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Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Rolle spielte – es schien alles egal, die Guten und die Bösen waren austauschbar.
    Nur eins war gewiss: Er konnte nicht das Geringste tun, wenn diese frisch eingetroffene Unschuld ihm ein Messer zwischen die Rippen stieß.
    Er machte sich keinerlei Illusionen darüber, dass er hier auf sich allein gestellt war. Signore Ricettis junger Liebhaber hieß eigentlich Jensen und war ein junger britischer Agent, der seiner Frau erzählte, dass er als Vertreter einer pharmazeutischen Firma viel auf Reisen war.
    Doch Bastien hatte sich angewöhnt, niemandem zu vertrauen, auch nicht seinen Kollegen. Vielleicht hatte Thomason entschieden, dass Bastien selbst entbehrlich war. Jensen würde ihn erledigen, wenn man ihm das befahl. Aber er hätte eine größere Erfolgschance als das Mädchen. Was keine große Kunst war. Wenn sie ihn tatsächlich loswerden wollten, brauchten sie einen echten Profi.
    Jemanden, der geeigneter war als die niedliche Mademoiselle Underwood.
    Sie hatte es entweder auf ihn oder auf eine andere der anwesenden Personen abgesehen. Vielleicht wollte sie nur Informationen sammeln, vielleicht wollte sie eine unbequeme Figur aus dem Weg räumen. Er musste sich nur an Hakim wenden, und schon wäre sie es, die man aus dem Weg räumte. Sogar wenn Hakim selbst sie engagiert hätte, würde man sie kühl und professionell beseitigen.
    Doch auch wenn das der sicherste Weg schien, war er noch nicht ganz bereit dazu. Schließlich hatte ihn nicht sein Sicherheitsdenken in diese Branche geführt, und Mademoiselle mochte lebend von größerem Wert sein als tot. Er würde herausfinden, wer sie geschickt hatte und warum, und je früher ihm das gelang, desto besser. Umsichtige Planung war wichtig, Zögern aber katastrophal. Er würde herausfinden, was er herausfinden musste, und dann bei Hakim eine entsprechende Bemerkung fallen lassen. Es wäre eine Schande, solch eine vielversprechende junge Frau beseitigen zu müssen, doch sie sollte um die Gefahren ihres Jobs gewusst haben, als sie den Auftrag annahm. Den letzten Rest von Sentimentalität hatte er schon lange verloren.
    Er wünschte nur inbrünstig, dass er rechtzeitig erfuhr, warum sie hier war.
    Chloe fühlte sich irgendwie leichtfertig. Zusammengerollt unter dem dünnen Seidenüberwurf hatte sie einige Stunden geschlafen und anschließend ein warmes Bad mit Chanel-Badeöl genossen, war dann in Sylvias Kleid geschlüpft und hatte Sylvias Make-up aufgelegt. Es war kurz vor sieben, und sie musste nur noch die lächerlich hohen Schuhe anziehen, um dann die Treppe hinunterzuschweben wie die Dame von Welt, die sie zu sein vorgab.
    Es war die Unterwäsche gewesen, die den Sinnestaumel auslöste. Chloe trug normalerweise schlichte weiße Baumwolle. Zwar bevorzugte sie Spitze und Satin in satten leuchtenden Farben, doch ihr Portemonnaie gab das nicht her, sodass sie ihr Geld lieber für die Kleidung ausgab, die man auch sah.
    Sylvia dagegen verbrachte viel Zeit in Unterwäsche, war dabei selten allein und besaß insofern eine breite Auswahl an Korsagen, Höschen, BHs und Strapsen, an denen sich sowohl die Trägerin als auch ihr Publikum entzücken konnten. Chloe hatte derzeit noch keine Vorführung geplant, nicht hier, nicht jetzt. Bastien Toussaint mochte anziehend sein, doch sie hatte keinerlei Interesse an verheirateten Männern, Frauenhelden oder überhaupt irgendjemandem, bis sie nicht wieder zurück in Paris war. Dieser Job sollte ein Kinderspiel werden – ein paar ruhige Tage auf dem Lande, während derer sie ein paar langweilige Geschäftsbesprechungen dolmetschen würde.
    Warum also war sie so nervös?
    Wahrscheinlich wegen Monsieur Toussaint mit seinen Schlafzimmeraugen und seiner schleppenden sexy Stimme. Oder vielleicht lag es an dem Misstrauen, das ihr die anderen Gäste entgegengebracht hatten – bei einem solchen Verfolgungswahn musste es wahrlich um wichtige Dinge gehen. Obwohl nach Chloes Erfahrung die meisten Menschen glaubten, dass ihre Angelegenheiten von weltbewegender Bedeutung waren. Vielleicht ging es um die Formel für ein neues Produkt. Oder um die Schuhmodelle der nächsten Saison. Oder um das Rezept für kalorienfreie Butter.
    Aber das spielte keine Rolle. Sie würde zurückhaltend bleiben, auf Wunsch dolmetschen und ansonsten hoffen, dass niemand etwas Peinliches sagte in einer Sprache, die sie eigentlich nicht verstehen sollte. Allerdings wäre ihre eigene Garderobe für diesen Zweck passender gewesen – Sylvias Kleidung war nicht dafür

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