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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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Urteil des Paris gab mir zu denken. Ich hatte nicht vergessen, wie Mr Murray mir erzählt hatte, es sei Philip sehr schwergefallen, sich von ihr zu trennen. Natürlich hoffte ich noch immer, dass er das Original wirklich dem Museum überlassen hatte und dass die Vase in Ashton Hall eine überaus kunstvolle Kopie war. Insgeheim allerdings befürchtete ich das Schlimmste.
    Ich durchforschte meine Erinnerungen nach einer Szene, einem Satz, nach irgendetwas, das mir einen Hinweis darauf geben konnte, wie gesetzestreu Philip wirklich gewesen war. Hätte er seine moralischen Grundsätze über Bord geworfen, um griechische Altertümer in seinen Besitz zu bringen?
    Mir fiel ein, wie wir während unserer Hochzeitsreise in Amsterdam Station gemacht hatten. Im Hotel las ich die letzten Seiten von Lady Audley’s Geheimnisse und wünschte mir neuen Lesestoff. Vergeblich suchte ich nach einer Buchhandlung, die englischsprachige Romane führte. Schließlich fand ich ein zerlesenes Exemplar von Jane Austens Stolz und Vorurteil , das ich sogleich erwarb. Später zeigte ich es Philip, der mich bei meinem Einkaufsbummel nicht begleitet hatte. Am nächsten Tag überreichte er mir ein Päckchen, das zu meiner Freude eine Erstausgabe des Romans enthielt. „Es ist immer besser, etwas Echtes zu besitzen“, sagte er.
    Ivys Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Wie soll ich dieses Objekt nennen, Emily?“, fragte sie und hielt mir eine kleine Bronzestatue hin. „Mann, der seine Hose vergessen hat?“
    Wir begannen beide zu lachen. „Also wirklich, Ivy! Er tut doch sein Bestes, um seine Blöße mit dem Umhang zu bedecken. Mir gefällt sein sehniger Körper.“
    „Und ich mag sein lockiges Haar. Er erinnert mich ein wenig an die Darstellungen von Alexander dem Großen.“
    Ich beugte mich vor, um das kleine Kunstwerk genauer zu betrachten. „O Gott“, stieß ich hervor, „ein Duplikat hiervon steht im Britisch Museum.“
    „Sind Sie sicher?“, fragte nun Margaret. Sie war genau wie Ivy mit der Katalogisierung der einzelnen Objekte beschäftigt.
    „Ziemlich. Auf jeden Fall kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Vase mit dem Urteil des Paris sich dort befindet. Philip hat sie, wie Mr Murray mir erzählte, dem Museum gespendet.“
    „Noch haben wir keinen Grund, an Philips Ehrlichkeit zu zweifeln“, stellte Ivy fest. „Ich kann nicht leugnen, dass die Apollo-Büste, die du in seinem Ankleidezimmer in London gefunden hast, mich etwas beunruhigt. Aber er könnte doch Kopien verschiedener Stücke in Auftrag gegeben haben.“
    „Hoffentlich nicht, um sie gegen die Originale auszutauschen!“
    Margaret, die stets sehr logisch dachte, meinte: „Es dürfte nicht leicht sein, sich unbemerkt ins Museum zu schleichen und dort mehrere Originale gegen Fälschungen auszutauschen. Glauben Sie wirklich, Emily, Ihr Gemahl wäre dazu in der Lage gewesen?“
    „Bestimmt hätte er es nicht selbst getan. Aber ich kann nicht ausschließen, dass er jemandem den Auftrag dazu erteilt hat.“ Seufzend ließ ich mich in einen Sessel sinken. „Sobald ich wieder in London bin, werde ich im Museum nach den Duplikaten all dieser Objekte suchen.“
    „Wie willst du, falls tatsächlich all diese Gegenstände zweifach vorhanden sind, feststellen, welches das Original und welches die Fälschung ist?“, erkundigte sich Ivy. „Hast du etwa vor, das alles hier“, sie ließ den Blick über die Kunstwerke auf dem Tisch wandern, „mit in die Stadt zu nehmen?“
    „Um Himmels willen, nein! Ich werde Emory beauftragen, alles an einem sicheren Ort aufzuheben, bis die Angelegenheit geklärt ist. Übrigens, ich hätte jetzt gern ein Glas Portwein.“
    „Ich auch!“ Margaret suchte sich einen Platz in der Nähe des offenen Kamins. „In einer Situation wie dieser gibt es nichts Besseres als Port.“
    „O Emily, hast du denn gar nichts aus den Ereignissen bei deiner unglückseligen Dinnergesellschaft gelernt?“ Ivys Stimme hatte einen flehenden Unterton.
    Während ich die Hand nach der Klingelschnur ausstreckte, sagte ich: „Hier ist niemand, der uns verraten könnte. Warum also sollten wir keinen Port trinken?“
    Gleich darauf erschien Emory, und ich äußerte ihm gegenüber meinen Wunsch. Er war tatsächlich so gut geschult, dass er mit keiner Miene verriet, ob ihn mein Auftrag sehr schockierte. Als er mit einer Karaffe und drei Gläsern zurückkam, lag allerdings ein dünner Schweißfilm auf seiner Stirn.
    Ich goss selbst ein und reichte Ivy ihr Glas.

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