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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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NTV-Direktoren zur Stelle; Champagner wurde genehmigt. Obwohl durch und durch bescheiden, schloß sich Vincent insgeheim dieser Meinung an. Und in solchen Dingen irrte er sich niemals.
    Gegen Mitternacht waren die Kritiker hübsch aufgemuntert abgezogen, um ihre Texte zu verfassen, und Vincent begann die anderen zu verabschieden. Es gebe morgen viel Arbeit, sagte er. Er erinnerte sogar daran, daß die ›Schau ja weitergehen‹ müsse. Man klopfte ihm auf die Schulter, gönnte sich noch einen letzten Drink und zog ab. Um ein Uhr ließ er von seinen Sekretärinnen die Aschenbecher saubermachen und die leeren Gläser einsammeln. Um zwei Uhr schloß er persönlich die Tür zum Salon, schenkte sich einen letzten Schlaftrunk ein und fuhr im Lift nach oben. Im Fahrstuhlspiegel prostete er sich zu, feierte seinen Triumph. Dann änderte er seine Absicht, stoppte den Lift in der sechsten Etage und fuhr hinab zum Monitorraum. Er wollte seinen Sieg weitergeben. Wenn die Mortenhoe schlief, wollte er Roddie anrufen. Die Leute mochten es, wenn ihre Mühen anerkannt wurden.
    Im Monitorraum schlief Dr. Mason vor einem hellen, leeren Bildschirm. Vincent stellte sein halbgefülltes Glas auf den Monitor und versuchte erfolglos ein Bild hereinzuholen. Auch von Simpson oder Dawlish keine Spur. Sein Schädel begann zu brummen, und er nahm eine Neutralisationspille.
    »Wo ist der diensthabende Techniker?« fragte er unnötig laut.
    Dr. Mason fuhr auf. »Habe Sie ja gar nicht kommen hören.«
    »Sie haben geschlafen. Wo ist der Techniker?«
    »Ich habe nicht geschlafen… Ich habe ihn nach Hause geschickt. Wir waren uns einig, daß ich ohnehin hierbleiben mußte. Es war also sinnlos, daß er auch noch…«
    »Sie haben dazu nicht das Recht! Jetzt ist der Monitor hin.«
    Vincent schaltete den zweiten Bildschirm ein und trommelte mit den Fingern auf der Konsole herum, während er darauf wartete, daß sich das Gerät erwärmte. Bei der vielen Arbeit, die morgen zu tun war, hätte er längst im Bett liegen müssen.
    »Oh, ist das Ding kaputt? Ich dachte, das wäre nur das Nachtbild.«
    »Ist ja auch hellweiß, die Nacht!«
    Dr. Mason murmelte etwas vor sich hin. Er wirkte erschöpft. Das Zweitgerät erwärmte sich und zeigte das gleiche leere, weiße Rechteck. Kein Bild und auch kein Ton.
    »Ja«, sagte Dr. Mason. »So wurde es, als er die Taschenlampe weggeworfen hatte.«
    »Wer hat wessen Taschenlampe weggeworfen?«
    »Ihr Mitarbeiter. Ihr Roddie. Er warf seine Taschenlampe fort. Danach war’s dunkel und plötzlich hell. Ich wartete, daß noch etwas passierte. Und dann… Na ja, dann bin ich wohl eingedöst.«
    Vincent setzte sich. Die Pillen wirkten so verdammt langsam. »Wann ist das alles passiert?«
    »Ich habe nicht andauernd auf die Uhr geschaut.«
    »Es ist wichtig, Doktor. Versuchen Sie sich zu erinnern.«
    »Er ist in ein Lokal gegangen und hat sich die Sendung angesehen. So schlimm war die übrigens gar nicht. Kam bei den Leuten an der Bar ganz gut an.«
    »Das freut mich zu hören. Was geschah dann?«
    Dr. Mason überlegte. »Na ja, dann…«
    Die Zeit schien stehenzubleiben. Abrupt stand Vincent auf. Er hatte das Gefühl, das Herz müsse ihm platzen. »Egal. Sie können’s mir unterwegs erzählen.«
    »Wohin wollen wir? Ich kann hier nicht weg. Ich muß an meine Patientin denken.«
    »Eben. Deswegen kommen Sie mit.«
    Er ging zum Telefon, suchte auf der Liste nach der Nummer des Lufttransport-Verantwortlichen. Für einen Anruf um diese Zeit mußte er sich eine gute Erklärung einfallen lassen.

    Katherine richtete sich auf. Sie hatte es gehört. Ich hatte darauf gewartet, seit wir in den Wagen gestiegen waren. Ich hatte gehofft, daß sie schlafen würde. Ich hatte irgendwie gehofft, daß sie den Hubschrauber nicht hören würde, wenn sie schlief. Und daß dann, wenn sie nichts hörte, die nächsten Schritte vielleicht ausbleiben würden: unsere Entdeckung, meine Erklärungen, die Vorwürfe der NTV, Vincents juristische Vorhaltungen. Aber sie schlief nicht. Als der Hubschrauber schließlich kam, hörte sie ihn und richtete sich auf.
    Natürlich hätte ich einen Plan haben müssen. Von Anfang an hätte ich über den Handel, den ich einging, und den Preis, den ich bezahlen mußte, hinausdenken sollen. Ohne Plan würde auch sie einen – wenn auch anderen – Preis zahlen müssen. Und ich hatte keinen Plan. Ich hatte keinen Plan, weil mir, als ich schließlich daran dachte, aufging, daß so ein Plan einfach unmöglich war.
    Zu der

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