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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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anderen Räume des Hauses zu begutachten.
    „Soll ich Ihnen jemanden schicken, der beim Auspacken hilft?“, fragte ich Emory.
    „Nein, danke, Mylady. Seine Lordschaft wollte, dass nur Mr Davis oder ich die antiken Sachen in die Hände nahmen.“
    „Was hätte Philip wohl dazu gesagt, dass du einem einfachen Hausmädchen erlaubt hast, die Apollo-Büste abzustauben?“, flüsterte Ivy mir zu, als wir die Bibliothek verließen.
    Ich vergaß zu antworten, weil ich so beeindruckt von dem war, was ich zu sehen bekam. Alle Räume waren geschmackvoll möbliert. Manche waren sogar äußerst luxuriös eingerichtet, mit wertvollen Orientteppichen und kostbaren alten Erbstücken, mit Seidentapeten an den Wänden. Am besten allerdings gefiel mir – wie nicht anders zu erwarten – Philips Privatmuseum. Es enthielt die schönste Sammlung antiker griechischer Kunstwerke, die ich je außerhalb des Louvre oder des British Museum gesehen hatte.
    „Wie wunderbar!“, stellte auch Ivy fest.
    „Ashton Hall ist ein wirklich schönes Haus“, stimmte Mrs Henley stolz zu. „Die Herrschaften haben stets darauf geachtet, dass alles gehegt und gepflegt wurde. Auch das Personal wurde immer gut behandelt, deshalb gab es selten Probleme mit nachlässigen Hausmädchen oder störrischen Stallburschen. Die Mutter Seiner Lordschaft wurde von allen geliebt, und der alte Lord Ashton war ein Gentleman, wie man ihn selten findet. Der junge Lord war – verzeihen Sie meine offenen Worte – vielleicht ein bisschen exzentrisch. All diese Jagdtrophäen, die er uns geschickt hat! Manche der jüngeren Hausmädchen gruseln sich davor. Und auch mir“, sie errötete ein wenig, „sind die alten Kunstwerke lieber.“
    Sie hatte sich tatsächlich sehr viel deutlicher geäußert, als das einer Bediensteten zukam, doch ich nahm ihr das nicht übel. „Die Jagdtrophäen habe ich ganz vergessen“, rief ich aus. „Wo befinden sie sich?“
    „Ich bringe Sie hin, Mylady.“
    „O Gott, wie scheußlich“, entfuhr es mir, als Mrs Henley die Tür zu einem weiteren riesigen Raum öffnete.
    „Dies ist der älteste Teil des Hauses“, erklärte sie. „Früher wurde der Raum als Rittersaal bezeichnet, doch inzwischen nennen alle ihn ‚die afrikanische Savanne‘.“
    Der Grund dafür war offensichtlich. An den Wänden hingen Geweihe, und überall standen ausgestopfte Tiere. Ich verstand die Hausmädchen gut, die in dieser Halle lieber nicht sauber machen wollten. Auch mich gruselte es, wenn ich die Trophäen anschaute.
    „Da ist Philips Elefant.“ Ivy zeigte auf das große graue Tier.
    „Mr Hargreaves war so freundlich, sich darum zu kümmern“, berichtete Mrs Henley. „Er hat das Tier ausstopfen lassen und es dann hierhergeschickt. Früher haben die Gentlemen sich oft mit ihrem Port in diesen Raum zurückgezogen. Ich glaube, sie haben sich gegenseitig Jagdgeschichten erzählt und die erlegten Tiere bewundert.“
    Wie auf Kommando schüttelten Margaret, Ivy und ich verständnislos den Kopf.
    Später – wir hatten ein leichtes Dinner zu uns genommen – kehrten wir in die Bibliothek zurück. Emory war inzwischen mit seiner Arbeit fertig und hatte insgesamt siebenundzwanzig antike Objekte auf dem Tisch arrangiert. Das größte war eine marmorne Statue des Pan, das kleinste eine Kamee, ein hübsch gestaltetes Schmuckstück, bei dem aus einem flachen runden Stein ein Frauenkopf herausgearbeitet war. Daneben gab es verschiedene Büsten und eine ganze Reihe von rot- und schwarzfigurig bemalten Vasen.
    Auf den ersten Blick kam mir keines der Motive bekannt vor. Doch dann blieb mir das Herz stehen. Ich hatte das Gefäß mit dem Urteil des Paris entdeckt.
    1. August 1887, Berkeley Square, London
    Werde morgen nach Griechenland aufbrechen. Habe Kallista heute noch einmal besucht. Sie war sehr still. Ob sie über meine Abreise betrübt ist?
    Bin inzwischen beim zweiten Kapitel meiner vergleichenden Studie über Alexander den Großen und Achill angekommen. Frage mich oft, wie Alexanders Leben ausgesehen hätte, wenn er nicht so jung gestorben wäre.

17. KAPITEL
    Jetzt, da die Bibliothek nur von den in den beiden Kaminen flackernden Flammen der Feuer und von einer Reihe von Kerzen erleuchtet wurde, kam mir der Raum nicht mehr so ganz einladend vor. Aber ich wusste, dass das an meiner Stimmung lang. Die vielen antiken Kunstwerke waren für mich der Beweis, dass Philip in etwas Ungesetzliches verwickelt gewesen war. Das bedrückte mich. Insbesondere die Vase mit dem

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