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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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wie heißen Sie? Reagieren Sie auf Hallo – oder etwas Ähnliches?«
    »Ich merke ganz gut, wenn man mit mir spricht.«
    Ich durfte Katherines Ansicht von mir nicht vergessen. Und er konnte von einem Randgruppenjüngling kaum gutes Benehmen erwarten. Der Fahrstuhl glitt in die Höhe und stoppte. Und da waren wir dann, John und Sarah samt Gepäck und Coryton Ansford Rondavel samt Lächeln, bereit, unserem Schicksal im zweiten Stockwerk eines namenlosen Hauses irgendwo in Fairhills entgegenzutreten. Leise Musik erklang, entweder Hi-Fi oder ein sehr guter Mann am Synthesizer. Rondavel entließ uns auf einen spiegelbewehrten Treppenabsatz, öffnete eine Tür, machte eine Geste.
    »Ich muß mich umziehen«, sagte er. »Sie finden alles Erforderliche hier drinnen.«
    Die Spiegel reflektierten unser Bild. Neben Rondavel, auf seinen beigefarbenen Spannteppichen, vor seinen edlen Silbermöbeln, hätten wir ebensogut verdreckte Hottentotten sein können. Wir mußten hier raus. Ich ließ Katherine in das bezeichnete Zimmer vorausgehen und folgte Rondavel zu seiner Tür. Wenn ich das Gespräch hinter mich gebracht hatte, würde er mir bestimmt zustimmen. Wir mußten hier raus.
    »Mr. Rondavel«, sagte ich. »Da ist etwas, das Sie…«
    »Später.« Er machte mir die Tür vor der Nase zu. Nach einer Sekunde ging sie noch einmal einen Spalt auf. »Und nennen Sie mich Coryton.«
    Die Tür klappte wieder zu und blieb verschlossen. Da mir der stumme Korridor mißfiel, kehrte ich zu Katherine zurück.
    Der Raum war eine Art Badezimmer, doch ausgestattet mit einem weichen, schwarzsamtenen Sessel, verschiedenen bequemen Stühlen, einem schicken, schwarzen Getränkeautomaten und zahlreichen Spiegeln, wie schon draußen auf dem Treppenabsatz. Spiegel in einem Bad, wenn es sich nicht nur um den notwendigen Spiegel über dem Waschbecken handelt, stimmen mich unbehaglich. Bilder halten sich darin. Geile Spiegelbilder. Zweifellos habe ich eine schlimme, schmutzige Phantasie. Wie dem auch sein mag, dieses Bad, samt weichem Sessel und Spiegeln, war das schlimmste, schmutzigste Bad, das ich je gesehen hatte.
    »Kommen Sie«, sagte ich. »Verschwinden wir hier.«
    Katherine hatte Hut und Motorradbrille abgenommen und musterte sich in einem der Spiegel. Ihre Uniformjacke hing über einer Stuhllehne. »Es regnet«, sagte sie. »Und er will doch nur mit mir schlafen.«
    Wie hübsch das formuliert war. »Oder mit mir«, sagte ich.
    »Na und? Wenn Sie damit fertig werden, schaffe ich das auch.« Sie beugte sich vor, betrachtete eingehend ihr Spiegelbild. »Diese Brille scheint meinen Augen zu schaden. Die Haut ist ganz feucht und runzlig.«
    »Katherine – Sie wissen wahrscheinlich nicht, wie solche Menschen sein können.«
    »Sie meinen, er ist ein verquerer Brillenfetischist?«
    »Ich mache keine Witze, Katherine.«
    »Und hier ist es warm und trocken, und wir bekommen wahrscheinlich etwas zu essen. Manchmal sind das die Dinge des Lebens, auf die es ankommt.«
    Abgesehen von allem anderen war jede Minute, die wir in Coryton Rondavels Haus verbrachten, verschwendete Aufnahmezeit. Aber ich wußte, daß ich sie nicht mehr fortbrachte. Ich sah zu, wie sie ihre Brille wieder aufsetzte und sich ihren Südwester über die Ohren zog. Hatte Rondavel im Ernst gesprochen, als er sagte, das Fernsehen sei in seinem Haus tabu? Oder würde er seine Orgie unterbrechen und uns alle um halb neun vor den Bildschirm scheuchen, damit wir uns die erste, neue Schicksals-Sendung seines Senders ansahen? Was dann? Und wie stand es mit den Problemen des morgigen Tages?
    Katherine zu täuschen, von den Medien fernzuhalten, war in Vincents Büro ganz leicht erschienen. Mach dir dein Fingerspitzengefühl zunutze, hatte er gesagt. Ich tastete wild herum, aber ich fühlte nichts.
    Doch wir hatten einen rücksichtsvollen Gastgeber, der uns nicht lange warten ließ. »Es gibt da eine komplizierte Geschichte«, sagte er mit orangefarbenem Brokatrascheln, »über ein königliches Bankett, bei dem der Ehrengast, der solche Feste nicht gewöhnt war, versehentlich das Wasser aus seiner Fingerschale trank. Der König, so wird erzählt, brachte die königliche Höflichkeit auf, seinen Gast nicht zu blamieren, und trank das Wasser ebenfalls.«
    Die kleine Geschichte sollte wahrscheinlich das Kostüm unseres Gastgebers erklären oder dessen schockierende Wirkung herabmildern – aber das gelang ihm nicht. Er war wie eine Gestalt aus Tausendundeiner Nacht gekleidet – oder wie einer der

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