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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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Umma.«
    Ölcan holte aus, wandte sein Gesicht der Faust zu, die er auf Ohrenhöhe ballte, und ließ sie sinken. »Jeder Hieb wäre zu viel Anerkennung für dich«, brummte er. »Außerdem kannst du dann ein halbes Jahr nicht mehr fahren. Und das wäre schlecht für mich.«
    »Du müsstest einen anderen einstellen.«
    Ülcan tippte sich an die Stirn. »Ich bin doch nicht verrückt. Jeder neue Fahrer wüsste mehr Tricks als du, um mich zu bescheißen. Dich habe ich längst durchschaut, du kannst mir nichts vormachen.«
    »Okay, okay«, sagte Matti, »dann tue ich dir den Gefallen, nicht zu kündigen. Obwohl ich da echt ein gutes Angebot habe.«
    Ülcan guckte sehr trübsinnig. »Allein die Überlegung zu kündigen zeigt, was für ein undankbarer Mensch du bist.«
    »Ist es nicht ein durch und durch gesunder Impuls, dass man einem Sklaventreiber entkommen will?«
    Ülcan griff hinter sich und hatte einen Briefbeschwerer in der Hand. Er glänzte golden, der Gitarrenspieler mit Hut auf dem schweren Sockel. Matti sprang zum Schlüsselbrett, schnappte sich den Autoschlüssel und knallte die Tür von außen zu.
    Der neue alte Benz war noch ausgeleierter als der Oldtimer, der explodiert war. Der Fahrersitz war runtergesessen, auf den anderen Plätze quoll Polster durchs graue Leder. Aber der Diesel sprang sofort an und klang, wie ein Diesel aus der Frühsteinzeit klingen muss. Rau, aber gesund. Matti rollte aus dem Hof auf die Manitiusstraße und parkte gleich, um Dornröschen anzurufen.
    »Volltreffer, er kennt ihn«, sagte er.
    »Gut, dann beginnt die Aktion heute Abend.«
    Am Maybachufer/Ecke Ohlauer Straße winkte ein Schnösel. Er hatte ein flaumiges Oberlippenbärtchen, eine auf alt getrimmte Hornbrille und trug einen steifen Hut mit rotem Band.
    »Fahren Sie«, sagte er, als er eingestiegen war, »fahren Sie nur.«
    »Wohin?«, fragte Matti.
    »Fahren Sie, fahren Sie.«
    Es begann zu regnen, die Scheibenwischer verschmierten die Windschutzscheibe, bis die Waschanlage für klare Sicht sorgte.
    Matti trödelte auf die Hasenheide, dann auf die Wissmannstraße und die Karlsgartenstraße. Licht brach durch die Wolken und ließ die nassen Blätter auf der Allee glänzen. Die Straße spiegelte, fast hätte Matti einen Radfahrer übersehen, der die Fahrbahn querte, ohne zur Seite zu schauen.
    »Ist es der richtige Weg?«
    »Es gibt keinen falschen Weg, wenn man ihn bewusst geht«, sagte der Mann. Der Hut stieß ans Wagendach.
    »Klingt interessant. Von wem stammt das?«, fragte Matti
    »Von mir, von wem sonst?«
    Er trug eine Fliege, sah Matti im Spiegel.
    Sie rollten an der Jahn-Sporthalle Neukölln vorbei, stießen auf den Platz der Luftbrücke.
    »Hier mal links«, sagte der Schnösel.
    Auf den Tempelhofer Damm, vorbei am Bullenhauptquartier, dann aber nicht auf die Autobahn, sondern weiter nach Tempelhof. Auf dem Mariendorfer Damm sagte der Mann: »Die nächste links rein.«
    Es war die Prühßstraße. Erst war sie kleinstädtisch, Läden, Apotheke, Sparkasse säumten die schmale Straße, dann wuchsen rechts und links Laubbäume. Es wurde ländlich. Rechts eine Baustelle, dann ein Mehrfamilienhaus. Als die Straße an einer Querstraße endete, sagte der Schnösel. »Rechts, wenn es beliebt.«
    Matti bog ab.
    Gleich sagte der Schnösel. »Wenn Sie hier vielleicht halten könnten.«
    Matti fuhr rechts ran und hielt ein paar Meter vor einem dicken Baum.
    Er spürte einen spitzen Druck an der Rippe, links.
    »Das ist ein Messer«, sagte der Schnösel. »Wenn du muckst, stech ich dich ab.«
    »Mach keinen Scheiß«, sagte Matti. »Steig aus und verschwinde.«
    Der Schnösel lachte spöttisch.
    »Oder ich fahr dich zum nächsten Bahnhof …«
    »Das ist ein langes Messer«, sagte der Schnösel. »Und wenn du dich nach vorn beugst, komme ich nach. Verstanden?«
    Das ist einer von denen, dachte Matti. Der tut nur so, als wäre er ein Taxiräuber. Warum tut er so, wenn er mich umbringen will? Das ist doch Quatsch! Oder will er vorher seinen Spaß haben? Ein perverser Killer?
    »Was willst du?«
    »Was wohl?«
    Matti spürte seinen Zorn. Sie hatten Lara ermordet, sie hatten ihn umbringen wollen, sie hatten ihn verprügelt, sie hatten ihn verarscht, und der Typ auf der Rückbank wollte Schlitten mit ihm fahren. Es reicht. Der Typ hätte nicht einsteigen dürfen, es ist sein Fehler. »Was willst du?«, fragte Matti und legte Angst in seine Stimme. Aber er hatte keine Angst, die hatte keinen Platz neben seiner Wut. Ihm war es egal, ob

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