Tod ist nur ein Wort
hatte, ihre Waffe zu ziehen. Sie krabbelte über die Lichtung, bereit, sich kopfüber in den Minenschacht zu stürzen, bereit, alles zu tun, um von dieser dürren verrückten Hexe und ihren beiden brutalen Schlägern wegzukommen, als plötzlich Schüsse die Stille erschütterten und sie jemanden schreien hörte.
Doch das spielte keine Rolle. Sie hatte es bis zu der zerstörten Holzabdeckung geschafft, als sich eine schwere Hand auf ihre Schulter legte, sie sich umwandte und sich einem von Moniques Schlägern gegenübersah. Es war Dmitri, derjenige, der Bastien getötet hatte.
Etwas in ihr zerbrach. Sie stürzte sich auf ihn, trat und kratzte, biss und kreischte und schlug nach ihm. Er wischte ihre Hände wie eine Fliege beiseite, legte seine kräftigen Arme um sie und hielt sie bewegungslos gegen seinen großen muskulösen Körper gepresst.
In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass auf der Lichtung das Chaos ausgebrochen war. Alles schrie durcheinander, und sie hörte die furchtbar vertrauten Geräusche eines wilden Schusswechsels. Der andere Schläger lag mit einem Loch in der Stirn auf dem Boden, seine Augen starrten blicklos in den hellblauen Himmel. Und von irgendwo außerhalb ihres Sichtfeldes vernahm sie die Geräusche eines Kampfes. Sie wandte den Kopf und erblickte Bastien, der auf dem Boden lag und blutete, während Monique über ihm kniete und lachend ihren geschorenen Kopf zurückwarf. “Was bin ich froh, dass du nicht tot bist,
chérie”
, sagte sie. “Nur zu gern werde ich dir selbst die Ehre erweisen.” Als die Waffe in ihrer Hand groß und drohend aufblitzte, schrie Chloe unwillkürlich auf, woraufhin Monique sich kurz umwandte.
Ein winziger Fehler, doch er reichte. Eine Serie von Kugeln traf ihren Körper, sodass er wie in einem wilden Tanz hin- und herzuckte und sie den Abzug der Waffe betätigte.
Die Kugel ging in den Schnee, und Monique sackte über Bastiens Körper zusammen.
Zu Chloes blankem Entsetzen bewegte sie sich plötzlich wieder, und sie wollte schon anfangen, zu schreien, als sie begriff, dass Bastien den blutüberströmten Körper von sich schob.
Dmitri ließ sie los. In der Überzeugung, dass er gleich Bastien erschießen würde, fiel sie ihm in den Arm, doch er schubste sie nur zur Seite. “Sind wir hier so weit fertig, Madame?”, rief er.
Die Frau, die aus dem Gebüsch heraustrat, war elegant wie immer – das silberblonde Haar perfekt frisiert, das Make-up tadellos. Sie war ganz in Schwarz gekleidet, genauso wie die bewaffneten Männer, die sie begleiteten. Perfekt, um Blut zu verbergen.
Chloe versuchte zu Bastien zu gelangen, doch Dmitri packte ihren Arm. Stattdessen trat Madame Lambert auf ihn zu und streckte, als sie vor ihm stand, die Arme aus. Er zuckte kurz zusammen und sah nicht einmal in Chloes Richtung.
“Ich schätze, Dmitri gehört zu Ihnen?”, fragte er gelassen.
“Zu uns”, bestätigte Madame. “Sie hätten zu uns kommen sollen. Das Komitee hätte Sie beschützen können. Es gab keinen Anlass, sich so aus dem Staub zu machen. Haben wir nicht immer gut zusammengearbeitet? Sogar, als Sie nicht ganz sicher waren, ob wir auf derselben Seite sind. Sobald Jensen mir von der Sache erzählte, habe ich ein Team zusammengestellt, das Ihnen folgte. Fast wäre es zu spät gewesen”, sagte sie mit strenger Miene.
Bastiens Lächeln war gespenstisch. “Das Komitee kommt nie zu spät, Madame Lambert. Und wenn Harry Thomason davon erfahren hätte, hätte er Chloe sterben lassen. Er hatte nie viel für sie übrig.” Er sprach von ihr, ohne sie dabei anzusehen. Und Chloe konnte nichts tun, als in dem morgendlichen Sonnenlicht zu stehen und den Geruch des Blutes einzuatmen, das die Lichtung vergiftete.
“Harry Thomason ist in den Frühruhestand gegangen. Seine Entscheidungen in der letzten Zeit waren etwas unbesonnen, und man ist übereingekommen, dass er nur noch in beratender Funktion tätig sein soll.”
“Soll ich fragen, wer seinen Platz eingenommen hat?” Sein Ton war so beiläufig, als spräche er über die Preise für Orangen. Doch Orangen bedeuteten Handgranaten, oder? In Chloe stieg ein Lachen hoch, doch sie fürchtete, für hysterisch gehalten zu werden, und wollte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nicht, wenn er solche Anstrengungen unternahm, um sie zu ignorieren.
Madame Lambert lächelte kühl. “Nun, was denken Sie? Wir brauchen Sie, Jean-Marc. Die Welt braucht Sie. Sie passen nirgendwo anders hin, und Sie sind ein sehr, sehr guter Agent.
Weitere Kostenlose Bücher