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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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illegitimer Sohn der Callas!
    Zuhälter und Prostituierte, sowas hätte man auf Sylt sowieso unter den Teppich gekehrt. Von wegen nicht gut fürs Image der Insel.
    Hier war man reich und glücklich.
    Nicht umsonst hat man die Kurtaxe für Jugendliche erhöht. Können doch unmöglich einfach mit ihren Schlafsäcken auflaufen und den Strand vollpennen.
    Ja, die Inselkapitäne in den Bürgermeisterämtern sind da ganz eigen. Und man stelle sich nur mal vor, wie ein schwarzer Mann aus einem Land, dessen Namen keine Sau aussprechen kann, eine Vietnamesin ohne Papiere und Aufenthaltserlaubnis und ein Penner Hand in Hand in die Polizeiwache spazieren, um Anzeige zu erstatten! Eine Lachnummer! Am Ende würden die doch Le Hoa sofort ins Flugzeug schaffen, Sam Beugehaft verpassen und mir glatt die Hunde wegnehmen.
    Nein, es musste einen anderen Weg geben.
    Als Sam Le Hoas Oberarm berührte, zuckte sie zusammen.
    Sie blitzte ihn feindselig an.
    »Keine Angst«, sagte ich zur ihr.
    Vielleicht lag es an meiner abgewetzten braunen Hose, vielleicht an meiner Wildleder-Fransenjacke, der die meisten Fransen abhandengekommen sind, keine Ahnung; jedenfalls vertraute sie mir.
    In den Arm nehmen musste ich sie, als wir die Treppe runter schlichen. Zwei Stockwerke tiefer schloss Sam ein Hotelzimmer auf. Das sei zwar dauervermietet, aber der Bewohner würde frühestens in zwei Wochen zurück erwartet.
    Vor uns auf dem Boden breitete sich ein schwerer Teppich aus. Inmitten der Plüsch-Pampa stand eine weiße Ledergarnitur, dekorativ abgewetzt wie meine Fransenjacke. Davor ein Glastisch mit einem Chromrahmen.
    Ich stützte mich aufs Fensterbrett und sah hinaus. Die Nordseewellen rollten auf Westerland zu.
    Es war gegen fünf Uhr in der Frühe. Ein paar Wahnsinnige warfen sich schlotternd in die Wellen.
    »Stoß hier um Himmels Willen nichts um«, zischte Sam.
    Ich richtete den Keramikeimer mit Orchideen wieder Richtung Meer aus und machte einen Schritt zurück.
    Draußen auf dem Balkon standen ein paar Liegestühle auf einer Kunstrasenfläche. Ein richtiges Plastik-Biotop. Sah zumindest etwas nach Natur aus zwischen all dem Beton. Ich merkte wieder einmal, wie dankbar ich sein konnte mit meinen zwei Kiefern samt Weltuhr.
    Eine Treppe führte in die zweite Ebene.
    »Und oben?«, fragte ich.
    »Schlafzimmer«, sagte Sam, »Aber da rühren wir besser nichts an.«
    »Hier wird er das Mädchen bestimmt nicht suchen. Nicht im Hotel.«
    »Aber ich nix kann bleib immer hieh«, sagte sie.
    »Fürs Erste«, sagte Sam.
    Seine Stimme klang wie die eines besorgten Pappis, der eine Beschwörungsformel aufsagt.
    »Du bleibst«, bekräftigte er noch einmal. »Und mach bitte nichts schmutzig. Wenn wir erwischt werden, bin ich meinen Job los.«
    »Ja, ja, nix Problem«, sagte Le Hoa und machte sich auf dem Sofa ganz klein.
    Ich hoffte, dass sich alles in Wohlgefallen auflösen würde. Der Zuhälter hatte seine Frauen verloren und würde zurück nach Russland fahren, um neue anzuheuern. Le Lyn würde ihre letzte Ruhe auf der Insel finden und Le Hoa ein neues Leben in Vietnam beginnen. Ohne Strich.
    Doch es kam anders.
    Ich saß auf meinem Stammplatz. Die dicke Wilhelmine wusch sich immer noch die Füße und grinste zu mir herüber.
    Als Erstes sah ich seine schweren Schuhe. Wenn man wie ich sein Geld auf der Straße verdient, versteht man was von Schuhen. Ob Schund oder Qualität, nur teuer oder wirklich gut, das erfasst man mit meinem Blick.
    Er stand vor meiner Decke. Wartete.
    Ich sah nicht hoch, wusste auch so, dass er mich musterte, und gruppierte die Welpen an Bettinas Zitzen um. Die Schwächeren sollten auch etwas abbekommen. Geht nicht immer nur nach Stärke. Bettina wuffte zufrieden.
    Ich hörte sein Goldkettchen gegen die Rolex klimpern. Die hatte ich auf dem Zeitungsfoto zwar nicht gesehen, aber sowas hört man ja.
    »Hey, Penner«, sagte er.
    Er hatte diesen russischen Akzent mit dem rollenden »R«. Und einen kleinen Einschlag Hamburg-Barmbek. Ich reagierte nicht.
    »Ey, Mann, hasdu was an die Ohrrn?«
    Ich fragte: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Du bisdoch Frreund von Le Lyn?«
    »Kann schon sein«, sagte ich.
    »Mach hier nich den Affen. Klar bisdu Frreund von Le Lyn.«
    »Und?«
    »Gewesen. Frreund gewesen. Also hör zu, Freund von Le Lyn, du kannst bestimmt sagen, wo ihre Schwester iss.«
    Ich begann, mich an seinen Akzent zu gewöhnen.
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    Er beugte sich zu mir herunter und begann, Bettinas Welpen zu

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