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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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die Versicherung bezahlt …?«
    »Gezahlt hätte die, wenn er mich abgestochen hätte und das Polster mit meinem Blut verschmiert worden wäre.«
    »Da habense recht, alles Verbrecher, machen ’ne Nuttensause, und wir zahlen dafür.«
    »So isses«, sagte Matti. »Wir ehrlichen Steuerzahler.«
    »Also«, sagte der Bulle und verzog sein breites Gesicht zu einem Grinsen. »Wir müssen doch zusammenhalten. Ich schreib mal, der Täter habe aufs Gaspedal getreten …«
    »Vielen Dank, Herr Kommissar«, sagte Matti, der den Uniformierten längst als Oberwachtmeister identifiziert hatte.
    Der Bulle schrieb, für Matti immer noch ein erstaunlicher Vorgang.
    »Also«, sagte er schon wieder, »also, ich habe jetzt den Bericht vorbereitet und tipp den nachher ein.« Er reichte Matti einen Zettel. »Das ist meine Karte mit der Telefonnummer. Wegen der Versicherung, aber das wissen Sie ja.«
    »Danke, Herr Kommissar«, sagte Matti.
    Der Bulle tippte sich an den Mützenschirm und trat ab.
    Ülcan war nicht so gelassen. Er fluchte wie ein Rohrspatz. »Erst lässt du dir eine Bombe reinlegen, weil du mit einer … Dame baden gehen musst, in der Dienstzeit …« Er versuchte sich zu sammeln und sagte vor sich hin: »Während der Dienstzeit, während der Dienstzeit, Dienstzeit«, um dann wieder zu Hochform aufzulaufen. »Wenn du Versager nicht baden gegangen wärst, dann hätte ich kein neues Taxi kaufen müssen …«
    »Neues …?«
    »Für mich war es neu, und wenn ich sage, es war neu, dann war es neu. Es war mindestens so gut wie neu, es hätte noch dreihunderttausend Kilometer gehalten, es war ein Benz und keiner von diesen« – mehr Verachtung konnte ein Gesicht nicht ausdrücken – »japanischen oder französischen Kisten, die schon als Schrott produziert werden, und du hast dieses wunderbare Auto, das auch dem Propheten gefallen hätte und so vielen Glaubensbrüdern unschätzbare Dienste leistete …«
    »Jeder Mafioso fährt mit so einer Scheißkarre rum. Und das Terrorpack im Libanon auch.«
    Ülcan schluckte und guckte Matti lang an. »Und dann lässt du zu, dass so ein dahergelaufener Spargeltarzan den neuen Benz an einen Baum fährt«, sagte er leise und weinerlich. »An einen Baum.« Er starrte zum Himmel, breitete die Arme aus und setzte sich wieder hin.
    »Du könntest ja mal fragen, wie es mir geht«, sagte Matti.
    »Das ist mir scheißegal. Dass du lebst, sehe ich, und dass du gesund bist, höre ich aus deinem frechen Maul, das Allah dir eines Tages für alle Zeiten stopfen wird, du nichtsnutziger Ungläubiger, der es nur meiner Gnade verdankt, dass du deine Kinder ernähren könntest, wenn du nicht auch versagt hättest bei deiner Pflicht, gottesfürchtige Nachkommen zu zeugen.« Er saß da und staunte über seinen Wortschwall. Dann winkte er ab. »Geh aus meinen Augen.«
    »Bist du gefeuert?«
    »Quatsch«, sagte Matti. »Ülcan besorgt einen neuen Superbenz, diesmal mit einer Million Kilometern, und weiter geht der Spaß. Ülcan hat nie jemanden gefeuert, das kann der gar nicht.«
    »Und was ist dann mit dir?«
    »Ich hätte den Schnösel fast erschossen. Es ging um den Bruchteil einer Sekunde. Ich hab den Finger aber nicht krumm gekriegt.«
    »Wir sind alle fix und fertig«, sagte Dornröschen. »Aber niemanden hat es so getroffen wie dich.« Sie streichelte ihm über den Kopf und kraulte ihn im Nacken. »Gut, dass du nicht geschossen hast. Wir brauchen dich.«
    »Aber den Bombenleger bring ich um.«
    »Ich weiß«, sagte Dornröschen.
    »Pssst!«, zischte Twiggy. Er zeigte zum Eingang.
    »Die heilige Familie komplett«, sagte Matti.
    Sie waren keine hundert Meter entfernt und sahen, wie ein schlaksiger junger Mann cool seine Eltern grüßte und davontrottete.
    »Los!«, sagte Dornröschen.
    Twiggy startete den Bus und rollte los.
    Ali trottete in die Heidebrinker Straße, gesichtslos, Mietshäuser auf beiden Seiten, keine Läden, nur das Büro eines Versicherungsvertreters. Twiggy parkte den Bus, sie stiegen aus und folgten Ali in großem Abstand. Dann tauchte rechts ein Einrichtungszentrum auf, der Firmenname knallte rot über die Breite des Gebäudes. Gegenüber ein Café. Ali schien kein Ziel zu haben. Er näherte sich dem Gesundbrunnen-Center, betrat es aber nicht, sondern ging gemächlich die Behmstraße hinunter.
    »Der Typ geht im Kreis«, sagte Twiggy.
    »Der latscht rum, um die Zeit totzuschlagen«, sagte Matti. »Vielleicht fürchtet er, verfolgt zu werden, und will ablenken.«
    Rechts der

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