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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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Berkan die höhere Miete nicht zahlen? Ich dachte, Schutzgelderpressung sei ein gutes Geschäft.«
    »Hm«, brummte Twiggy. »Dafür kann es mindestens zwei gute Erklärungen geben.«
    Dornröschen zog am Joint.
    »Erklärung Nummer eins: Tarnung. Die wollen nicht, dass die Schutzgeldgeschichte auffliegt, und das würde sie vielleicht, wenn in der Buchhaltung vom Gemüseladen seltsame Einnahmen auftauchten oder sich dessen Finanzlage auf einen Schlag bessern würde.«
    »Na ja«, warf Matti ein.
    Twiggy winkte ab, und Robbi maunzte. »Erklärung Nummer zwei: Berkan hat nichts mit der Schutzgeldsache zu tun, nur sein Sohn ist kriminell. Da gäbe es die Varianten zwei a: Berkan weiß es, deckt den Sohn aber, und zwei b: Berkan weiß es nicht oder verdrängt es. Wir sollten ihn einfach fragen.«
    »Vielleicht.« Dornröschen grübelte und gähnte. »Wenn wir Berkan fragen, gibt es die Möglichkeiten eins bis vier. Erstens: Er ist erstaunt und leugnet. Zweitens: Er ist erstaunt und sagt, was er weiß oder ahnt. Drittens: Er hängt mit drin und leugnet. Viertens: Er hängt mit drin, und wir kriegen Ärger. Wir haben es mit Mördern zu tun. Nein, wir sollten nicht auspacken, was wir wissen. Aber das würden wir tun, wenn wir fragen. Wenigstens teilweise.«
    »Wir müssen damit rechnen, dass die es nicht bei einer Bombe belassen. Sobald die merken, dass wir weitersuchen, geht es rund«, erklärte Matti.
    »Ich bau wieder was auf«, sagte Twiggy. Er hatte schon einmal ein Sicherungssystem mit Kameras und Bewegungssensoren installieren müssen. Und seit dem Kampf mit der Detektei war die Wohnungstür ohnehin verstärkt worden. So schnell kam keiner in die Wohnung hinein. Außerdem haben wir die Makarovs, dachte Matti. Die haben wir ausgegraben im Waldversteck, obwohl wir mal gedacht hatten, sie nie zu brauchen.
    »Wir tauchen nicht ab«, sagte Dornröschen. »Diesmal nicht.«

12: Does He Have A Name?
    S ie freue sich, wenn Freunde von Rosi sie besuchten in Ahrensbök, sagte Frau Weinert. Dornröschen erklärte nach dem Telefonat, so höre sich eine einsame Frau an. Sie fuhren im Bulli über die Stadtautobahn auf den Ring, dann auf die Autobahn 24 in Richtung Hamburg. Am Dreieck Schwerin führte Twiggys Navi sie über die A 14 auf die A 20. Es war wenig los an diesem Vormittag. Der Sommer ertrank im Regen, die Scheibenwischer wischten wie die Teufel, aber es blieb ein Wasserfilm auf der Scheibe, der Twiggy zwang, langsam zu fahren. Im neuen CD-Player, den er zusammen mit einer kräftigen Bassbox gerade erst eingebaut hatte, dröhnte As Good As It Gets von Gene.
    Twiggy hatte noch in der Nacht sein Überwachungssystem aufgebaut, das ihnen schon einmal das Leben gerettet hatte. Er hatte auch den Bulli elektronisch gecheckt, und auf der Fahrt achteten sie darauf, ob ihnen jemand folgte. Aber da war niemand, und Matti glaubte, dass die Typen überzeugt waren, mit dem Bombenanschlag ihr Ziel erreicht zu haben. Die waren gewiss nicht dumm und wussten, dass jedes Verbrechen Spuren hinterließ. Und außerdem dürften die andere Sorgen haben, als einem Taxifahrer und seinen WG-Genossen ans Leder zu wollen. Das hörte sich überzeugend an. Doch die Angst blieb, und sie wurde nur wenig gedämpft von den Makarovs, die sie im Bus versteckt hatten.
    Sie hielten nicht an, ließen die Lübecker Ausfahrten hinter sich. Hier regnete es nicht, die Sonne schien aus einem klaren Himmel. Das Navi führte sie von der letzten Ausfahrt vor dem Autobahnende über Dörfer auf die Bundesstraße 432, auf der sie nach ein paar hundert Metern Gnissau erreichten. Sie waren bald am Dorfende und mussten dann rechts abbiegen, um eine Weile auf einem Sträßchen durch eine Siedlung zu fahren, rechts sahen sie schon das reetgedeckte Haus aus roten Klinkern, von dem Frau Weinert gesprochen hatte. Nach einer scharfen Rechtskurve erreichten sie eine Einfahrt am Haus, und Twiggy stellte den VW-Bus hinter einem alten Toyota Corolla ab. Rosen rankten an der Fassade.
    Kaum waren sie ausgestiegen, kam ihnen eine kleine Frau mit kurzen weißen Haaren entgegen. Sie trug eine eckige Metallbrille und Clogs an den Füßen. Ein Pferd wieherte irgendwo wie zur Begrüßung.
    Matti überlegte, ob Rosi hier aufgewachsen war. Es erschien ihm merkwürdig, Rosi war durch und durch Stadtmensch gewesen. Dass sie außerhalb Berlins aufgewachsen sein könnte, wäre ihm nie in den Sinn gekommen.
    Ein Traktor mit Hänger rumpelte vorbei.
    »Sie müssen Dornröschen sein!« Frau Weinert

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