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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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von Joan Staffords ersten Stücken dort aufgeführt wurde, bevor es im Londoner Lyric Theatre lief.
    »Denise ging zur Rezeption, verkündete, dass sie Mrs. Caxton sei und verlangte den Schlüssel zu ihrem Zimmer. Meine Suite ging zur Straße hinaus, aber um zu Lowells Zimmer zu gelangen, musste man durch einen ruhigen, kleinen Garten gehen, wo die Hälfte der Hotelgäste gerade zu Abend aß. Fünf Minuten später hörte ich Deni schreien, so laut und deutlich, als ob sie in meinem Zimmer gestanden hätte. Ausdrücke, die die meisten der Hotelgäste wohl noch nie zuvor gehört hatten. Wie mir Deni später bis ins kleinste Detail erzählte, ertappte sie Lowell bei einer akrobatischen sexuellen Übung mit der Urenkelin von Gwendolyn, einer 25-jährigen Schönheit, die zweifellos das Gebot für das Familienvermögen in die Höhe treiben wollte. Sie hatte Lowells Aufmerksamkeit auf sich gezogen und gehofft, dadurch am Abend seinen Einsatz steigern zu können.«
    »Es erübrigt sich wohl zu fragen, was danach passierte?«
    »Deni gab mehr unanständige Wörter von sich, als ich jemals im Wörterbuch finden könnte. Die junge Lady kam in einem Hotelbademantel die Treppe herunter, und Deni warf ihre Unterwäsche aus dem Fenster – wahrscheinlich landete sie auf jemandes Teller. Gwendolyns 89-jährige Schwester Althea verfolgte das Ganze vom Rollstuhl von der Mitte des Innenhofes aus. Als Lowell eine Viertelstunde später, wieder voll bekleidet, durch den Hof stürmte, versperrte ihm Althea mit ihrem Stock den Weg und sagte, so dass es alle hören konnten: ›Ich bewundere Ihren Mut, Mr. Caxton. Das muss ja ungefähr so gewesen sein als ob man eine Auster in eine Parkuhr stecken wollte. Es freut mich, Sie kennen gelernt zu haben. Schade, dass Sie nicht zur Auktion bleiben können.‹«
    »Also ging er nach dieser Sache nicht hin?«
    »Nein. Er ließ sich von unserem Fahrer direkt zum Flughafen bringen und flog nach New York zurück.«
    »Und Deni?«
    »Wir gingen zu der Auktion. Sie war außer sich und wild entschlossen, auf irgendeine Art und Weise zu demonstrieren, was er ihr beruflich beigebracht hatte. Alle waren natürlich beeindruckt, dass sie überhaupt gekommen war, dass sie die Nerven besaß – alle fanden das natürlich typisch amerikanisch. Deni sah sehr elegant aus, strahlte in die Runde – sie flirtete mit den Männern und war ungewöhnlich zuvorkommend zu den Frauen – und gab auf jeden einzelnen Gegenstand in der Auktion genau Acht.«
    »Wie schnitt sie ab?«
    »Traumhaft. Sie kaufte ein Porträt der Marchesa Cecchi für 67000 Dollar. Im Katalog war es ohne Künstler verzeichnet. Aber Deni brachte es ihrem Restaurator, Marco Varelli – haben Sie ihn schon kennen gelernt? Er ist ein Genie. Und nachdem er es bearbeitet hatte, fand sich tatsächlich unter dem Schmutz von zweihundert Jahren die Signatur von Sir Joshua Reynolds. Sie verkaufte das gute Stück für über eineinhalb Millionen. Und zum Jux kaufte sie auf der Auktion auch eine kleine Gartenskulptur, eine Art Waldnymphe, wenn ich mich recht erinnere. Kostete sie nicht mal zweitausend Dollar, glaube ich.«
    Marilyn Seven hielt inne, drückte eine Zigarette aus, zündete sich die nächste an und bat den Ober, ihr noch ein Glas Saint-Veran zu bringen.
    »Wenn ich es Ihnen sage, Miss Cooper, ich saß im selben Raum und sah dieselben Gegenstände. Ich dachte mir noch, dass die Skulptur viel zu kitschig sei und ich sie nicht mal in meinem Garten hinter dem Haus aufstellen würde. Es stellte sich heraus, dass sie ein Original von Giambologna, dem großen florentinischen Künstler, war. Fast zehn Millionen wert. Deni weigerte sich, sie zu verkaufen. Stattdessen stellte sie sie Lowell ins Badezimmer. Sie wollte, dass er die Sache nie mehr vergessen würde können.«
    »Das war dann wohl der Anfang vom Ende?«
    » Basta. Finito. Terminato. Keiner wollte dem anderen verzeihen, und für Lowell war es die Bestätigung, dass sie sich schon seit ein paar Jahren auseinander gelebt hatten. Deni hatte keine Ahnung, ob dies sein erster Seitensprung gewesen war – ich möchte es bezweifeln. Seine Pygmalion-Sache mit Deni war zu Ende. Er wollte jemand Neues haben.«
    »Warum hat sie ihn nicht einfach verlassen? Sie hatte doch mit Sicherheit genug Geld, um auf eigenen Beinen stehen zu können.«
    »Ich nehme an, dass jemand mit Denis Herkunft immer, auch mit noch so viel Geld, Angst hat, wieder auf einer Farm zu landen und für den Rest des Lebens Sojabohnen

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