Tod in Seide
müssen, Beweisaufnahmeanträgen, die wir haben müssen. Lass uns mit Letzterem anfangen. Wo sind deine Manieren geblieben? Wie wäre es mit ›Guten Morgen, Mr. Chapman. Wie geht es Ihnen heute? Danke, dass Sie mir eine Tasse Kaffee mitgebracht haben?‹ Ich würde sogar so weit gehen und sagen, › Sie sehen heute aber reizend aus, Miss Cooper. Scheint, als ob Sie endlich eine Nacht gut geschlafen haben.‹«
»Danke. Aber Ellen Gunsher hat mir heute schon gesagt, dass mir nicht einmal mehr Make-up helfen könnte. Pat versucht, mich aus den Ermittlungen rauszuboxen.«
»Welche selbstmörderische Absicht verfolgt er damit?«
»Um zehn Uhr findet ein Treffen statt, bei dem einer der dienstälteren Prozessanwälte auf den Anschlag auf Mercer angesetzt werden soll. Und da ich eine Zeugin bin, will er, dass ich mich verkrümele, damit er einen seiner Lieblinge damit beauftragen kann, bevor Rod Squires aus dem Urlaub zurückkommt.« Ich stand mit dem Rücken zur Tür, als ich mich über meinen Schreibtisch beugte und meine Unterlagen wieder zurück in die Mappe legte. »Ich muss versuchen, Battaglia noch vor dieser Sitzung zu erreichen.«
»Wenn man vom Teufel spricht – was gibt’s, McKinney?«
Mike warnte mich, dass Pat soeben in der Tür erschienen war, und ich drehte mich um.
»Jetzt würde ich gerne allein mit Ihnen sprechen. Mike, warten Sie doch bitte im Flur.«
»Ich habe strikte Anweisung von Battaglia, sie rund um die Uhr unter Polizeischutz zu stellen, Pat.« Mike setzte sich in meinen Schreibtischstuhl, legte seine Beine, eins nach dem anderen, auf den Schreibtisch, und signalisierte damit, dass er sich nicht vom Fleck bewegen würde. »Im Caxton-Fall gibt es einige entscheidende Entwicklungen, die Sie auch interessieren könnten.«
»Gehen Sie spazieren, Chapman. Machen Sie schon.«
Mike sah mich an, bevor er langsam seine Füße vom Tisch nahm, aufstand und auf die Tür zuging. »Grüßen Sie bitte Ihre Frau und Kinder von mir, Pat.«
Die Gegensprechanlage summte, und ich konnte hören, wie Laura meinen Namen rief.
»Ja?«
»Ein Herr ist unten, der Sie sprechen möchte. Sein Name ist Frank Wrenley. Soll er heraufkommen?«
Ich wechselte einen Blick mit Chapman, der in der Tür stehen geblieben war, und er nickte mir zu. »Lass ihn noch zehn Minuten unten warten, während ich ein paar Telefonate erledige. Vielleicht kann er uns in der Sache mit Marina Sette weiterhelfen. Ich würde gerne wissen, wo sie sich jetzt aufhält.«
Ich wies Laura an, den Sicherheitskräften zu sagen, sie sollten sich so lange um ihn kümmern, bis Mike hinunterkäme. »Das ist keine gute Zeit, Pat. Halten Sie ruhig Ihr Zehn-Uhr-Treffen ab. Ich schaff es jetzt sowieso nicht.«
29
»Ich habe gerade die Haushälterin in Santa Fe aufgeweckt. Sie erwartet Miss Sette erst in einer Woche zurück. Sie sprach mit einem starken spanischen Akzent und behauptete, ich müsse sie falsch verstanden haben, als ich am Sonntag anrief. Alex, ich schwör’s dir, dass sie mir gesagt hat, dass Sette an dem Tag zurückgekommen sei. Es geht schließlich um Mercers Leben, verdammt noch mal. Da hätte ich mich nicht geirrt. Als ich sie also heute frage, wo ich Sette erreichen kann, sagt sie, dass sie es nicht weiß. ›La Señora‹ sei auf Reisen.« Mike kochte vor Wut.
»Okay, beruhige dich. Wir brauchen einen Plan.«
»Weißt du, warum ich lieber an Fällen arbeite, wo jeder arm ist? Weil die beschissenen Täter nicht zu weit abhauen können. Der eine hat vielleicht eine Mutter in Queens, der andere pennt bei seinem Bruder in der Bronx, der Dritte auf einem Dach. Aber nichts von diesem Airborne-Express-Scheiß, den sich nur die Reichen leisten können. Dieser Heini, den ich vor zwei Wochen wegen des dreifachen Mordes in den Polo-Ground-Sozialwohnungen eingelocht habe? Hat mich ganz schön Arbeit gekostet. Seine Schwester sagte mir, er würde in einer Art Wohnwagen hausen. In New York City? So was gibt’s doch bei uns gar nicht. Ich brauchte Tage, bis ich herausfand, dass sie die U-Bahn meinte. Er fuhr jede Nacht mit seiner Plastiktüte von einem Ende der A-Train-Strecke zum anderen. Das sollte diesen Leuten mal passieren. Was, wenn es wirklich Marina Sette war, die die Nachricht für dich und Mercer hinterlassen hat?«
»Dann hat sie entweder etwas mit den Morden zu tun oder sie ist auf der Flucht, weil sie vor irgendetwas oder vor irgendjemandem schreckliche Angst hat.«
»Wann denkst du, dass du die Telefonunterlagen erhalten
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