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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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weiter. Katherine lehnte sich zurück und schloß die Augen. Rod und der elegante Mann führten eine Art Gespräch.
    »Hübscher Wagen.«
    »Freut mich, daß er Ihnen gefällt. Wollen Sie weit?«
    »Weit genug.«
    »Entschuldigen Sie – dumme Frage… Wissen Sie, ich habe wirklich viel für Leute Ihrer Art übrig.«
    »Oh, das ist anzunehmen. Sie haben uns ja mitgenommen.«
    »Sicher, sicher…«
    Katherine war zum erstenmal seit Stunden richtig warm, und sie fühlte sich fast beschwingt. Der elegante Mann hatte einen eleganten Wagen, der groß und sehr bequem war. Sie begann zu dösen.
    »… natürlich nehme ich alle möglichen Leute mit. Versuche, nicht einseitig zu sein. Ich meine, jeder hat eine Meinung, und die möchte ich hören.«
    »Meinung worüber?«
    »Über alles, John. Über alles… Wir führen ein offenes Haus. Und wir sind sehr aufgeschlossen. Eine hübsche kleine Gruppe. Verstehen Sie?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Diskussionen, gemeinsame Erlebnisse. Natürlich nichts Ernsthaftes. Aber kein Mensch, von dem man nicht irgend etwas lernen könnte. Eigentlich komisch, daß ich Sie so kennenlerne. Ich überlege gerade…«
    »Ich fürchte, das geht nicht. Sehr nett von Ihnen, aber wir müssen…«
    »Moment mal, John. Was meinen Sie?«
    »Sie wollten uns doch einladen an den Ort, wo Sie Ihre Gruppentreffen abhalten.«
    »Bei mir zu Hause. Na ja, vielleicht wollte ich das. Aber nicht einfach so. Der gesellschaftliche Verkehr muß geölt werden. Er braucht…«
    »Ihrer vielleicht. Unserer nicht.«
    »Außerdem hört sich mein Vorschlag aus Ihrem Munde leicht anrüchig an.« Er brach ab. »Ist Ihre Frau krank?« fragte er.
    Katherine öffnete die Augen, begegnete seinem Blick im Rückspiegel. Die Augenbrauen darüber waren mitfühlend in die Höhe gezogen. »Ich? Mir geht’s prima. Ich bin nur müde.« Und sie reckte sich ungebührlich, randgruppenmäßig, und spürte, wie ihre Knochen knackten.
    »Der Mann will, daß wir mit zu ihm nach Hause kommen«, sagte Rod.
    »Es sind auch andere da, mein Lieber. Natürlich meine Frau. Wir haben einen hübschen, kleinen Kreis.«
    »Die Leute haben einen hübschen, kleinen Kreis.«
    Sie fragte sich, warum Rod so unhöflich war. Der Mann mochte ein Dummkopf sein, doch er war bestimmt auch sehr reich. Kälte und Nässe und Hunger am Rande einer Ausfallstraße hinzunehmen, schien ihr ans Vulgäre zu grenzen. »Können wir über Nacht bleiben?« fragte sie so sorglos, wie sie sich gereckt hatte.
    »Ich habe ihm schon gesagt, daß wir weitermüssen, Sarah. Wir haben noch weit.«
    »Wirklich?«
    »Dachte ich jedenfalls.«
    Der elegante Mann musterte sie wieder im Spiegel. »Die Dame ist müde, John. Natürlich können Sie beide über Nacht bleiben. Selbstverständlich…«

    Es hatte keinen Sinn, dagegen anzugehen. Ich sah, wie der Regen gegen die Windschutzscheibe trommelte, und stellte mir Katherine und mich dort draußen vor. Die Bushaltestelle war eine Improvisation gewesen: an Schnellstraßen gab es solche Haltestellen nicht, und früher oder später hätte sie es bemerkt. Jetzt saß sie warm und trocken, ein Genuß, der – wenn sie Glück hatte – bis zum Morgen anhielt. Nicht, daß wir beide unseren lächerlichen Freund zu fürchten hatten. Eine lebhafte Frau, auf Kontaktsitzungen scharf, dazu ein paar haschfreudige Geschäftsfreunde, die den Sonntagnachmittag herumbringen wollten – so sah das doch aus, wenn ich mich nicht sehr irrte.
    An der großen Fairhills-Kreuzung bog er mit dem Wagen nach links ab, und wir erklommen eine gewundene Straße, die von den Grundstücken durch hohe Immergrünhecken abgeschirmt war. Oben auf dem Hügel trennten sich die Hecken und umschlossen die Gipfel zweier miteinander verbundenen Erhebungen, auf denen etwa ein Dutzend große, schöne Häuser standen. Zwischen den Häusern, unberührt auf dem Gipfel des höheren Hügels, stand eine jener isolierten Ulmengruppen, wie sie nur in England zu finden sind, traurig und schön. Die Stadt ringsum lag im Dunst; nur einige große Häuserblocks und der schwarze Kasten des Schlosses waren zu erkennen – und im Westen erstreckten sich weitere Hügel, anscheinend endlich das offene Land.
    Während wir noch auf der Schnellstraße dahinrasten, hatte es mich amüsiert, daß zwei Leute, die so reich waren wie Katherine und ich, die wohltätige – und leicht unheimliche – Gastfreundschaft dieses Mannes akzeptierten. Nun sah ich, daß sich unser Vermögen neben dem Reichtum unseres

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