Tod ist nur ein Wort
dass Sie sich dabei nicht amüsieren dürfen.”
Er machte sie ziemlich nervös. Sie gingen den Korridor mit seinen dunklen Schatten entlang. Sie kannte die europäische Art des Flirtens, die meist nichts anderes als ein Spiel war. Und sie wusste, dass dieser Mann ein Frauenheld war – er hatte sich selbst so bezeichnet. Man erwartete also von ihm, dass er sich auf diese Weise verhielt.
Leider wollte sie das Spiel nicht mitspielen, nicht mit ihm. Er war nicht der Typ für einen kurzen Flirt, trotz seines routinierten Charmes. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er jemand ganz anderes war.
“Monsieur Toussaint …”
“Bastien”, verbesserte er. “Und ich werde Sie Chloe nennen. Ich habe noch nie eine Frau namens Chloe gekannt. Ich finde das sehr charmant.” Seine Stimme liebkoste sie wie Seide.
“Bastien”, kapitulierte sie. “Ich glaube, dass dies hier wirklich keine gute Idee ist.”
“Sie sind schon mit jemandem liiert? Das muss nichts ändern. Was hier passiert, bleibt auch hier, und es gibt keinen Grund, warum wir uns nicht amüsieren sollten”, erwiderte er gelassen.
Sie war nicht sicher, wie sie bei jemand anders reagiert hätte. Sie wusste, wie sie einen Mann, der sie bedrängte, in die Schranken wies – auch wenn sie nicht so oft in diese Situation kam, wie sie es sich vielleicht wünschte. Doch unglücklicherweise fühlte sie sich von ihm angezogen und hatte zugleich Angst vor ihm. Er spielte ihr etwas vor, und sie wusste nicht, warum.
Sie blieb stehen. Inzwischen hatten sie den belebteren Teil des Châteaus erreicht, denn durch die geschlossenen Flügeltüren drangen Stimmen an ihr Ohr, eine Mischung aus Französisch und Englisch. Bevor sie antworten konnte, ergriff er das Wort.
“Ich finde Sie sehr anziehend, wissen Sie”, sagte er. “Ich kann mich nicht erinnern, wann mich jemand so verzaubert hat.” Und bevor ihr klar wurde, was er vorhatte, legte er seine Hände auf ihre Schultern, schob sie sanft gegen die Wand und küsste sie.
Er war wirklich gut, dachte sie benommen und versuchte, keine Reaktion zu zeigen. Seine Hände strichen über ihren Körper, sein Mund war wie ein leises Flüstern an ihren Lippen, und unwillkürlich schloss sie die Augen, fühlte, wie seine Lippen über ihre Wangenknochen und Augenlider wanderten und wieder hinunter zum Mund, wo sie sanft verharrten, um dann ihren Hals hinunterzugleiten.
Sie wusste nicht, wohin mit ihren Händen. Eigentlich sollte sie ihn damit zurückstoßen, doch die sanften federweichen Küsse ließen sie nach mehr verlangen. Und da dies das definitiv letzte Mal war, dass sie sich von ihm küssen ließe, wollte sie die Erfahrung auskosten.
Als er seine Hände von ihrer Taille löste, um ihr Gesicht zu umfassen und seinen Mund erneut, aber diesmal fester auf den ihren presste, öffnete sie daher bereitwillig ihre Lippen. Ein wenig von der verbotenen Frucht naschen würde schon erlaubt sein. Schließlich waren sie in Frankreich.
Vive l’amour.
Doch gerade als sie sich dem Genuss völlig hingeben wollte, schrillten die Alarmglocken in ihrem Kopf. Er war … so geschickt. Er konnte wunderbar küssen, wusste seine Lippen, seine Zunge und seine Hände genau richtig einzusetzen, und wenn sie nur ein wenig unbedarfter wäre, würde sie sich von ihrem Verlangen fortreißen lassen.
Doch etwas stimmte nicht. Er gab eine Vorstellung, die sogar sie durchschauen konnte. Er machte alles richtig, sagte und tat die richtigen Dinge, doch irgendein Teil von ihm hielt sich zurück, um unbeteiligt ihre Reaktion zu beobachten.
Ihre Hände, mit denen sie ihn eben noch an sich ziehen wollte, stießen ihn stattdessen zurück. Sie tat es mit mehr Kraft, als nötig war. Er machte keinerlei Anstalten sie zu bedrängen, trat einfach nur zurück und schaute sie leicht amüsiert an.
“Nein?”, fragte er. “Vielleicht habe ich die Situation missverstanden. Ich dachte, auch Sie fühlten sich zu mir hingezogen.”
“Monsieur Toussaint, Sie sind ein attraktiver Mann. Doch Sie spielen mit mir, und das gefällt mir nicht.”
“Spielen?”
“Ich weiß nicht, was hier los ist, aber ich glaube kaum, dass Sie eine plötzliche unkontrollierbare Leidenschaft für mich überkommen hat.” Sylvia schalt sie immer für ihre Direktheit, aber das war ihr egal. Sie würde alles tun, um die glatten verführerischen Lügen dieses Mannes zu entlarven, der immer noch zu dicht bei ihr stand.
“Dann muss ich mich mehr bemühen, Sie zu überzeugen”,
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