Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
meine Kosten gingen. »Nein, nein, Sir. Sie lässt mich nicht an ihr Make-up. Sie kennen mich doch, Chief – ich mache ausschließlich die Beinarbeit. Ich kümmere mich um ihre Ersatzstrumpfhosen. Jedes Mal, wenn sie eine Laufmasche in einer dieser Dinger hat, ziehe ich ein neues Paar aus der Tasche. Mehr ist im Augenblick nicht drin.«
    Ein paar meiner Freunde lugten vorsichtig zu mir herüber, um sicherzugehen, dass ich gute Miene zum blöden Spiel machte. Kein Problem – Battaglia hatte mich gut geschult. Es gelang mir, mein aufbrausendes Temperament im Zaum zu halten, wohl wissend, dass ich irgendwann Gelegenheit haben würde, es dem Chief zurückzuzahlen. Eventuell würde das auch der Bezirksstaatsanwalt für mich übernehmen.
    Lunettas Assistent beugte sich vor und flüsterte ihm etwas zu, während er in seinen Notizen zurückblätterte. Lunetta überflog die Seite und sah auf. »Glauben Sie, dass es irgendeine Verbindung gibt zu der Leiche, die letzten Monat aus dem East River gefischt wurde? Der Fall ist auch noch ungelöst, oder?«
    »Ja, aber da besteht kein Zusammenhang. In dem Fall war ein Obdachloser angeln, etwas hakte sich ein und er zog einen Arm aus dem Wasser. Direkt aus der Gelenkpfanne. Die Taucher fanden den Rest der Leiche, die mit Zementsteinen beschwert worden war. Sie hatte schon über ein halbes Jahr im Wasser gelegen. An den Füßen gefesselt und mit einer Schnur um den Hals. Eine Mafiasache – wir haben einen guten Informanten, der mit uns zusammenarbeitet. Wir wissen, nach wem wir suchen, haben ihn nur noch nicht gefunden.«
    Bravo, Mikey. Er hatte der Versuchung widerstanden, Lunetta zu erzählen, dass er dieses Opfer auf den Namen »Venus« getauft hatte. Eine einarmige Italienerin in einem Zementmantel konnte man schließlich nur nach der Venus von Milo benennen.
    Wieder flüsterte Lunettas Assistent ihm etwas zu. »Am Mittwoch letzter Woche hatten wir Bronx Süd hier. Sie haben auch eine Vergewaltigungsserie in den Sozialwohnungsblocks. Vielleicht sollten Sie sich mit denen in Verbindung setzen, um zu sehen, ob es da Gemeinsamkeiten gibt.«
    Chapman sah nicht gerade interessiert aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass die gepflegte, in Seide gekleidete Tote, die er Gertie nannte, etwas mit den Gettowohnungen in einem heruntergekommenen Viertel zu tun hatte, das noch dazu außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs lag, zog er nicht ernsthaft in Erwägung.
    Lunetta ratterte eine Liste von Ermittlungsanweisungen herunter, die für jeden Anfänger bei der Mordkommission selbstverständlich gewesen wären. Mike hörte geduldig zu und versicherte dem Chief, dass er in den Startlöchern hockte und nur noch auf die Identifizierung der Toten wartete. »Ich gehe davon aus, dass wir noch heute wissen werden, wer sie ist.«
    »Großartig, Chapman. Dann erwarte ich bis nächste Woche eine Festnahme. Vielleicht gelingt es Ihnen beim nächsten Mal, die Fotohaie vom Tatort fern zu halten. Wenn Sie ihnen nicht einen so guten Fototermin geboten hätten, gäbe es gar keinen Grund, dass so ein Fall auf den Titelseiten auftaucht. Jetzt wird es wieder ein paar Tage dauern, bis die Schlagzeilen verschwunden sind.«
    Lunetta ließ Chapman endlich in Ruhe und sah sich im Raum um. »Ich glaube, meine Herren, Sie alle wissen, wie sehr der Polizeipräsident solche Vorkommnisse hasst. Die Touristen kümmert’s nicht, ob sich Drogenhändler oder Bandenmitglieder untereinander abknallen. Aber falls es sich bei dieser Frau um ein unschuldiges Mordopfer handelt, dann brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen, was das für die Stadt bedeutet. Erst gestern Abend hat der Bürgermeister bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung verkündet, dass die derzeitige Mordrate in New York die niedrigste seit fünfundzwanzig Jahren ist – dann hörte er von dieser Schweinerei.« Lunetta ließ seinen Blick über die vor ihm versammelten hohen Tiere schweifen. »Das ist der Sinn und Zweck dieser Übung – falls Sie es vergessen haben: alle wissen zu lassen, wie sicher diese Stadt geworden ist. Unsere Mordrate ist die niedrigste seit 1961.«
    Chapman vergewisserte sich, dass er ins Mikrofon sprach, als er seine Notizen einsteckte und murmelte: »Es ist mir ja schrecklich unangenehm, die Seifenblase Seiner Hoheit zum Platzen zu bringen, aber der Frau, die oben im Leichenschauhaus in einer Kühlbox auf ihre letzte ärztliche Untersuchung wartet, sind diese Zahlen ein schwacher Trost.«

4
    Auf dem kurzen Weg hinüber zu meinem Büro, das drei

Weitere Kostenlose Bücher