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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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Film.«
    »Das Leben ist doch bekanntlich der schlechteste aller Filme«, sagte Anna und grinste. »Und? Gefällt dir das Zimmer?«
    »Doch, ja. Ich überlege nur wegen der Miete.«
    »Unter dreihundert Euro kriegst du kaum was Vergleichbares. Nicht in Innsbruck.«
    »Wenn ich einen Job finde, ist es okay. Im Moment bin ich ehrlich gesagt pleite.«
    »Ich arbeite stundenweise bei Douglas, die suchen immer wieder Aushilfskräfte. Wenn du willst, frage ich für dich.«
    »Das wäre nett.« Den ganzen Tag Parfums auf Handgelenke von Kundinnen zu sprühen und dabei zu lächeln, war zwar nicht Veras Traumjob, aber besser als nichts.
    »Oder du versuchst es im Blue Note. Vielleicht hast du Glück, und sie haben noch keinen Ersatz für Karin gefunden. Du müsstest halt abends bis weit nach Mitternacht arbeiten.«
    »Das wäre mir sogar lieber.« So hätte sie tagsüber Zeit für ihre Nachforschungen. »Was für ein Lokal ist das?«
    »Ein Jazzcafé mit Livemusik. Zum Essen gibt es nur Kleinigkeiten, das aber bis ein Uhr nachts. Ziemlich beliebter Schuppen. Viele gehen nur wegen dem Jazzpianisten hin.« Anna ließ ihre Wimpern flattern. »Der schöne Luca, ein heißer Typ. Karin hat ihn mal angeschleppt.«
    »Luca und wie noch?«
    »Briguglia. Ein echter sizilianischer Romeo.«
    »Luca Briguglia? Ich glaub’s nicht.«
    »Kennst du ihn?«
    »Ein Freund von mir hat vor Kurzem in München mit Briguglia gespielt und ihn in den höchsten Tönen gelobt. Ein Spitzenpianist.« Das wäre wenigstens eine Arbeit, bei der sie erstklassige Musik zu hören bekäme. »Der Job klingt prima. Wenn du mir die Telefonnummer vom Blue Note gibst, rufe ich gleich an.« Vera lächelte. »Und wenn es klappt, nehme ich das Zimmer.«
    »Klar nimmst du das Zimmer. Hier sind schon mal die Wohnungsschlüssel. Fühl dich zu Hause.«
    * * *
     
    Heisenberg unterdrückte ein Ächzen, als er sich bückte, um unter dem rot-weißen Absperrband hindurchzukriechen. Dann mühte er sich die Wiese hoch, die noch nass vom Tau war. Obwohl das Gelände nur minimal anstieg, ging ihm schon nach wenigen Metern die Puste aus. Er pausierte, presste seine Hand an die Brust und sah sich rasch um. Einige Leute von der Spurensicherung durchstreiften das Gras, die Augen auf den Boden gerichtet. Niemand hatte seine Schwäche bemerkt, gut so. Sie redeten ohnehin über nichts anderes als seine bevorstehende Pensionierung und dass es höchste Zeit dafür war. Zur Schau gestellte Kurzatmigkeit wäre Wind auf die Mühlen der Lästermäuler.
    Der Spusi-Chef Severin Bartsch, der in seinem engen weißen Ganzkörperanzug wie eine überdimensionale Weißwurst aussah, richtete sich auf. Er hob grüßend die Hand, ließ dann den gestreckten Daumen nach unten sacken.
    Bis jetzt nichts. Heisenberg nickte ihm zu.
    Dann entdeckte er Wurz, um dessen Mundwinkel ein triumphierendes Lächeln spielte.
    Endlich ein Kapitalverbrechen, schien das Lächeln zu sagen. Endlich nicht nur die üblichen Drogendelikte oder Diebstähle, sondern etwas richtig Großes, etwas Karriereförderndes. Als dienstältester Kripobeamter nach Heisenberg wartete Wurz nur darauf, ihn als Leiter des Landeskriminalamts zu beerben. Natürlich war das aussichtslos.
    Nach mir werden sie sich wieder einen Wiener holen, da nützt dir auch das richtige Parteibuch nichts.
    »Grinsen S’ nicht, Wurz, das ist keine Party hier.«
    Wurz errötete wie ein ertappter Schuljunge.
    »Der Prantl ist gerade fertig geworden, Chef.«
    »Dann will ich mir den Fund mal anschauen.« Heisenberg näherte sich dem Holzstoß, vor dem eine schwarze Plastikfolie ausgebreitet war. Vier blutige Fleischbrocken lagen darauf. Die Hände waren das einzig Menschenähnliche daran.
    Scheußlich.
    Prantl schloss seinen Koffer und sprang aus der Hocke in den Stand. Er begrüßte Heisenberg mit einem kräftigen Händedruck. Mit seiner rahmenlosen Brille und dem breiten Lächeln hätte man ihn für einen Bankbeamten halten können. Dass er täglich Leichen zerschnippelte und in ihren Eingeweiden wühlte, sah man ihm nicht an. Schon gar nicht, dass er einer der Besten seines Faches war. Heisenberg schätzte ihn sehr. Wenn Prantl nicht ständig seine penetrant gute Laune zur Schau gestellt hätte, hätte er ihn sogar gemocht.
    »Können S’ schon was sagen?«
    »Wenig, mein Lieber, wenig. Wie Sie sehen, handelt es sich um zwei menschliche Arme.«
    »Todeszeitpunkt?«
    »Kann ich nur ganz grob schätzen. Liegt auf alle Fälle mehr als vierundzwanzig Stunden zurück,

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