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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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führte ein kleiner Weg an den Bahngleisen entlang. Mir wurde einmal mehr bewusst, dass es tausendundeinen Fluchtweg gab. Das hier war der ideale Ort, um eine Bank zu überfallen. Aber der Täter war kein Bankräuber gewesen. Er hatte es nicht auf Geld abgesehen. Er hatte nur ein Beil geworfen, eine Schaufensterscheibe damit zertrümmert und eine Sülze zerteilt. Dabei hatte er es in Kauf genommen, Menschen zu verletzen.
    Das war sein Fehler gewesen. Vielleicht hätte ich mich sonst nicht für ihn interessiert.
    Vielleicht hätte diese Geschichte dann einen ganz anderen Verlauf genommen …
    So aber dachte ich daran, dass das Beil uns fast erwischt hätte. Besser gesagt: mich – wenn ich mich nicht über Frau Heuwinkel geworfen hätte.
    Die Frage war: Hatte es jemand auf mich abgesehen?
    Wie alle Menschen war ich in dieser Hinsicht sehr einfach gestrickt: Wer glaubt schon, dass es da draußen irgendwelche Zeitgenossen gibt, die einem schaden wollen? Gut, ein bisschen ärgern vielleicht, indem sie dir die Reifen zerstechen oder dir Drohbriefe schicken, dich bei der Polizei anschwärzen, weil du angeblich falsch geparkt hast …
    Doch seit dem letzten Jahr war ich in dieser Hinsicht vorsichtiger geworden. Abends schloss ich die Eingangstür zweimal ab. Ich schaute mich nach allen Seiten um, wenn ich die Mülltonne den langen Weg vom Haus zur Straße brachte. Ich zucke noch immer zusammen, wenn ich plötzlich ein unerwartetes Geräusch hinter mir höre. Und ich war froh, Luna an meiner Seite zu haben. Luna ist meine Mischlingshündin, die eifrig über mich wacht.
    Ich sah, wie der Zug heranraste und am Bahnhof hielt. Die Schranken waren noch immer geschlossen. Die Autos standen davor. Alles war wie erstarrt.
    Einen Moment lang hatte ich das Gefühl, als würde die Zeit sich unendlich dehnen. Der Axtwerfer musste noch in der Nähe sein, das spürte ich. Ich musste mich nur in den Flüchtenden hineindenken …
    Vielleicht würde er auch plötzlich hinter mir auftauchen und …
    Ein Schwarm Krähen kreiste über dem Kirchturm und riss mich in die Wirklichkeit zurück. Im selben Augenblick sagte eine Stimme hinter mir: »Die Wut ist eine äußerst jähe Leidenschaft. Man sagt in der Tat, sie sei ein Kochen des Jähzorns und eine Regung gegen den, der einem Unrecht getan oder vermeintlich getan hat.«
    Ich fuhr herum und gewahrte einen Geistlichen. Er trug eine schwarze Mönchskutte und lächelte mich hinter seinem dunklen Vollbart freundlich an. Sein runder Kopf war kahl rasiert, was ihm etwas Grobschlächtiges verlieh. Seine blauen Augen blitzten, als hätte es ihm einen diebischen Spaß bereitet, mich zu erschrecken.
    Unwillkürlich verglich ich ihn mit dem Axtwerfer, kam aber nach ein paar Sekunden zu dem Schluss, dass er es nicht war. Der Attentäter war kleiner gewesen, dieser Mönch war bestimmt eins neunzig groß. Außerdem hatte der Maskierte Turnschuhe getragen, die unbestrumpften Füße des Geistlichen steckten in Sandalen.
    Dennoch, ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren.
    »Was ist denn los mit Ihnen?«, fragte er freundlich. »Sie sehen aus, als hätten Sie einen Geist gesehen.«
    »Ich sehe Sie, das reicht.«
    »Ich habe Sie doch nicht etwa erschreckt? Das tut mir leid.«
    Ich glaubte ihm nicht. Aber gut, ich hatte andere Sorgen. Wieder sah ich mich nach Frau Heuwinkel um. Der Blondschopf war verschwunden. Die Schranken waren immer noch geschlossen.
    »Suchen Sie jemanden?«, erkundigte sich der Mönch.
    Ich hatte keine Lust, ihm mehr auf die Nase zu binden als nötig, daher schwieg ich.
    »Falls ich Sie erschreckt habe, entschuldige ich mich. Manchmal sticht mich der Hafer.«
    Ich sah ihn scharf an. »Sie geben es also zu?«
    Er nickte. »Sie sind zusammengefahren, als hätten sie ein schlechtes Gewissen. Haben Sie ein schlechtes Gewissen?«
    »Wie kommen Sie darauf?« Ich blickte ihn verwirrt an.
    »Vielleicht wegen der blonden Dame?«, fragte er. »Sie haben Sie verfolgt …«
    »Ich habe sie nicht verfolgt, ich habe sie begleitet. Sie sucht ihren Hund.«
    Der Mönch rieb sich den Bart. »Ach, das war ihr Hund … Allmählich verstehe ich …«
    Plötzlich wurde mir klar, dass er alles gesehen haben musste. Ich riss mich zusammen und fragte geduldig: »Was haben Sie gesehen?«
    »Sind Sie Polizist?«, fragte er.
    »Nein, aber mir wurde vor ein paar Minuten mit einer Axt fast der Kopf gespalten.«
    »Also suchen Sie gar nicht den Hund?«
    »Nein, verdammt …«
    »Bitte fluchen Sie nicht …«
    »Ich

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