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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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kamen und gingen, das Wissen, es benennen zu können, half ihm ein wenig, es besser
     zu kontrollieren.
Gibt es etwas in Ihrem Leben, worüber Sie sprechen möchten?
    Und dann, mit den Monaten, die wie verschämte Schatten vorüberzogen, wurden sie immer weniger, bis sie überhaupt nicht mehr
     kamen. Bis jetzt. Und er wusste, warum.
    Theal.
    Es würde alles wieder hochkommen.
    Wie viele Polizisten hatte Colonel Willie Theal mit seinem Taktgefühl, das schier unerschöpflich schien, schon getröstet –
     Scheiße, wie hatte er, umgeben von seiner Mutter und Theal und all den anderen mitfühlenden Blicken, es überhaupt geschafft,
     das alles unter Verschluss zu halten? Nur äußerst schwer, so hatte er es geschafft, äußerst schwer, mit viel Aufwand, aber
     man gewöhnte sich daran, irgendwann gewöhnte man sich daran. Er stand auf, machte Kaffee. Was war heute Morgen mit ihm los?
     Es war kurz vor sechs, eine sichere Zeit, sechs Uhr war fast immer eine sichere Zeit; wenn er zwischen zwei und drei wach
     lag, das war die gefährliche Zeit, die Zeit des Kampfes. Es lag daran, weil er die letzten beiden Nächte nüchtern zu Bett
     gegangen war. Wasser in den Wasserkocher, Kaffee in die Tasse, starken, starken Kaffee, er schmeckte bereits jetzt das volle
     Aroma, vielleicht sollte er
Don Giovanni
auflegen, ein wahrer Leckt-mich-am-Arsch-Typ, selbst wenn er in die Hölle hinabsteigt. Er suchte nach der CD, legte sie ein,
     drückte auf den Knopf, übersprang die Ouvertüre, Don Giovanni, erfüllt von großkotziger Tapferkeit, auf dem Weg zu seinem
     ersten Mord, noch haftete an ihm der Geruch |141| seines Samens, auf dem Weg zu seinem ersten Mord, seinem einzigen Mord, Mozarts testosterongeschwängerte Noten, seine Leckt-mich-am-Arsch-Noten.
     Das Wasser kochte, er goss es in die Tasse, stand in der Küche und nippte an der schwarzen aromatischen Flüssigkeit, sah die
     Spaghetti, er brauchte heute Abend nicht zu kochen, er konnte Reste essen.
    Er hatte heute Morgen seinen Körper gesehen.
    Kara-An Rousseau hatte ihn zum Abendessen eingeladen. Heute Abend.
    Er musste sich heute mit Willie Theal treffen, und alle Erinnerungen in seinem Kopf würden wieder hochkommen.
    Warum wollte sie ihn zum Abendessen einladen?
    »Ich hab ein paar Leute zu Besuch.«
    »Nein danke«, hatte er geantwortet.
    »Ich weiß, das kommt sehr kurzfristig«, hatte sie mit ihrer cremigen Stimme gesagt, enttäuscht. »Aber wenn Sie schon was anderes
     vorhaben, dann kommen Sie doch etwas später.« Und gab ihm eine Adresse irgendwo in der Nähe des Bergs.
    Wozu?
    Er setzte sich wieder in den Sessel, legte seine nackten Füße auf den Beistelltisch, drückte die Tasse gegen die Brust, schloss
     die Augen, die Kälte kroch über ihn.
    Wozu?
    Er lauschte der Musik.
    Vielleicht sollte er die Nummer anrufen.
    Nein.
    |142| Als Hope Beneke erwachte, dachte sie an van Heerden, ihr erster Gedanke galt van Heerden.
    Das überraschte sie.
    Sie schwang die Füße aus dem Bett. Das Nachthemd umhüllte warm und weich ihre Haut, ihren Körper. Zielstrebig ging sie ins
     Bad. Sie hatte viel vor. Die Samstage … Man musste sie nutzen.
     
    Er rief die Nummer an.
    »Die Stimme der Liebe. Guten Morgen.«
    »Hallo«, sagte er.
    »Hallo, Süßer. Was kann Monique für dich tun? Worauf hast du Lust? Willst du mir was Schweinisches erzählen?«
    »Nein.«
    »Soll ich dir was Schweinisches erzählen?«
    »Nein.«
    »Soll ich dich fragen, was du mit mir anstellen willst?«
    »Nein.«
    »Gut, was willst du also, Süßer?«
    Schweigen.
    »Komm schon, Süßer, die Einheiten rasseln durch.«
    »Ich will, dass du was Nettes sagst.«
    »O Gott, du wieder.«
    »Ja.«
    »Es ist schon eine Weile her.«
    »Ja.«
    »Ich mach nichts ›Nettes‹, Liebling. Das hab ich dir doch schon so oft gesagt.«
    »Ja.«
    »Bist du sehr einsam?«
    |143| »Ja.«
    »Armer Kleiner.«
    »Ich muss los.«
    »Das musst du immer, Süßer.«
    Er legte auf.
    Armer Kleiner.

|144| 16
    Meine Jungfräulichkeit verlor ich schließlich im Frühsommer meines Abschlussjahres.
    Ich weiß nicht, wie wichtig diese Versatzstücke sind, sollten Sie daran interessiert sein, das Puzzle meines Lebens zusammenzusetzen.
     Es war nicht so, dass ich eine unstillbare Leidenschaft für ältere Frauen entwickelte, aber zumindest war es der Beginn von
     Mozart, Essen und Dichtung und vielleicht ein langsamer Abschied von der Louis-L’Amour-Phase meines Lebens. Es war ein Anfang.
    Was ich in diesen Jahren über Dichtung wusste,

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