Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)
diesen unangenehmen, aber treuen Begleitern nirgends etwas zu sehen.
Sie bummelten zusammen durch die engen Gassen der Altstadt und später saßen sie am Strand. Ein paar Jugendliche spielten dort Fußball. Zum Baden war der Atlantik noch zu kalt.
Aber wenn auch das Wasser noch kalt war, die Sonne hatte bereits viel Kraft. 20 bis 25 fünfundzwanzig Grad erreichte sie leicht..
Als sie schließlich Hunger bekamen, gingen sie ins Hotel MARCO POLO, um etwas zu essen. Ein großes, unübersehbares Schild verriet, daß das MARCO POLO „unter deutscher Leitung“ stand - was immer das auch zu bedeuten haben mochte. Man hatte es wohl hingeschrieben, um die wachsende Zahl deutscher Touristen anzulocken.
„Ich bin hier schon vorbeigekommen!“ erinnerte sic Elsa, als sie den üppigen Garten betraten, der das Gebäude umgab und den Gästen selbstverständlich zur Verfügung stand. Einige Bäume spendeten angenehmen Schatten.
„Es sieht teuer aus!“ meinte sie nachdenklich.
Robert lachte nur.
„Alles ist relativ.“
„Was heißt das: 'Unter deutscher Leitung'?“
„Ich habe keine Ahnung. Jedenfalls sprechen die Kellner allesamt deutsch. Und zwar ziemlich gut!“ Sie bekamen Fensterplätze im Obergeschoß, von denen sie eine hervorragende Aussicht hatten. Elsas Blick fiel auf die Gleise, die zum nahen Bahnhof gingen. Dahinter lag das Meer.
„Die Züge sehen ziemlich klapprig aus!“ bemerkte sie. „Einige Wagen haben überhaupt keine Fenster.“ Ihr Gesicht wirkte nach innen gekehrt. „Ursprünglich hatte ich vor, mit dem Zug weiter ins Landesinnere zu fahren. Nach Casablanca.“
„Da wollen viele hin“, meinte Robert wie beiläufig. „Hauptsächlich wohl wegen des Films.“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Ja, kann schon sein.“
„Bogart und Bergmann.“
„Kennst du den Film?“
„Wer kennt ihn nicht?“
„Die Schlußszene... Die spielt auf einem Flughafen. Im Nebel... Humphrey trägt seinen berühmten Trenchcoat...“
„Na und?“
„Ich habe immer gedacht: Das ist doch Unfug! Völliger Unfug! Ich meine, der Film ist zwar im Atelier gedreht, aber ein bißchen muß er sich doch auch nach der Realität richten, oder etwa nicht?“
„Und, tut er es denn nicht?“
„Doch, aber ich kannte die Realität nicht! Ich dachte an Nordafrika als ein Gebiet, in dem die Sonne scheint und es sehr warm ist. Nicht an Nebel und eine kalte Nacht, in der man einen Mantel braucht, so wie Bogie in dem Film. Aber der Irrtum lag bei mir. Jetzt weiß ich, daß es auch hier Nebel gibt - und nicht nur in London!“
„Casablanca ist nicht besonders zu empfehlen!“ warf Robert ein.
„Meinst du den Film oder die Stadt?“
„Ich meinte jetzt die Stadt. Aber ich mag den Film auch nicht.“
„Warum nicht?“
Sie wechselten einen Blick miteinander, und zum ersten Mal schien ihm das unangenehm zu sein. Elsa hatte keine Ahnung, woran das lag.
Er blickte zur Seite und wich ihr so aus.
„Was willst du erst hören, meine Meinung zum Film oder zur Stadt?“
„Erst die Stadt!“ verlangte Elsa.
„Das große Erdbeben von 1750 hat das meiste vom wirklich alten Casablanca vernichtet. Heute ist es eine Großstadt wie viele. Kaum etwas, was man nicht auch anderswo findet.“
„Und der Film?“
In diesem Moment kam der Kellner an den Tisch. Er sprach tatsächlich hervorragend deutsch.
Robert bestellte für sie beide ein Mineralwasser, das den Namen „Sidi Harasem“ trug. Es stammte aus der Gegend und war weltberühmt.
Und sie nahmen beide einen „salade nicoise“.
„Deine Meinung zum Film, Robert!“ hakte Elsa nach, als der Kellner sich wieder entfernt hatte. „Warum magst du den Film nicht?“
Er zuckte mit den Schultern. Sein Blick war nach innen gerichtet.
„Es geht um einen Mann, der vorgibt, ein Zyniker zu sein, und der sich dann aber am Schluß als Idealist entpuppt. Solche Stories mag ich nicht.“
„Warum nicht?“
„Sie überzeugen mich einfach nicht. Diese wundersamen Wandlungen... Vom Saulus zum Paulus. Nein, ich kann das nicht nachvollziehen. Es stimmt einfach nicht! Mit der Wirklichkeit hat das nichts zu tun, nicht das geringste!“
„Muß es das denn?“
Er zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Diese Sachen sind auch nicht mein Metier.“
„Was ist dein Metier?“
Sein Blick ging hinaus durch das Fensterglas. Dorthin, wo die Schienen lagen und die klapprigen Waggons ohne Fenster standen.
Er sah ins Nichts. Elsa spürte,
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