Tod in Seide
Ihrer Geschäftsinteressen tun muss.« Ich stand auf, um ihn zur Tür zu begleiten. »Danke, dass Sie uns Bescheid gesagt haben.«
»Haben Sie noch Kontakt zu Marina Sette?«, fragte Mike.
»Nicht direkt, aber ich höre ab und zu etwas über sie.«
»Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
»Vor zwei Monaten.«
»Hat sie Sie angerufen, als sie nach New York kam?«
»Sie meinen gestern?«
Chapman zögerte keine Sekunde. »Ja, gestern.«
»Nein, aber sie hat Bryan Daughtry angerufen. Er hat mir davon erzählt, als er mich letzte Nacht anrief. Bryan sagte, dass Marina zu ihm in die Galerie gekommen sei. Wahrscheinlich wollte sie herausfinden, ob Deni ein Testament hinterlassen hat oder irgendwelche Anweisungen darüber, wer welche Bilder bekommen würde.«
Ich glaubte mich zu erinnern, dass Sette mir erzählt hatte, dass sie Daughtry verabscheute. »Warum ist sie zu ihm gegangen?«
»Sie konnte ja schlecht zu Lowell gehen, und mit mir sprach sie auch nicht mehr.«
»Was hat Bryan ihr gesagt?«
»Dass seines Wissens nach das einzige Testament dasjenige war, dass Lowells Anwälte zum Zeitpunkt der Hochzeit gemacht hatten. Wie die meisten in unserem Alter dachte Deni, dass sie noch genügend Zeit hätte, es zu ändern. Aber Marina war noch immer hinter ihrem Anteil her, der ihr ihrer Meinung nach zustand. Als sie und Deni noch eng befreundet waren, war Marina fest davon überzeugt, dass ihr Deni einige der Caxton-Erbstücke vermachen würde.«
»Also bekommt Lowell alles?«
»Ich denke schon. Das heißt – außer den paar Sachen, die Deni entweder mit Bryan oder mit mir zusammen gekauft hat. Vor Lowell besaß sie ja kein eigenes Vermögen, oder? Jedenfalls wollte Bryan mich wissen lassen, dass Marina schlecht über mich sprach und mir die Schuld für ihr Zerwürfnis mit Deni gab. Und dass sie über irgendetwas total aus dem Häuschen zu sein schien. Er riet mir, ihr aus dem Weg zu gehen, falls sie sich mit mir verabreden wollte.«
»Würden Sie mir bitte Bescheid sagen, wenn sich Marina Sette bei Ihnen meldet?«, fragte ich.
»Gewiss, Miss Cooper. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
Chapman wartete einige Sekunden, nachdem Wrenley gegangen war. »Sattel auf, Blondie. Finden wir heraus, warum Caxton sich in die Berge verdrückt.«
30
Mike parkte das Zivilfahrzeug im Halteverbot und legte sein laminiertes Polizeikennzeichen hinter die Windschutzscheibe. Das Fuller Building war ein Eckgebäude und konnte sowohl von der Madison Avenue als auch von der Fiftyseventh Street her betreten werden. Vor dem Seiteneingang stand ein Neunachser vor einem roten Schild mit der Aufschrift HALTEVERBOT – BELADEN UND ENTLADEN ERLAUBT.
Auf dem Lastwagen stand Long Island Baking Potatoes, Bridgehampton, New York. Er wurde zweifellos gerade beladen, aber ebenso zweifelsfrei handelte es sich bei der Ladung nicht um Kartoffeln.
Da es leicht nieselte, beeilte ich mich, in die Lobby zu kommen. Dort stand ein Mann, von dem ich annahm, dass er, ebenso wie die zwei Männer hinter dem Lastwagen, zu Caxtons Wachmannschaft gehörte.
»Erkennst du einen von ihnen?«, fragte ich Mike. Ich hoffte, wir würden Glück haben und es würde ein pensionierter Polizist darunter sein.
»Zu hässlich. Müssen beim FBI gewesen sei.«
Ich kannte das Gebäude, da ich seit fast zehn Jahren hier zum Friseur ging. Mit Ausnahme des Salons »Stella« im ersten Stock und einer Hand voll Zahnarzt- und Arztpraxen befanden sich in dem Gebäude fast ausschließlich Galerien. Ich wusste von meinen monatlichen Besuchen, dass die ostwärts gelegenen Aufzüge nur bis zum achtzehnten Stock fuhren, also gingen Mike und ich zu den westwärts gelegenen Aufzügen und drückten auf die 35, um zur Caxton-Galerie im obersten Stockwerk zu gelangen.
Als wir aus dem Aufzug traten, war weit und breit niemand zu sehen. Die Glastüren der Galerie waren durch eine provisorische Wand verstellt, und ein Schild verkündete, dass die Galerie geschlossen sei. Es war eine Telefonnummer angegeben, unter der sich Interessenten über Ausstellungen und Verkäufe erkundigen konnten.
Mike probierte die Messinggriffe am Eingang hinter der provisorischen Wand, aber die Tür war geschlossen. Er klopfte einige Male an die Glasscheiben, bis schließlich ein unfreundlicher Mann in einem dunklen Anzug öffnete.
»Lowell Caxton erwartet uns«, sagte Mike.
Der Mann quittierte das mit einem schiefen Lächeln. »Mr. Caxton ist nicht hier.«
»Das ist aber seltsam.« Mike
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