Tod in Seide
anzupflanzen.«
»Mit dem Vermögen, das sie hatte? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Es war keine sehr attraktive Seite meiner Freundin, aber hinzu kam, dass sie Lowell bis aufs Hemd ausziehen wollte. Deni wollte einige der Caxton-Schätze, und sie hatte nicht vor, ohne sie zu gehen.«
»Aber diese standen ihr nicht zu, Miss Seven. Sie gehören doch eindeutig Lowell, oder nicht? Bis auf einige der Kunstwerke vielleicht, die er während der Ehe erworben hatte.«
Sie sah mich an, als ob ich eine Vollidiotin wäre. »Ich rede nicht von den Kunstwerken in ihrer Wohnung oder in der Galerie. Wissen Sie denn gar nichts über die Caxtons? Dann wird es höchste Zeit, dass Sie sich schlau machen. Die Caxtons sind jetzt schon seit drei Generationen im Geschäft. Lowell hat seine Sammlung so fest im Griff, dass selbst seine Angestellten nicht genau wissen, was ihm gehört, beziehungsweise, was noch wichtiger ist, wo sich all die Sachen befinden. Deni wusste, dass er einige Gemälde in Schweizer Tresorräumen, andere in einem alten Bürgerkriegsbunker in den Hügeln von Pennsylvania aufbewahrt. Er transportiert seine Stücke in gepanzerten Autos und mit dem Privatjet.«
Zweifellos war Miss Seven Deni eine ergebene Freundin. Mir wurde klar, dass sie kein gutes Haar an Lowell lassen würde, solange ich willens war, ihr zuzuhören.
»Wissen Sie, dass Three – Sie wissen ja wahrscheinlich, dass er als Junge so gerufen wurde, und es machte ihn wahnsinnig, wenn Deni das Gleiche tat – nie aufgefordert worden war, der Art Dealers Association of America, dem amerikanischen Kunsthändlerverband, beizutreten?«
Wieder schüttelte ich den Kopf.
»1975, glaube ich, mit Sicherheit noch vor Deni, konnte man ihm nachweisen, dass er die Telefonleitungen der angesehensten Galerien New Yorks angezapft hatte. Damals war Hi-Tech-Spionage in der Geschäftswelt noch nicht so verbreitet wie heute. Auf diese Art und Weise hatte er sich einen Überblick über das Inventar dieser Galerien verschafft und auch einen Eindruck davon bekommen, wonach ihre Kunden auf dem Markt Ausschau hielten. Lowells Vater hatte mit viel Geld Kunsthistoriker angeheuert, um catalogues raisonnés zu verfassen.«
»Ich befürchte, ich kann nicht folgen. Was sind das?«
»Sie sind der Schlüssel zu einzelnen Künstlern und ihrem Werk. Die guten Kataloge sind sehr gut recherchiert und dokumentiert. Indem man die Kontrolle über die Kataloge eines bestimmten Künstlers hat, kontrolliert man die Preise und den Wert seines Werks. Viele Experten sind der Ansicht, dass die Caxton-Kataloge fragwürdig sind und dass Stammbaum und Provenienz vieler Gemälde zum Zweck der persönlichen Bereicherung der Familie gefälscht worden sind. Einige Kunsthistoriker haben die Kataloge öffentlich verleumdet, was Lowell sehr wütend machte. Es warf Zweifel an seinen Vermeers, Légers und Davids auf.«
»Und Deni dachte, sie könnte sich diese Gemälde unter den Nagel reißen?«
»Nun ja, teils, teils. Sie hatte auch schreckliche Angst, dass Lowell sie nicht einfach gehen lassen würde, weil sie zu viel wusste. Seine beiden ersten Frauen hatten sich ja nie sehr für seine Geschäfte interessiert. Aber weil Deni so schnell lernte und das Metier liebte, zog er sie ins Vertrauen. Sie wusste Dinge über Caxton und seinen Vater und ihre Art des Geschäftemachens, von denen Lowell, als die Ehe am Ende war, sich wohl wünschte, dass er sie ihr niemals erzählt hätte. Ihre größte Angst war – und sie erzählte mir oft davon –, dass er sie nie gehen lassen würde angesichts dessen, was sie über seine Geschäfte wusste. Sie konnte nicht bei ihm bleiben, Miss Cooper, aber er wollte sie auch nicht gehen lassen.«
Ich fragte mich, ob Marilyn Seven etwas über Denis Abmachung mit Omar Sheffield wusste. »Haben Sie eine Vorstellung davon, wie dringend Ihre Freundin ihren Mann loswerden wollte?«
»Ungefähr so dringend, wie es Ihnen oder mir damit wäre, wenn unser Leben bedroht wäre.«
» Denis Leben bedroht? Was meinen Sie damit und wann war das?«
»Nun, damit wäre diese Frage beantwortet. Ich dachte mir schon, dass Lowell Ihnen nicht die Briefe gezeigt hat, die Deni letztes Jahr erhalten hatte und die sie fast wahnsinnig machten.«
»Nein, bis jetzt hat er uns gegenüber keine Briefe erwähnt.«
»Ich habe Ihnen eine Kopie eines der Briefe mitgebracht, falls Sie sie sehen wollen.«
Marilyn Seven zog eine Fotokopie aus ihrer schmalen Tasche und gab sie mir. Es war eine mit fein
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