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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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schleppt?«
    »Ist bei Schwarze Risse, im Buchladenkollektiv im Mehringhof«, sagte Dornröschen. »Ich erinnere mich. Aber zurück zu den Kolding-Leuten. Die waren bei euch, haben versucht euch einzuseifen, sind auf die Schnauze gefallen, und danach habt ihr diesen Liebesbrief bekommen? In dieser Reihenfolge?«
    Karin nickte beflissen.
    »Und ihr glaubt, der Brief stammt von denen?«
    Karin nickte. »Von wem denn sonst?«
    »Bananen-Udo glaubt das auch?«, fragte Matti.
    »Alle glauben das«, erwiderte Karin. »Wer soll es denn sonst sein?«
    »Und warum sind die so sauer auf euch?«
    »Mensch, Matti, das ist doch klar.« Karin klang gereizt. »Wir haben Aktionen gegen die gemacht und gegen diese Spießer mit der dicken Kohle …«
    »Was für Aktionen?«, fragte Twiggy.
    »Gesprayt und so …«
    »Und was ist das ›Und so‹?«
    Karin wurde noch bleicher.
    »Ist gut«, sagte Dornröschen.
    Matti fielen Zeitungsberichte ein von brennenden Autos, eingeworfenen Fensterscheiben und krumm getretenen Luxusfahrrädern.
    »Haben die Kolding-Fritzen euch auf die militanten Aktionen angesprochen?«, fragte Dornröschen geduldig.
    Karin nickte.
    »Und ihr habt es abgestritten?«
    »Wir haben gelacht«, sagte Karin.
    »Habt ihr solche Aktionen gemacht?«, fragte Matti.
    Karin grinste verschämt.
    »Ist doch okay«, sagte Twiggy im Tonfall eines Oberarztes nach einer kritischen Operation zu den Angehörigen im Krankenhausflur. »Ich würde mir auch was einfallen lassen, um die Pisser zu vergraulen. Nur, hat’s was gebracht?«
    »Aber wir müssen doch was tun!«, sagte Karin. »Ein Haus nach dem anderen wird gekauft und luxussaniert. Die Mieten steigen, es werden Mietwohnungen versteigert, stell dir das mal vor, das ist doch pervers. Darin leben Leute, oft schon seit Jahrzehnten, und dann werden die mit ihren Wohnungen einfach versteigert. Wer bietet das Meiste?« Ihre Hand schnellte hoch, als wollte sie sich melden. »Da kann man nicht herumsitzen und jammern, da muss man was tun, wenn die so mit Menschen umspringen.«
    »Sagen wir es so: Die Kolding-Fritzen glaubten, dass ihr hinter den Aktionen steckt. Deshalb sind sie aufgetaucht, deshalb könnten sie den Drohbrief verfasst haben und deshalb könnten sie Rosi umgebracht haben.« Dornröschen kratzte sich an der Nase. »Was haben die euch gesagt, als sie aufgetaucht sind?«
    Karin überlegte. »So genau weiß ich das gar nicht mehr. Nichts Genaues. Von Geld war die Rede, von Zusammenarbeit, dass die Betroffenen einbezogen und irgendwie entschädigt werden sollen …«
    »Haben die euch Geld angeboten, damit ihr Ruhe gebt?«, fragte Matti.
    Karin schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, da waren so Sprüche wie: Man kann über alles reden … Ach ja, die laberten, dass sie uns vielleicht als Experten hinzuziehen könnten.«
    »Hat jemand in der Ini das gut gefunden?«, fragte Matti.
    »Nein!« Das kam prompt. »Wir haben öffentliche Sitzungen in der Weltküche , hin und wieder kommen Leute vorbei, wenn es sie gerade erwischt hat mit Mieterhöhungen oder Umwandlungen in Eigentumswohnungen. Und dann kamen eben diese drei Typen, ganz cool, gut gelaunt und fanden uns toller, als wir uns selbst fanden. Sie hätten Verständnis, für alles. Aber irgendwann müsse man vernünftig reden. Wir könnten nicht bis zu unserem Lebensende … der hat wirklich gesagt: bis zu unserem Lebensende …« Karin legte ihre Stirn in Falten. »Na ja.« Sie kratzte sich an der Wange. »Also, wir könnten nicht bis zu unserem Lebensende solche Sachen machen.« Sie klang verächtlich.
    »Und woher konnten die so genau wissen, was ihr macht?«, fragte Dornröschen.
    »Ach, das weiß fast jeder hier. Wir diskutieren das, wir verteilen Flugblätter … nur die konkrete Planung und die Aktion selbst, also, was wir machen, wann wir es machen und so weiter, das wird im engeren Kreis geklärt.«
    »Sicher, dass ihr keinen Spitzel habt?« Matti blickte Karin aufmerksam an.
    Sie überlegte, schüttelte bedächtig den Kopf, rieb sich an der Nase und stöhnte leise. »Wer sollte das Schwein sein?«
    Matti zuckte mit den Achseln. »Wenn du es nicht weißt oder ahnst?«
    Sie stützte ihr Gesicht auf die Hände und dachte nach. »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Aber die Kolding-Leute wussten einiges über euch.«
    »Glaubst du, die haben bei uns einen eingebaut? Ich kenne jeden, der bei uns mitmacht.«
    »Und was ist mit Bananen-Udo, der kommt aus Hamburg. Sagt er. Und der wollte zu den Bullen mit dem Brief«,

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