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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Blocks nördlich vom Polizeipräsidium lag, war Mike vor allem damit beschäftigt, sich wieder bei mir einzuschmeicheln Ich war es gewohnt, die Zielscheibe seiner Witze zu sein, und es machte mir schon lange nichts mehr aus. Was mir wirklich zusetzte, war die drückende Hitze, die sich über das hässliche Stück Asphalt vor den Regierungsgebäuden auf der Centre Street gelegt hatte, und dabei war es noch nicht einmal halb elf.
    »Wirst du nicht zu spät in den Gerichtssaal kommen?«, fragte er mich, als wir um die Ecke bogen und ich vor dem Imbisswagen stehen blieb, um uns einen Kaffee zu spendieren. Mike bat den Straßenverkäufer, ihm auch noch einen Schmalzkringel zu geben. »Ich hab’ gestern Nacht keinen Bissen mehr runtergebracht. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, musste ich an das Loch in Gerties Hinterkopf denken.«
    »Kein Gerichtstermin am Freitag. Der Angeklagte ist Moslem. Heute ist sein geheiligter Tag.« Ich hing mir meine Ausweismarke um den Hals, als wir auf den Eingang der Staatsanwaltschaft zugingen.
    »Reggie Bramwell ist Moslem? Ich habe ihn mal vor fünf Jahren wegen einer Schießerei geschnappt, und damals war er ein waschechter Baptist. Da bin ich mir ganz sicher.«
    »Bekehrung im Gefängnis, Mike.« Ich ging durch die Drehtür und hielt die Sicherheitsschranke für eine meiner Kolleginnen auf, die gerade mit einem Einkaufskarren, auf dem sich Beweismaterial stapelte, auf dem Weg hinüber ins andere Gerichtsgebäude war. »Am Donnerstag vor einer Woche, um genau zu sein. Muss eine zutiefst religiöse Erfahrung gewesen sein. Jemand auf Rikers Island hat ihn von den Freuden einer Drei-Tage-Woche überzeugt. Der Mittwoch ist der verhandlungsfreie Tag des Richters, und der Gefangene – Reggie Bramwell, dem Gericht jetzt auch unter dem Namen Reggie X bekannt – hat die Erlaubnis, am Freitag seiner Andacht nachzugehen. Das zieht nur meine Qualen in die Länge. Ehrlich gesagt glaube ich, er macht das nur, weil er weiß, dass ich diesen Monat ein paar Tage Urlaub nehmen wollte. Wenn er schon nicht an den Strand fahren darf, warum dann ich?«
    Während wir auf einen der drei Aufzüge warteten, wurde es hinter uns unruhig. »Alex, kannst du bitte diesem Blödmann sagen, wer ich bin.« Die Stimme kannte ich.
    Mein Kollege Pat McKinney stand schweißgebadet in seinen Joggingklamotten vor der Eingangskontrolle und redete auf den Wachmann ein, der dort gerade Dienst hatte. Pats von Haus aus rotes Gesicht wurde noch röter, und die Röte schien sich bis zu den Ohren und hinunter zum Hals auszubreiten.
    »Wenn ich es Ihnen doch sage. Ich habe meinen Ausweis dort auf dem Block neben dem Telefon liegen lassen, als ich um halb zehn das Haus verließ. Wenn ihn jemand verlegt oder sich damit aus dem Staub gemacht hat, dann ist das Ihr Problem und nicht meins.«
    Der Polizist, der offensichtlich über den Sommer dem Sicherheitsdienst als Aushilfe zugeteilt worden war, kannte den stellvertretenden Leiter der Prozessabteilung nicht. Diejenigen von uns, die hin und wieder während der Mittagspause joggten, hinterlegten ihre Lichtbildausweise an der Eingangskontrolle und nahmen sie auf dem Rückweg dort wieder in Empfang. Die Polizisten aus dem 5. Revier, die normalerweise dort arbeiteten, kannten uns fast alle und bewahrten die Ausweise neben den Telefonapparaten am Rande des Schalters auf. Momentan hatte ich wegen meiner Anhörungen keine Zeit und wegen der drückenden Hitze auch keine Lust zum Joggen. McKinney, der während der heißen Sommermonate für gewöhnlich noch vor der Mittagspause seine Runden drehte, regte sich wahrscheinlich mehr darüber auf, dass ihn der Polizist nicht kannte, als dass dieser seine offizielle Zugangsberechtigung zum Gebäude verlegt hatte.
    Ich hielt mit meinem linken Arm die Aufzugstür auf und wollte dem Polizisten gerade erklären, dass ich mich für McKinney verbürgen könne, obwohl ich wusste, dass mich dieser nicht ausstehen konnte.
    Chapman drängelte mich in den Aufzug und drückte auf den »Schließen«-Knopf. Als sich die Türen vor meiner Nase schlossen, rief er dem Polizisten zu. »Hey, Officer. Lassen Sie diesen Typen nicht rein. Das ist ein Irrer – hängt die ganze Zeit hier rum und versucht sich einzuschleichen. Der richtige McKinney hat eine riesige Warze auf seiner Nasenspitze und viel Schaum vor dem Mund.«
    »Das wird jetzt ganz sicher zur wundersamen Versöhnung zwischen mir und meinem Supervisor führen, meinst du nicht auch?« Ich drückte den Knopf

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