Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
Hund?«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Eine Futterspende. Wie viel, muss jeder selbst wissen.«
    Aber da lässt sich keiner lumpen.
    Ja, die Bettina sorgt für Aufregung. Bettina und ihr ausschweifendes Liebesleben.
    Le Lyn kam auch. Jeden Tag besuchte sie die Welpen. Sie arbeitete drüben in dem zwölfstöckigen Kaninchenstall. So ein Touristenbunker mit Seeblick. Le Lyn muss sehr jung gewesen sein. Eines Tages brachte sie eine andere Vietnamesin mit und sagte: »Vier Schwestern.«
    »Vier?«
    Sie tippte auf den Bauch der anderen Vietnamesin und auf ihren eigenen und sagte:
    »Vier Schwester.«
    Wieso »vier« denke ich, und plötzlich wusste ich, du denkst wieder mal zu viel. Sie meint natürlich »wir«.
    Sie beugte sich über die Hunde und sagte, dass sie so süß seien und ob sie denn einen Namen hätten.
    »Wenn ich die erst taufe, dann behalte ich sie auch. Nein, einen Namen muss der neue Besitzer geben.«
     
    Von da an kam sie jeden Tag. Streichelte die Hunde, brachte Futter mit. Warf Geld in den Eimer. Geld hatte sie genug. Trug immer teure Klamotten. Einmal hatte sie ein blaues Auge. Da hätte ich was merken müssen. Ein andermal kam sie mit einem Mann vorbei. Tat, als würde sie mich nicht kennen. Ein seltsamer Bursche. Passte gar nicht zu ihr.
    Ich hab das Foto in der Zeitung gesehen. Sie lag da und war erwürgt worden. Eine Tote auf Sylt. Die Leute waren alle aus dem Häuschen. Ihr Begleiter war auch abgebildet. Völlig fassungslos sah der aus. Er hielt seine Sonnenbrille in der Hand und spielte an dem Goldkettchen um sein Handgelenk.
    Er sah aus wie ein ... aber es kann ja nicht jeder Hundezüchter sein.
    Erst habe ich noch gedacht, wer weiß, vielleicht ist sie aus Liebe gestorben. Die Leute bringen nämlich um, was sie lieben.
    Westerland ist eine feine Stadt, deshalb gibt es nicht viele Imbisse, aber der Schlachter drüben, der mit den Stehtischen, der hat sein Fenster voll mit süßen Schweinefiguren. Die Schweinchen sitzen auf Liegestühlen und kuscheln sich auf Sofas. Sie liegen auf dem Bauch, cremen sich mit Sonnencreme ein oder machen Liebe zwischen Schwein und Schwein. Und die Leute? Die stehen davor, sagen »Oh wie süß« und gehen rein, Koteletts kaufen.
    Obwohl, Vegetarier bin ich ja nun auch nicht. Das ist schwierig. Wenn ich nämlich nicht gerade meine Tour entlang der Feinschmeckerlokale mache, bringt mir Sam etwas zu essen. Sam ist Portier in dem Kaninchenstall und stammt aus Burkina Faso. Ich esse, was Sam so anschleppt. Unsereins darf nicht wählerisch sein. Manchmal muss ich nur aufpassen, dass ich von den vielen Hummern keinen Eiweißschock kriege. Soll ja gefährlich sein.
    Meine Freundschaft mit Sam hat noch einen Vorteil. Manchmal, wenn Gäste früher abgereist sind, kann ich schön baden. Sam ist ein wirklicher Freund. Ich wünschte, ich könnte ihm auch mal was Gutes tun.
     
    Als sie Le Lyns Leiche drüben am Bunker gefunden haben, bin ich sofort hin, schließlich war sie meine Kundin. Da lag sie, zwischen all dem Strandhafer, den Stranddisteln und dem Strandroggen. Und ich sehe eine Rosa rugosa. Die ist auch mal aus Ostasien zu uns gekommen. Stand in voller Blüte. Ja, sie war eine dunkle Rose, die kleine Le Lyn, mit leuchtenden Augen und einem guten Herz.
    Jetzt in der Abenddämmerung kam mir der Bunker richtig unheimlich vor. Wie ein monströser und beinloser Insektenleib lag er da am Strand. Als wollte er sich nach fünfzig Jahren beharrlichen Kampfes gegen Wind und Wellen doch noch auf und davon machen. Mit seinen zur Seite gedrehten Sehschlitzen schien er in den Sand abzutauchen.
    Der Strandabschnitt, an dem Le Lyn gefunden wurde, heißt Himmelsleiter!
    Ja, wo sonst hätte sie sterben können? Es führt eine Treppe auf die Düne und von dort kann man mit einem Fernglas die Nachbardünen beobachten. Gibt aber nicht viel zu sehen, außer dem Silbergras, den Krähenbeeren und der Besenheide. Ab und zu segeln dir Seeregenpfeifer und Küstenschwalben über den Kopf. Ziemlich idyllisch. Ein schöner Platz zum Sterben.
    Aber nicht, wenn man so jung ist.
     
    Ich erinnere mich daran, wie sie nach Tagen den einzigen schwarz-weißen Welpen herauszog.
    »Sein Name Bao«, hat sie gesagt. Mir war das recht. Ich war nur froh, dass er nicht Hanoi hieß. Hätte mir zu schwäbisch geklungen. Schließlich sind wir hier in Westerland.
    Eines Tages sagt sie: »Was kosten Hund Bao?«
    Ich sage: »Nix.«
    »Wieviel sein Nix?«
    »Nix is nix.«
    »Aber wieviel sein Nix-Nix?«
    »Da muss ich

Weitere Kostenlose Bücher