sah noch erschöpft und bleich aus und hatte eine bläuliche Beule auf der Stirn, schien sich aber wieder gefangen zu haben. Ein Trompetensignal ertönte, als sich die Reiterkolonne der Abtei näherte. Abt Ségdae erkannte es sofort, Fidelma brauchte ihm nichts zu erklären.
    »Deo gratias!«
seufzte der Abt voller Dankbarkeit. »Wir sind gerettet! Rasch, Bruder Tomar, öffne das Tor. Die Männer von Cnoc Áine sind uns zu Hilfe gekommen.«
    Als die Flügel des Abteitors aufschwangen, hielt die Reiterschar davor. Ihr Anführer war ein gutaussehender junger Krieger, reich gekleidet und gerüstet, mit ebenmäßigem Gesicht, lockigem, kurzgeschnittenem rotem Haar und dunklen Augen. Er trug einen blauen Wollmantel, der an der Schulter von einer silbernen Spange gehalten wurde. Es war ein auffallendes Schmuckstück in Gestalt einer Sonne, von der drei mit Granaten besetzte Strahlen ausgingen.
    Sein Blick fiel auf Fidelma, die mit den anderen zur Begrüßung aus dem Tor trat. Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln.
    »Lamh laidir abú!«
rief er und reckte die geballte Faust empor.
    Eadulf hielt sich lange genug in Muman auf, um darin den Schlachtruf der Eóghanacht zu erkennen. Eine starke Hand für den Sieg!
    »Du bist willkommen, Vetter Finguine«, erwiderte Fidelma und erhob ebenfalls die geballte Faust zum Gruß.
    Der junge Mann sprang vom Pferd und umarmte seine Kusine. Dann trat er zurück und schaute sich traurig um.
    »Aber ich bin eher zu spät gekommen«,

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