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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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weil die Totenflecke nicht mehr vollständig wegdrückbar sind. Der maximale Ausprägungsgrad der Totenstarre ist bereits überschritten. Daher ist das Opfer nicht länger als achtundvierzig Stunden tot.«
    Heisenberg riss die Augen auf. »Sie können anhand dieser Stücke die Totenstarre beurteilen?«
    »Dazu braucht man nur einige intakte Gelenke, nicht eine komplette Leiche.«
    Heisenberg nickte anerkennend.
    »Gut. Und wie steht’s mit dem Geschlecht des Opfers?«
    »Schwierig, sehr schwierig. Genaues kann nur die DNA-Analyse bringen. Nach der Struktur der Finger vermute ich, dass es sich um eine Frau handelt. Lackreste an den Nägeln haben wir auch und zwei hellere Stellen, von Ringen.« Er deutete auf zwei Finger. »Aber Lack und Ringe beweisen natürlich gar nichts, heutzutage.«
    »Und das Alter?«
    »Noch problematischer. Nach dem Hautbild zu urteilen, handelt es sich möglicherweise um eine ältere Person. Aber da betreten wir schon den Bereich der Spekulation. Für eine genauere Einschätzung muss ich zuerst die Knochenstruktur untersuchen, vor allem den Oberarmknochen.«
    »Bis wann bekomme ich die endgültigen Ergebnisse?«
    »Die Ergebnisse der DNA-Analyse haben Sie bis morgen Abend.«
    Heisenberg öffnete den Mund, um einen schwachen Protest zu formulieren. Aber Prantl ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Fragen Sie gar nicht. Es geht nicht schneller. Ich habe die Brisanz des Falles und Ihre Ungeduld schon einberechnet.«
    Arroganter Knilch, dachte Heisenberg und ärgerte sich gleichzeitig darüber, dass er so ungerecht war. »Noch eines. Was ist zur Zerstückelung zu sagen?«
    »Sauber durchgeführt, glatte Schnittstellen, vermutlich von einer Axt.«
    Prantl verabschiedete sich und lief mit federnden Schritten Richtung Parkplatz. Woher nimmt der die Zeit, seinen Körper dermaßen fit zu halten, obwohl er so viel arbeitet?, fragte sich Heisenberg. Mit Entsetzen erinnerte er sich an seinen letzten Besuch in der Sauna. Er war eigens nach Seefeld gefahren, um keine Bekannten zu treffen. Und ausgerechnet der Prantl war ihm als Erster über den Weg gelaufen, mit seinem Waschbrettbauch. Noch nie hatte Heisenberg sich so hässlich gefühlt. Ja, sogar schuldig. Als wäre Übergewicht ein Verbrechen an der Gesellschaft. Seither mied er Wellnesseinrichtungen aller Art, sehr zu Theas Leidwesen.
    Wind kam auf. Als ein Schwall süßlichen Gestanks seine Nase erreichte, krampfte sich sein Magen zusammen. Er wich zurück, als hätte ihm jemand einen Schlag verpasst. Brechreiz stieg in ihm auf. Doch er hatte ihn kommen sehen und kämpfte dagegen an.
    »Wo genau lagen die Teile?«, fragte er, als er sich wieder im Griff hatte.
    Wurz zeigte auf den Holzstoß. »Sie waren in einen Müllsack eingeschlagen und mit Bindfaden verschnürt. Das Päckchen befand sich im Brennnesselgestrüpp neben den Holzscheiten. Irgendein Tier hat das Plastik durchgenagt und eine Hand herausgezerrt. Die hat dann eines der Kinder entdeckt.« Wurz deutete auf die Schüler, die am Parkplatz warteten und wie ein Haufen verschreckter Küken durcheinanderschnatterten.
    Zwei Kinder heulten, andere standen kurz davor. Die beiden Lehrerinnen versuchten, sie zu beruhigen.
    Mitterhofer kam aus dem Wald und schloss seinen Hosenstall. Mit seinen zu langen Beinen wirkte er, als könnte ihn der erstbeste Windhauch umknicken. Bis jetzt hatte er sich allerdings als ziemlich zäh erwiesen.
    »Soll ich mich um die Kinder kümmern?«
    »Die Kinder übernehme ich. Heizen Sie den Spusi-Leuten ein. Die müssen den Rest der Leiche finden.«
    »Sie suchen schon seit einer Stunde. Schaut nicht gut aus.«
    »Von mir aus sollen sie den ganzen Tag suchen und jeden Grashalm einzeln umdrehen, Hauptsache, sie finden was.«
    Mitterhofer trollte sich.
    »Wurz, Sie können mit den Ermittlungen anfangen. Nehmen Sie sich die Vermisstenanzeigen aus der näheren und weiteren Umgebung vor.«
    Heisenberg ließ Wurz stehen und spazierte zum Holzhäuschen am Waldrand, das zum Spielplatz gehörte. Es war auf Pfählen gebaut, eine Hühnerleiter führte nach oben. Sie war zwar für Kinder gedacht, machte aber einen stabilen Eindruck.
    »Gibt ja auch schwere Kinder«, brummte er und kletterte vorsichtig hinauf. Hier hatte man einen Ausblick über das gesamte Areal. Gierig sog er den Duft von Rindenmulch ein und überlegte.
    Wenn jemand einen Mord beging und die Leiche am Kinderspielplatz entsorgte, sie schlecht und recht unter Brennnesseln verbarg, dann war er entweder dumm, oder er

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