Tod in Seide
wirst?« Seine Ungeduld war deutlich spürbar.
»Ich frage jeden Tag nach, und jeden Tag sagt man mir, dass das Gesprächsvolumen enorm ist und dass sie mir so bald wie möglich Bescheid geben werden. Bisher kamen gestern in der Post nur die Anrufe, die Omar Sheffield im Gefängnis gemacht hat. Maxine und eine andere Hilfskraft haben sie nach Anrufen an Denise Caxton durchgesehen. Kein einziger.«
»Wie kann das sein?«
»Ich rief den Gefängnisdirektor an. Hör zu, das wird dir gefallen. Es gibt jetzt eine idiotensichere Methode, wie die Häftlinge telefonieren können, ohne dass man ihre Anrufe nachverfolgen kann. Sie kaufen sich diese Prepaid-Telefonkarten und telefonieren damit von den Münzfernsprechern im Gefängnis. Dann kriegst du die Nummern der Telefonkartenfirma, aber keine der Nummern, die tatsächlich gewählt wurden. Max sagt, dass Omars Telefonaufkommen in der Zeit, in der Deni seine Briefe erhalten hat, besonders hoch war, aber in den Unterlagen ist nur die Nummer der Telefonkartenfirma in Brooklyn aufgeführt.«
»Verdammt. Und du weißt nicht, wann du die Aufstellung der Anrufe bekommst, die bei den Caxtons zu Hause oder in den Galerien eingegangen sind?«
»Das dauert länger, ich vermute mal mindestens noch eine Woche.«
»Ich gehe nach unten und hole Wrenley. Nachdem er uns gesagt hat, warum er hier ist, werde ich das Gespräch auf Marina Sette lenken, in Ordnung?«
Ich ging zu meinem Schreibtisch und überflog meine Notizen über den Antiquitätenhändler. Laura steckte den Kopf zur Tür herein und fragte, ob sie sich eine Nagelfeile borgen könnte. Ich deutete auf meine Handtasche, die in dem Ledersessel vor meinem Schreibtisch lag. »Schau mal da drin nach. Ganz unten müssten ein paar sein.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mir morgen freinehmen würde?«, fragte sie zögernd.
Ich vermutete, dass das der wahre Grund war, warum sie in mein Büro gekommen war. »Solange Sie jemanden finden, der das Telefon übernimmt. Seit dieser Geschichte steht es nicht mehr still. Und helfen Sie Mike mit den Anträgen, die heute Vormittag noch fertig werden müssen.« Auf Grund der Sommerferien waren wir knapp an Personal, aber die Ermittlungen hielten sich nicht an den saisonbedingten Bummelstreik. »Haben Sie Rod Squires aufgetrieben?«
»Rose sagt, dass er auf einem Segelboot vor der Küste Maines ist. Sobald er Paul kontaktiert, wird sie ihn durchstellen.«
Im Moment verschaffte mir Frank Wrenleys unerwartetes Auftauchen eine Atempause, was McKinneys Pläne anging, mich vom Fall abzuziehen.
Mike kam mit Wrenley in mein Büro, und ich stand auf, um ihm die Hand zu schütteln. Dieses Mal war er in leichtem Kontrast zu seinem pechschwarzen Haar von Kopf bis Fuß in Schiefergrau gekleidet – farblich abgestimmt mit den Wolken, die drückend über der schwülen Stadt hingen.
»Setzen Sie sich bitte, und erzählen Sie uns, was Sie hierher führt!«
Wrenley wollte sich setzen, aber meine Tasche war im Weg.
»Entschuldigen Sie bitte. Stellen Sie sie einfach auf den Boden.«
Er nahm die Tasche und setzte sie neben den Aktenschränken auf den Boden. »Sie müssen Ihr ganzes Arsenal da drin haben, Miss Cooper.«
Chapman lachte. »Würde sie auch, wenn wir sie ließen. Mit einem Temperament wie dem ihren würde Cooper nicht mal die Erlaubnis bekommen, einen gespitzten Bleistift bei sich zu tragen, Mr. Wrenley.«
Wrenley sah mich an. »Ich war mir nicht sicher, mit wem ich darüber sprechen sollte, aber Sie sollten es vielleicht wissen. Und vielleicht können Sie mir auch helfen.«
Heutzutage wurde es immer schwieriger, mit jemandem zu sprechen, der keine Gegenleistung verlangte. »Um was handelt es sich?«
»Ich habe letzte Nacht erfahren, dass Lowell Caxton seine Galerie schließen wird.«
Er machte eine Pause, während Mike und ich darauf warteten, dass er weitersprechen würde.
»Ich meine, diese Woche, ganz plötzlich. Überrascht sie das nicht?«
»Fliegende Elefanten? Stepp tanzende Affen? Das würde mich überraschen. Aber was die Akteure in diesem Fall angeht, Ihre ehrenwerten Kumpel, die sich und die Öffentlichkeit seit Jahrzehnten bescheißen? Da überrascht mich momentan herzlich wenig.«
Wrenley beachtete Chapman nicht und fuhr an mich gewandt fort: »Caxtons Galerie war eine der namhaftesten in der Stadt gewesen, so lange ich denken kann. Es wäre eine Sache, die Schließung der Galerie anzukündigen und dann die Angelegenheit über die nächsten Monate hinweg
Weitere Kostenlose Bücher