Tod in der Königsburg
herausbekommen muß«, sagte sie. »Wenn es die Uí Fidgente waren, dann gut. Aber wir müssen sichergehen. Donennach von den Uí Fidgente hält sich gegenwärtig in Cashel auf, um einen Vertrag mit meinem Bruder zu schließen. Er und mein Bruder sind bei einem Mordversuch verwundet worden. In ein paar Tagen findet eine Verhandlung statt, in der wir den Uí Fidgente Doppelzüngigkeit nachweisen müssen, oder wir stehen vor allen fünf Königreichen von Éireann als die Angreifer da.Ich brauche keine Theorien. Ich brauche Beweise dafür, daß sie daran beteiligt waren.«
Finguine stimmte ihr zu. »Schade, daß sich jemand an eurem Gefangenen gerächt hat, sonst hätten wir etwas von ihm darüber erfahren können.«
»Ich frage mich, ob wirklich Rache der Grund dafür war, daß ihm jemand ins Herz stach und ihn so schnell und lautlos erledigte«, meinte Fidelma nachdenklich.
Finguine und Eadulf sahen sie überrascht an.
»Ich weiß nicht recht, was du damit andeuten willst«, sagte der Fürst von Cnoc Áine zögernd.
»Das ist doch ganz einfach«, erwiderte sie.
»Glaubst du, er wurde ermordet, damit er uns nicht preisgeben konnte, wer die Angreifer waren?« Eadulf hatte sehr wohl begriffen, worauf sie hinauswollte.
Fidelma nickte.
»Aber das würde bedeuten . . . Ja, das würde bedeuten, daß ein Mitglied der Abtei mit den Angreifern im Bunde war«, stellte Eadulf fest.
»Oder jemand, der sich in der Abtei aufhält«, verbesserte ihn Fidelma. »Ist das so schwer vorstellbar? Jede Spur dieses Geheimnisses führt in die Abtei.«
Eadulf kratzte sich nachdenklich am Ohr.
»Ich rufe mir die Situation noch einmal ins Gedächtnis zurück. Wir ließen den Krieger gefesselt liegen und stiegen auf den Turm. War er noch am Leben, als wir wieder herunterkamen, nachdem wir Finguine gesichtet hatten? Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.«
»Ich auch nicht«, pflichtete ihm Fidelma bei. »Wurde er getötet, als wir uns auf dem Turm befanden oder als wir das Tor öffneten und hinausgingen, um Finguine zu begrüßen?«
»Nun, wenn er erstochen wurde, als wir auf dem Turm standen, dann hielten sich da noch mehrere Brüder in der Nähe des Tores auf. Es waren jene, die die Leichen von Cred und Bruder Daig in die Totenkammer schafften, und die, die Bruder Madagan auf sein Zimmer brachten.«
Fidelma überlegte.
»Als wir zurückkamen und das Tor öffneten, waren auch Bruder Tomar und Abt Ségdae da. Noch ein paar andere Brüder standen dabei. Wir öffneten rasch das Tor und gingen hinaus zu Finguine. In der Zeit hätte leicht jemand den Mann erstechen können.«
»Es war jedenfalls genug Zeit, ihn zu töten, und jeder der Brüder hätte es tun können«, seufzte Eadulf.
»Das alles hilft uns nicht dabei, Kusine, herauszufinden, wer die Angreifer waren«, unterbrach ihn Finguine. »Tote reden nicht.«
Fidelma sah ihren Vetter einen Moment an und lächelte wissend. »Manchmal verrät ein Toter eine ganze Menge«, antwortete sie. »Der tote Krieger ist der einzige, der uns Hinweise auf die Angreifer geben kann. Ich meine, wir sollten ihn und seine Sachen untersuchen. Vielleicht ergibt das eine Spur.«
Sie waren auf dem Weg zur Abtei, als einer von Finguines Männern, der sich den gefällten Eibenbaum genauer angesehen hatte, auf sie zueilte und dem Fürsten etwas ins Ohr flüsterte. Mit einem triumphierenden Lächeln wandte sich Finguine zu ihnen um.
»Ich glaube, wir wissen jetzt, wo die Schuld zu suchen ist«, erklärte er mit Befriedigung. »Kommt mit.«
Sie folgten dem Mann zum Eibenbaum. Er wies auf ein Stück unverbranntes Holz von dem gestürzten Stamm.Darauf war etwas eingeritzt: die groben Umrisse eines Ebers.
»Das Emblem des Fürsten der Uí Fidgente«, erklärte Finguine überflüssigerweise.
Fidelma betrachtete es einen Moment.
»Es ist interessant, daß sich jemand während eines heimlichen nächtlichen Überfalls soviel Mühe machte, uns wissen zu lassen, wer die Angreifer waren«, überlegte sie.
In diesem Augenblick ertönte ein helles Trompetensignal.
Es waren Finguines Leute, die von der Verfolgung der Angreifer zurückkehrten.
Auf staubbedeckten, müden Pferden ritten sie in die Stadt ein. Ihr Anführer erblickte Finguine, kam heran, hielt und glitt vom Pferd. Seine Füße hatten kaum den Boden berührt, als er schon unzufrieden den Kopf schüttelte.
»Nichts«, brummte er. »Wir haben sie verloren.«
Finguine runzelte ärgerlich die Stirn. »Verloren? Wie denn?«
»Sie durchquerten einen
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