Tod in Kreuzberg
hatte sie ihn also beschwindelt. »Sie werden dort keine Spuren finden, weil ich gemeint war«, sagte Matti.
»Wir müssen allen Spuren folgen. Könnte doch sein, dass ein eifersüchtiger Typ ihr gefolgt ist und das Auto in die Luft gesprengt hat.«
»Es könnten auch die Marsmännchen gewesen sein«, sagte Matti. »Sie verschwenden Ihre und vor allem meine Zeit. Wenn Sie sich nicht für meine Meinung interessieren, kann ich auch gehen.«
»Sie bleiben«, sagte der BKA-Bulle. »Bitte!«, fügte er gequält hinzu.
»Warum hat sie ihre Adresse verschleiert?«, fragte Matti.
Die Kuchenkistenfrau lächelte: »Frauen tun das manchmal, um sich zu schützen. Es gibt die Typen, die stehen vor der Tür, wenn man glaubt, sie losgeworden zu sein.« Sie zuckte mit den Schultern, wie um sich zu entschuldigen.
Matti spürte, wie die Kränkung sich anschlich.
»Ich habe sie nie mit einem anderen gesehen«, sagte die Kuchenkistenfrau tröstend. Es klang wie: Sie hätte dich schon mitgenommen in ihre Wohnung.
Der BKA-Bulle glotzte, zog ein Handy aus der Tasche und befahl: »Obentrautstraße absuchen nach dieser Lara. Nein, wir haben kein Bild. Nun beeilen Sie sich, das ist ein Mord und kein Taschendiebstahl.«
Endlich waren sie da. Dornröschen nahm Matti in den Arm, und er flüsterte ihr in Kurzfassung ins Ohr, was geschehen war. Twiggy stellte sich vor den BKA-Bullen, musterte ihn streng und inspizierte die Kuchenauslage. »Himbeerschoko hätte ich gern, zwei Stücke.«
»Die wollten Matti umbringen«, sagte Dornröschen zu Twiggy.
»Die Koldings?«
»Vermutlich.«
Der BKA-Bulle glotzte von einem zum anderen.
»Sie haben Lara ermordet«, sagte Matti und blickte Twiggy traurig an.
»Die Schweine, wir klären das, darauf kannst du dich verlassen«, sagte Dornröschen.
Matti war ihr dankbar, dass sie nicht nach Lara fragte. Sie wusste genug, um Mattis Zustand zu begreifen. Matti hatte eine Frau kennengelernt, und die Frau war umgebracht worden.
»Die meinten mich«, sagte Matti. »Bombe im Taxi.«
Dornröschen nickte.
»Drecksäue«, sagte Twiggy. »Die machen wir kalt.«
Der Bulle stand am Eingang und telefonierte. Die Kuchenkistenfrau brachte die Torte. Es waren zwei Riesenstücke.
»Angeblich haben die den Mörder von Rosi erwischt, aber sie haben ihn abgeknallt.«
»Wie praktisch«, schmatzte Twiggy. »Dann kann der ja nichts mehr verraten.«
»Einzeltäter, was?« Dornröschen schüttelte den Kopf. »Es ist immer der gleiche Quark.«
»Der Täter wollte Sex, hat ihn nicht bekommen. Er war zugedröhnt«, sagte der BKA-Bulle.
»Aber die Bullen haben ihn überwacht«, sagte Matti. »Weil er in einer Bande war. Von wegen Einzeltäter.«
»Was glauben Sie denn?«, maulte der BKA-Bulle. »Wenn einer in einer Bande war, muss er doch nicht alles auf Weisung machen.«
»Sie haben doch keine Ahnung«, sagte Twiggy und widmete sich dem zweiten Tortenstück.
Das Bullenhandy fiepte. »Ja?« Er hörte zu, dann: »Obentrautstraße 33a, okay. Ich komme.«
»Wir fahren mit«, sagte Matti.
»Nichts tun Sie. Bleiben Sie hier, und essen Sie Torte.« Er verließ den Laden und eilte zum Bullenauto.
Matti und Dornröschen setzten sich zu Twiggy, der den Rest vertilgte. Er war bleich geworden.
»Ich begreif es nicht«, sagte Dornröschen. »Wenn der Typ, den die Bullen erschossen haben, Rosis Mörder war, wer hat dir dann die Bombe ins Taxi gebaut?«
»Kolding«, sagte Twiggy. Er kratzte mit der Gabel über den Teller und leckte sie ab.
»Wir kriegen die Kerle«, sagte Dornröschen.
»Runde vielleicht?«, fragte Matti.
»Der Chef?«, fragte Twiggy.
»Aus der Ini war es keiner. Ich glaube nicht, dass einer von denen Bombenexperte ist«, sagte Matti.
»Wer weiß.« Twiggy blickte zum Tresen.
»Aber wir müssen die unwahrscheinlichen Möglichkeiten erst mal ausschließen.«
Die Kuchenkistenfrau stand neben dem Tisch und hörte mit.
Twiggy wurde immer blasser.
»Was ist?«, fragte Dornröschen.
»Die hätten ihn fast umgebracht, und ich fress Torte«, stammelte er.
»Das ist in Ordnung«, sagte Matti. »Ist so was wie eine Übersprungshandlung.«
»Genau«, sagte die Kuchenkistenfrau, »Kompensation, hab ich mal gelesen.«
»Amateurpsychologie«, schimpfte Dornröschen. Sie winkte ab. »Was jetzt?«
»Das besprechen wir unterwegs«, sagte Matti. Er fühlte sich wirr. Rache, Trauer, Verzweiflung, Wut und Regungen, die er nicht bestimmen konnte.
Sie gingen los, über die Schlesische Straße in Richtung Treptow.
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