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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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machen.
    Über den großen Eibenbaum, dessen Reste vor der Abteinoch immer schwelten, wurde wenig gesprochen. Die Trauer um ihn überstieg alle Worte.
    Der erste, den sie erblickten, als sie den Platz überquerten, war der Schmied Nion, der
bó-aire.
Er hatte ein verbundenes Bein und stützte sich schwer auf einen Stock. Gegen die Kälte des Morgens hatte er sich in einen langen Wollmantel gehüllt, den er an der Schulter mit einer silbernen sonnenförmigen Spange mit drei roten Granatsteinen geschlossen hatte, ähnlich der, die Finguine trug. Er starrte düster auf die Ruinen seiner Schmiede, während Suibne, sein Gehilfe, den Schutt durchsuchte. Als sie näher kamen, rochen sie den beißenden Gestank von verbranntem Holz gemischt mit anderen Gerüchen, die sie nicht gleich identifizieren konnten. Die Luft drang ihnen ätzend in die Lungen.
    Nion sah nicht auf, als sie sich näherten.
    »Es tut gut, dich am Leben zu sehen, Nion«, begrüßte ihn Finguine. Er schien den Schmied seit langem zu kennen.
    Nion schaute auf und erkannte den Fürsten von Cnoc Áine.
    »Mein Fürst, Gott sei Dank, daß du rechtzeitig kamst. Sonst wären wir alle erschlagen und die ganze Stadt eingeäschert worden.«
    »Leider kam ich nicht rechtzeitig genug, um dir deinen Verlust zu ersparen, Nion«, erwiderte der Fürst von Cnoc Áine und betrachtete finster die Ruinen der Schmiede.
    »Ich werd’s überleben, denke ich. Andere aus unserer Stadt werden das nicht schaffen. Wir werden sehen, was wir aus der Asche retten können.«
    »Es wird eine Weile dauern, bis deine Schmiede wieder aufgebaut ist«, bemerkte Finguine traurig. »Schade. Ich dachte gerade daran, deine Kunst zu nutzen und noch einedieser Silberspangen bei dir zu bestellen.« Zerstreut betastete er seine Mantelspange. Dann fiel ihm Nions Verletzung auf. »Bist du schwer verwundet?«
    »Schlimm genug«, erwiderte Nion. »Eine Weile werde ich wohl mein Geld nicht als Schmied verdienen können.«
    »Warst du hier, als der Überfall begann?« schaltete sich Fidelma zum erstenmal ein.
    »Ja.«
    »Kannst du genau beschreiben, was sich abspielte?«
    »Da gibt’s nicht viel zu sagen, Lady«, meinte er trübe. »Ich wurde durch den Lärm geweckt. Ich schlief im hinteren Raum meiner Schmiede. Ich lief hinaus und sah, wie mehr als zwanzig Mann durch die Straßen ritten. Creds Herberge stand schon in Flammen. Die Leute rannten wild durcheinander. Ich konnte nicht erkennen, wer die Angreifer waren, merkte nur, daß sie es darauf abgesehen hatten, die Stadt in Brand zu stecken. Also griff ich mir eins von den Schwertern, die ich zum Schärfen da hatte. Als
bó-aire
hatte ich meine Pflicht zu tun. Ich lief hinaus und wollte meine Schmiede und die Stadt retten, doch so ein Feigling schlug mich von hinten nieder. Als ich am Boden lag, stieß mir ein anderer die Lanze ins Bein. Dann griffen die Flammen auf die Schmiede über. Suibne, mein Gehilfe, schleppte mich weg und brachte mich in Sicherheit.« Verlegen sah er Finguine an. »Ich bin zwar
bó-aire
und müßte meine Leute schützen, aber man kann nicht von mir verlangen, daß ich Selbstmord begehe. Es waren keine Krieger hier, und niemand konnte mir helfen, den Angriff abzuwehren.«
    »Du hast die Angreifer nicht erkannt? Du weißt nicht, wer sie waren oder woher sie kamen?« fragte ihn Finguine.
    »Sie kamen aus dem Norden und ritten auch wieder nach Norden fort.« Der Schmied spuckte auf den Boden. »Da braucht man nicht viel zu fragen, wer sie waren.«
    »Aber du weißt nicht mit Bestimmtheit, wer sie waren?« beharrte Fidelma.
    »Wer sonst als die Dal gCais? Wer sonst als diese mordlustigen Uí Fidgente würde einen solchen Angriff auf Imleach unternehmen und den großen Eibenbaum zerstören?«
    »Aber du weißt es nicht mit Sicherheit?« betonte sie nochmals.
    Der Schmied kniff die Augen in unverhohlenem Zorn zusammen. »Wenn ich wieder einem Uí Fidgente begegne, brauche ich keinen Beweis, bevor ich ihn totschlage. Wenn ich mich irre, dann fahre ich gern zur Hölle aus Freude darüber, daß ich einen Uí Fidgente dahin mitnehme! Seht euch an, was sie meiner Stadt angetan haben.« Mit ausholender Armbewegung wies er auf die schwelenden Ruinen.
    Finguine wandte sich mit ernster Miene an seine Kusine. »Die meisten unserer Leute denken so, Kusine. Wer sollte es auch sonst gewesen sein als die Uí Fidgente?«
    Fidelma führte ihn und Eadulf weg von der Schmiede, bis sie außer Hörweite von Nion waren.
    »Das ist es eben, was ich

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