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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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beidseitig vollgeparkten zweispurigen Straße standen Büsche und Bäume vor zehnstöckigen Mietwohnungsbetonklötzen, Balkon über Balkon, die an Hühnerlegebatterien erinnerten. Links ein Zaun, dahinter wieder Bäume und Büsche, die das betonierte Elend nur hervorhoben. Auf der rechten Seite eine Einbuchtung, die Tiefgarageneinfahrt, umrahmt von einer u-förmigen Rampe, zwischen Einfahrt und Rampe gelbe, blaue und braune Müllcontainer. Ali zog an einer Kette, die am Gürtel befestigt war, ein Taschenmesser hervor und ließ es kreisen.
    »Entweder er macht auf cool, oder er langweilt sich wirklich. Wo will der Typ hin?«, fragte Twiggy. Er zündete sich eine Zigarette an.
    Dornröschens Handy erklang. »Verdammt!«, fluchte sie und wies den Anruf ab. Dann guckte sie nach, wer angerufen hatte und lächelte kurz.
    Ali blieb auf der Behmstraßenbrücke stehen und schaute sich um. Die WG-Freunde erstarrten und taten dann so, als wären sie Spaziergänger. Matti kam sich blöd vor. Eine perfekte Tarnung dachte er, diese Betonwüste lädt zum Spazierengehen geradezu ein. Links Wohnsilos, rechts Wohnsilos, ihr Grau kläglich garniert mit Grün. Der tiefergelegte Golf auf Gummiwalzen mit Technomusik, der vorbeidröhnte, passte in die Landschaft. Nur der Himmel spottete im sattesten Blau über die menschengemachte Einöde.
    Ali schlich weiter.
    »Ob er uns gesehen hat?«, flüsterte Twiggy.
    »Quatsch«, sagte Dornröschen laut. »Nun stellt euch mal nicht an.«
    »Was treibt der Typ?«, fragte Twiggy.
    »Das werden wir herausfinden«, antwortete Dornröschen. »Im Augenblick beglotzt er die Züge.«
    Eine S-Bahn ratterte vor der ersten Reihe der Mietshäuser an der Brücke vorbei.
    Ali hatte den Scheitelpunkt der Brücke verlassen und ging hinunter auf die andere Seite, vorbei an einem Steg, der rechts von der Brücke abzweigte und zu weiteren Wohnanlagen führte. Am Ende der Brücke teilte ein Mittelstreifen mit Wiese, Büschen und Bäumen die Fahrspuren. Ali lief immer weiter in Richtung Pankow und Buch. Eine Graffiti-verzierte Mauer begrenzte den Bürgersteig. Ali wich einer Frau aus, die einen Doppelkinderwagen vor sich herschob, und hörte währenddessen kurz auf, sein Messer an der Kette zu drehen.
    Sie erreichten eine Ampelkreuzung und die Schivelbeiner Straße.
    »Verflucht«, schimpfte Twiggy, »wohin latscht der Kerl. Ich komme mir vor wie auf dem Wandertag.«
    Ali lief unbeirrt weiter. Aber Matti hatte jetzt das Gefühl, dass der ein Ziel hatte. Niemand läuft einfach so durch diese triste Gegend, und dies auf der Hauptverkehrsstraße immer geradeaus. Einem Apothekenhinweis- folgte ein Dreißig-Stundenkilometer-Schild. Auf dem Mittelstreifen parkten Autos. Rechts kam eine Bäckerei, und Ali schlenderte unverdrossen weiter.
    »Man könnte fast glauben, der Typ weiß, dass wir ihm folgen, und will uns verarschen«, sagte Twiggy.
    Matti nickte. »Es sieht so aus. Den Eindruck habe ich schon eine Weile.«
    »Wir gehen auf die andere Straßenseite«, sagte Dornröschen.
    »Um Himmels willen«, schimpfte Twiggy. »Guck dir das mal an.«
    Die Fassade des Erdgeschosses war grell gelb gestrichen, auch die Rollläden. Und überall waren Mäuse darauf gemalt. Ein paar spielten Fußball, eine andere trug eine Sonnenbrille. Drei saßen an einem Tisch vor einem Bücherregal, weitere glotzten auf die Straße.
    »Das Werk eines wahren Fassadenkünstlers«, sagte Dornröschen und prustete vor sich hin.
    Matti hielt Ali im Blick, der schlenderte auf der anderen Straßenseite, als wollte er unbedingt in Buch landen.
    »Mir tun die Füße weh«, maulte Twiggy.
    Ali latschte weiter.
    »Der verscheißert uns«, sagte Matti. »Und das beweist, dass er Dreck am Stecken hat.« Er sah, wie Ali ein Handy aus der Tasche zog und sprach. Es dauerte ein paar Sekunden, dann steckte er das Telefon wieder in die Hosentasche und marschierte weiter.
    »An der nächsten Fassade spielen Goldfische Federball in dunkelblauem Wasser, wetten?«, sagte Twiggy.
    »Nein, Regenwürmer trainieren für den Hundertmeterlauf«, sagte Matti, »und ihr Trainer ist ein Maulwurf.«
    »Da wär ich als Regenwurm auch sauschnell«, lachte Twiggy. »Oder Godzilla stampft durch Tokio, das wäre auch lustig.«
    Dornröschen schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Im Kindergarten geht’s vernünftiger zu.«
    »Die Kinder müssen ja auch nicht einen supergelangweilten Türkenbengel verfolgen«, knurrte Twiggy.
    Auf der rechten Fahrbahn rollte ein alter

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