Tod sei Dank: Roman (German Edition)
nicht.
Das ungleiche Paar legte den letzten Abschnitt der Hinfahrt Prestons in umgekehrter Richtung zurück. Sie nahmen den Bus nach Kairo und kauften dort Flugtickets nach Glasgow mit Zwischenstopp in London.
Leider brachte dies zwölf Stunden Aufenthalt in Kairo mit sich.
Sie machten das Beste daraus.
Preston rief seinen Klienten in Glasgow an. »Ich habe gute Nachrichten«, lautete die Botschaft, die er auf Will Marions Mailbox hinterließ. »Ich habe Ihre Frau gefunden.«
Cynthia rief in Manchester im Gefängnis an. »Er ist also noch da?«, fragte sie.
»Wo sollte er sonst sein?«, lautete die erwartungsgemäß barsche Antwort des Gefängnisbeamten.
Sie atmete erleichtert auf. Er hatte seine dämliche Ausbruchsidee nicht weiter verfolgt.
»Kann ich mit ihm sprechen?«
»Klar doch, warten Sie einfach einen Augenblick, und ich schließe hier auf und gehe den ganzen Weg zu seinem Trakt und hoch ins zweite Stockwerk, um an seine Zellentür zu klopfen und ihn zu fragen, ob es ihm recht ist, wenn ich ihn störe.«
»Vielen Dank.«
»Was meinen Sie: Welche Sorte Süßigkeiten hätte er am liebsten als Betthupferl auf seinem Kissen?«
»Was?«
»Sie wissen doch, hier ist das Glasgower Hilton.«
»Leck mich«, sagte sie.
»Wie bitte?«
»Lass mich«, log sie – wie die Tochter, so die Mutter. »Könnten Sie ihm vielleicht etwas ausrichten? Sagen Sie ihm bitte, dass ich zurückkommen werde. Nächste Woche besuche ich ihn.«
Später hatte Preston, Cynthias Bemühen sei Dank, seine erste Begegnung mit einer Haschischpfeife. Er nahm einen Zug, lehnte sich zurück und sagte: »Ich verstehe. Es fühlt sich an, als ob jemand einem den Kopf mit Baumwolle ausstopft und ihn dann in warmes Wasser taucht. Ja, ich spüre, wie es sich anfühlt. Unkontrolliert. Alle materiellen …« Er machte eine Pause. »Ich verstehe wirklich nicht, was daran so reizvoll sein soll.«
Dann hatte Preston, Cynthias Bemühen sei Dank, seine erste intime Begegnung mit einer Frau.
Sie waren in einem kleinen Hotel am Stadtrand von Kairo untergekommen und teilten sich ein Zimmer. »Keine Angst, ich fress dich nicht auf«, hatte Cynthia gesagt und genau gewusst, dass das keine Lüge war. Sie würde ihn schon dazu bringen, dass er sie vernaschte.
»Hast du schon mal eine gesehen?«, fragte sie und ging davon aus, dass die Antwort Nein lauten würde. Er sah vielleicht umwerfend aus, aber einem solchen Schwachkopf war sie in ihrem ganzen Leben noch nicht begegnet.
»Im Internet«, sagte er. Vaginas waren ein bisschen wie Haschisch für ihn. Er verstand nicht ganz, was daran so reizvoll sein sollte. Einige fand er sogar ausgesprochen hässlich – hervorstehende Schamlippen, so groß, dass man eine Erdnuss an sie verfüttern konnte. Trotzdem war er der Meinung, dass er mit ihnen – und mit Sex – vertraut werden sollte. Auf ähnliche Art war er als Neunjähriger der Meinung gewesen war, dass er Oliven probieren sollte. Er war froh, dass er die Oliven probiert hatte. Der Geschmack der bitteren kleinen Dinger hatte noch anderthalb Stunden später in seinem Mund gekribbelt.
Cynthia ließ ihren Hippierock zu Boden fallen und stellte sich vor ihn. Sie trug keine Unterhose. Preston stand da, ohne sich zu rühren, und starrte sie an.
»Warum rasierst du dich?«, fragte er. Seine Stimme zitterte ein wenig. Das hier war interessanter als Oliven.
»Ist hübscher so«, antwortete sie. »Findest du nicht?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich müsste es mit Haaren sehen, um zu einer konkreten Entscheidung zu kommen.«
»Dazu müsstest du ein oder zwei Wochen lang warten.«
»Ich habe keine ein oder zwei Wochen Zeit«, sagte er. »Darf ich anfassen?«
»Ich bestehe darauf.« Cynthia wurde von seiner höflichen Verrücktheit erregt, weshalb alles, was Preston anschaute, anschwoll.
Er näherte sich und strich mit dem Zeigefinger über ihr Schambein. Es fühlte sich wie ein stachliger Ellbogen an. Es ängstigte ihn nicht, aber er verspürte auch nicht den Drang, sich in irgendeiner Weise damit zu vereinigen.
Er stand auf, ging zum Waschbecken und wusch sich die Hände.
»Du kannst es küssen, wenn du magst«, sagte Cynthia leicht verärgert. Was tat er da?
»Danke, lieber nicht«, sagte er und trocknete sich die Hände ab. »Ich bin müde. Wir haben morgen eine lange Reise vor uns.«
Cynthia zog ihren Rock wieder an. Der kleine Scheißer. Noch nie war sie von jemandem so gedemütigt worden. Das würde sie Heath erzählen. Und der würde sehr
Weitere Kostenlose Bücher