Tod ist nur ein Wort
verrückt.
Einer der Serben ließ Chloe zu Boden gleiten, und ihr ersticktes Stöhnen war Musik in seinen Ohren. Sie lebte und war bei Bewusstsein. Er musste nur noch zwischen sie und Monique gelangen. Die Serben waren kein Problem – sie hatte er in Sekundenschnelle erledigt. Er war ein sehr guter Schütze, und beide hatten ihre Waffe nicht in der Hand. Der zweite wäre schon tot, bevor der erste überhaupt umgefallen war.
Chloe rollte sich stöhnend auf den Rücken und rappelte sich mühsam auf. Bastien gab keinen Laut von sich, als Monique zu ihr ging und sie mit ihren schweren Lederstiefeln in die Seite trat. Chloes erstickter Schrei sagte genug.
“Du hast die Wahl,
petite”
, sagte Monique. “Ich könnte dir jetzt dein dummes kleines Gehirn wegpusten. Aber das wäre eine Gnade, und ich schätze, du weißt, dass ich nie gnädig bin. Doch Vlad und Dmitri verdienen irgendeine Belohnung und beide haben ihr Interesse daran bekundet, dich … nun, ein wenig bearbeiten zu dürfen, bevor du stirbst. Ihr Amerikanerinnen seid so zimperlich, was Vergewaltigung angeht – das wird wahrscheinlich der größte Spaß daran. Ich könnte zusehen, und du wüsstest nicht, wann ich schieße. Die Jungs wüssten es auch nicht, was es für sie noch aufregender macht.”
“Du perverse Hexe”, murmelte Chloe. Ihre Lippe blutete – irgendjemand, wahrscheinlich Monique, hatte sie geschlagen.
“Oder du kannst dich mit deinem Helden vereinigen. Vielleicht ist er noch nicht ganz tot. Du hast eine winzige Überlebenschance, wenn du diese Möglichkeit wählst.”
“Glaubst du etwa, dass ich dir über den Weg traue?” Als Chloe sich diesmal aufrichtete, ließ Monique sie gewähren. Als einzige Reaktion zeigte sie nur die grauenerregende Karikatur eines Lächelns.
“Natürlich traust du mir nicht. Schließlich ist es ein simples Hütchenspiel. Unter einem Hütchen befindet sich ein schneller gnädiger Tod. Und unter dem anderen Vergewaltigung und ein etwas langsamerer Tod. Und unter dem dritten liegt Bastien in seinem Wassergrab.”
Wassergrab? Was für ein Psychospielchen trieb Monique da? Irgendwas stimmte hier nicht – warum beschäftigte Monique sich mit Chloe, wenn doch er ihr Hauptziel war. Warum behauptete sie, ihn schon getötet zu haben?
“Dmitri war so nett, sich um unseren gemeinsamen Freund zu kümmern, nicht wahr, Dmitri? Ich denke, er sollte den Vortritt haben – schließlich hat er das verdient.”
Interessant, dachte Bastien. Dmitri hatte Monique belogen, sodass sie glaubte, er sei tot. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass dies kein Bluff war. Hatte Dmitri gelogen, um Bastien zu helfen oder um seine eigene Haut zu retten?
Nichts an ihm wirkte vertraut, und Bastien kannte fast alle Agenten. Die Frage war, ob er ihm vertrauen konnte oder ob er ihn und seinen Kumpan ausschalten sollte, um sich dann auf Monique zu stürzen, bevor sie Chloe etwas antun konnte.
“Ich schätze, ich bevorzuge das Wassergrab”, sagte Chloe mit heiserer Stimme. “Die Genugtuung gebe ich dir nicht, dass du persönlich mich umbringst.”
“Nun, ich glaube schon, dass es dazu kommen wird. Er ist unten in der Mine. Der Schacht steht unter Wasser; vielleicht ertrinkst du also, bevor du verhungerst. Oder du brichst dir beim Abstieg das Genick, was es natürlich sehr gnädig machen würde. Aber ich schätze, das willst du alles gar nicht. Du bist wenig begeistert von dunklen engen Räumen, oder? Ich schätze, du möchtest lieber hier draußen sterben.”
Oh Gott, er wusste, wofür sie sich entscheiden würde. Sie würde in den Minenschacht gehen, würde alles tun, um Monique zu entgehen. Sie dachte, dass er dort unten wäre, und sie würde ihm folgen, auch wenn es sie umbrachte.
Sie hatte keine Wahl, dachte Chloe. Bastien war tot, lag dort unten in dem alten Minenschacht. Sie wusste nicht mehr, wo genau sich der Einstieg befand, erinnerte sich nur noch, dass er steil und gefährlich war. Doch das spielte keine Rolle. Sie würde erst glauben, dass Bastien tot war, wenn sie es mit eigenen Augen sah. Und wenn sie schon sterben sollte, dann zusammen mit ihm. Dumm, romantisch, lächerlich. Wenn er noch lebte, würde er sie auslachen.
Ich komm’ zu dir bei Mondeslicht, sollt’ auch die Hölle mir den Weg versperren.
Nur, dass es bereits Morgen war, die langsam höher steigende Sonne den Schnee schmelzen ließ und der Minenschacht als erstickender Tunnel des Todes vor ihr lag.
Sie bewegte sich so rasch, dass Monique kaum Zeit
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