Tod in Seide
schmutziger Perversling erster Klasse. Tja, was machen wir damit?«
»Nichts, jedenfalls nicht sofort. Ich brauch’ jetzt erst einmal etwas Koffein«, sagte ich.
Ich rief Laura an. »Ich hoffe, Sie haben die Nachricht abgehört, die ich heute Morgen um sieben Uhr auf Ihrer Voice Mail hinterlassen habe. Ich sagte, dass ich erst kommen würde, wenn wir hier oben fertig sind. Irgendwelche Nachrichten für mich?«
»Jim Winright hat im Internet nichts über die Frau gefunden, wegen der Sie ihm eine E-Mail geschickt haben. Er bezweifelt, dass es ihr richtiger Name ist«, sagte Laura. »Und eine Frau, Marilyn Seven, hat angerufen, um zu sagen, dass sie sich mit Ihnen um zwölf Uhr im Restaurant im Four Seasons Hotel auf der Fiftyseventh Street treffen kann. Die gerichtsmedizinische Abteilung lässt Ihnen ausrichten, dass in der Tat Samenspuren auf dem Segeltuch im Chevy gefunden wurden und dass die DNS-Ergebnisse voraussichtlich morgen Abend vorliegen werden. Und dann war da noch ein Anruf von Jacob Tyler. Er kommt am Freitag aus China zurück und hofft, dass Sie übers Wochenende auf Martha’s Vineyard kommen können.«
Ich gab die ersten drei Nachrichten an Mike und Mercer weiter. Von Jakes Anruf und meiner Hoffnung, dass wir Denis Mörder bald finden würden, damit ich am Freitag bei ihm sein könnte, sagte ich nichts.
»Gut«, sagte Chapman. »Ich habe dem Gerichtsmediziner schon gesagt, dass wir zum Vergleich Omars DNS-Fingerabdruck brauchen, also hat er das sicher auch schon in Arbeit. Einer von uns sollte dich zu dem Treffen mit Marilyn Seven begleiten.«
»Sie hörte sich nicht an, als ob sie die Polizei dabei haben möchte. Das Four Seasons ist meiner Ansicht nach noch immer ein ziemlich sicherer Ort.«
»Mike soll sich um das kümmern, was er noch tun muss, Alex. Ich fahr’ zum Hotel und warte davor im Auto, nur für den Fall, dass du mich für irgendetwas brauchst.«
Mike lotste uns dorthin zurück, wo wir in der Früh unsere Autos abgestellt hatten. Ich fuhr Uptown, parkte den Jeep in der Nähe des Hoteleingangs und legte meine Parkerlaubnis hinter die Windschutzscheibe.
Die einzige Frau in der Lounge war eine schmächtige, ernst dreinschauende Brünette, deren langes Haar zu einem Dutt gesteckt war und die eine Schildpattbrille mit getönten Gläsern trug. Während ich noch am Eingang stand, gab sie mir mit ihrer Elfenbeinzigarettenspitze ein kurzes Zeichen – etwas zu theatralisch für meinen Geschmack.
Ich ging zu ihr hin und stellte mich vor. Sie stand auf, schüttelte mir mit einem einladenden Lächeln die Hand und bat mich, mich zu setzen. »Entschuldigen Sie die getönten Gläser. Ich habe in letzter Zeit Probleme mit den Augen, sogar das sanfteste Licht tut mir weh. Und ich entschuldige mich auch für meine Geheimnistuerei. Aber angesichts all der Probleme, die Deni hatte, weiß ich einfach nicht mehr, an wen ich mich wenden und wem ich vertrauen kann. Ich telefonierte gestern mit meinem New Yorker Anwalt, Justin Feldman, und er versicherte mir, dass ich mich auf Ihr Urteilsvermögen und Ihre Diskretion verlassen kann.«
»Wenn er Ihr Anwalt ist, dann sind Sie in besten Händen. Justin ist der Beste in der Branche.« Obwohl sie mich am Telefon genervt hatte, war mir die Frau jetzt auf Anhieb sympathisch. »Sind Sie auch Kunsthändlerin?«
»Nein, aber mein verstorbener Mann war Sammler. Ich lebe jetzt in Santa Fe, doch wir haben früher eine Menge Bilder von Lowell gekauft.«
Sie trug einen dunkelblauen Seidenpulli und einen dunkelblauen, wadenlangen Rock; die dünnen Füße, die darunter zum Vorschein kamen, steckten in zierlichen blauen Sandalen.
»Wie Deni war ich mit einem um viele Jahre älteren und sehr reichen Mann verheiratet. Im Gegensatz zu ihr hatte ich auch eine Menge Geld geerbt – ein Automobilimperium, Autoteile, um genau zu sein.« Sie lächelte mich an. »Und Lowell hat mir Deni sozusagen anvertraut, damit ich ihr noch ein bisschen Schliff gebe. Ich war zehn Jahre älter als sie – ich bin jetzt neunundvierzig –, aber ich wurde ihre Freundin, ihre beste Freundin. Sie wissen sicher, was das für eine Frau bedeutet.«
»Ich kann mir mein Leben nicht ohne meine beste Freundin vorstellen«, sagte ich. Nina Baum, meine Mitbewohnerin am Wellesley College, war die beste und treueste Freundin, die man sich nur wünschen konnte. Obwohl sie in Los Angeles wohnte und Joan Stafford immer mehr Zeit in Washington verbrachte, konnte ich mich immer auf unsere Freundschaft
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