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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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Ferien gehabt, hätte er vielleicht mehr von dieser fröhlich pulsierenden Stadt mit ihren ungepflasterten Straßen, ihren zahlreichen Märkten und den überall frei herumlaufenden Kühen wahrgenommen. Aber er war zu erpicht darauf, diese Frau namens Cynthia zu finden, welche die Zukunft ihrer Kinder unter ihrer Haut trug.
    Der blau gestreifte Bus nach Chapora war zwar billig, aber dafür gab es einen guten Grund: Er beförderte mehr Reisende als drei voll besetzte schottische Busse. Einige seiner Mitreisenden klammerten sich auf Leben und Tod draußen an den Türen fest, während die anderen im Innern des Busses sich sardinengleich wanden, um sie abzuschütteln. Preston war es gewohnt, Schlange zu stehen, und so wartete er ganz naiv darauf, beim Einsteigen an die Reihe zu kommen. Als alle anderen sich irgendwie in den Bus gequetscht hatten (abgesehen von drei Einheimischen mit weniger energischen Ellbogen), waren die Kapazitäten des Fahrzeuges endgültig erschöpft, und daran änderte auch kein noch so oft gerufenes »Entschuldigen Sie bitte, aber ich habe eine Fahrkarte für diesen Bus!« etwas. Erst als der Bus schon fast anfuhr, ging einer der neben ihm stehenden Einheimischen zur Rückseite des Fahrzeuges und kletterte über eine Leiter auf das Dach. Die beiden anderen folgten. »Komm schon!«, sagte der letzte. Und so kam es, dass Preston eine Minute später auf dem Dach des Busses saß, das seitlich nur von einem sehr niedrigen Geländer begrenzt wurde. Preston fand es befreiend, auf dem Dach eines Busses zu sitzen. Niemand schien sich daran zu stören, und abgesehen davon, dass er sich unter elektrischen Leitungen und niedrigen Brücken ducken musste, war es herrlich, die Welt von hier oben aus zu überblicken. Und was für eine ganz andere Welt das war, wo Männer reihenweise auf Feldern hockten und Frauen an Straßenständen grellbunte Pulver verkauften!
    Nachdem er in dem gemächlichen Küstenort Chapora eingetroffen war, ging Preston die unbefestigte Hauptstraße entlang. Sie wurde von kleinen Buden gesäumt, in denen Essen und Getränke verkauft wurden. Er befragte die Ladeninhaber und Restaurantbesitzer nach Cynthia Marion und legte ihnen, um ihr Gedächtnis auf Trab zu bringen, verschiedene Fotos vor. Dass die meisten Menschen Englisch sprachen, hielt ihn nicht davon ab, seine neu erworbenen Fremdsprachenkenntnisse zum Einsatz zu bringen.
    »Ach ja«, sagte der dreiundreißigste Mann, den er ansprach. »Die hat in dem roten Haus neben dem Weg zum Strand gewohnt. Vor einigen Wochen ist sie abgereist. Sie können das Haus nicht verfehlen. Es ist hellrot und hat ein grünes Dach.«
    Der Besitzer des roten Hauses, ein Inder Mitte fünfzig, erkannte die Frau auf dem Foto sofort. »Sie wollte nach Ägypten«, sagte er. »Ich glaube, Ronny hat noch Kontakt zu ihr.«
    Ronny saß, wie sich herausstellte, hinter dem Haus auf dem Klo. Preston folgte der Wegbeschreibung seitlich an dem roten Haus vorbei. Mitten im Garten stieß er auf einen kleinen, auf Pfählen stehenden Schuppen. Darunter mampften drei Schweine mit erhobenen Schnauzen etwas Dunkles und Deftiges. Preston ging auf die Schweine zu – sie sahen süß aus, wie sie da unter dem Schuppen standen und mit gutem Appetit fraßen. Plötzlich tauchte aus einem Loch im Boden des Schuppens etwas auf. Die Schweine streckten die Schnauzen hoch und knabberten am Ende dessen, was da zum Vorschein kam, noch ehe es sich ganz gelöst hatte. Als es zu Boden fiel, verschlangen sie es gierig. Wenige Augenblicke später verließ ein Mann Mitte dreißig den Schuppen und machte seinen Hosenstall zu.
    »Dauert eine Weile, bis man sich dran gewöhnt hat«, sagte er und beobachte Preston, der den Schweinen beim Scheißefressen zusah. »Die kleinen Biester haben es in der Schnauze, ehe du es aus dem Arschloch hast. Tag auch, ich bin Ronny.«
    Preston verzichtete darauf, Ronny die Hand zu schütteln und folgte ihm auf die Veranda des Hauses, wo der Mann anscheinend kampierte. Er zeigte ihm das Foto von Cynthia.
    »Klar, das ist Cynth. Wollte ihr eigentlich nachreisen. Hab es aber irgendwie nicht geschafft. Die ist ein richtiges Partygirl! Als ich sie das letzte Mal am Strand von Anjuna sah, kommunizierte sie gerade mit dem Mond.«
    »Wie hat sie denn mit dem Mond kommuniziert?«, fragte Preston.
    »Wir haben hier so unsere Möglichkeiten«, sagte Ronny. »Normalerweise sind kleine, weiße Tabletten im Spiel. Einmal hat uns jemand nach einer Party auf einem Eiswagen

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