Todesakt: Thriller (German Edition)
Oberstaatsanwalt von Los Angeles hatte die Banknoten in Boscos Haus entdeckt und kurzerhand mitgehen lassen.
»Sie sind tot«, flüsterte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Mausetot, verdammt.«
Lena ließ die Brieftasche auf den Boden fallen.
»Sie sollten besser aufpassen, was Sie sagen, Higgins. Insbesondere, wenn Sie mit bewaffneten Polizeibeamten sprechen. Da kann nämlich ganz schön in die Hose gehen.«
»Nur dass Sie nach dem heutigen Abend keine Polizistin mehr sein werden.«
»Umdrehen«, befahl sie. »Aber ganz langsam.«
Higgins und Spadell gehorchten und beobachteten Lena, die weiter mit düsterem Blick auf sie zielte. Vor dem heutigen Abend waren Rachefantasien eigentlich nicht Lenas Ding gewesen. Doch nun spürte sie, wie Schadenfreude die Oberhand über die Wut und Enttäuschung gewann, die Higgins in ihr auslöste. Sie stellte sich vor, wie sie abdrückte und die Leichen anschließend die Klippe hinunterwarf. Das Problem war nur, dass sie zwei schwere Brocken wie die beiden niemals über den Zaun gekriegt hätte.
»Heben Sie Ihre Sachen auf. Nehmen Sie Ihren Kram und verschwinden Sie.«
Higgins Blick ruhte auf dem Geldbündel in Lenas Hand.
»Das ist mein Geld«, verkündete er.
»Nicht mehr, Higgins. Das ist heute Abend der Eintrittspreis. Fünf Riesen in Hundertdollarscheinen. Und jetzt bewegen Sie Ihren Hintern hier raus.«
»Ich mach Sie fertig, Sie Schlampe. Sie wissen gar nicht, auf was Sie sich einlassen«
Spadell stieß Higgins mit dem Ellbogen an. Lena interessierte es nicht, wer Higgins war und welche Macht er über sie zu haben glaubte. Die beiden sammelten ihre Sachen ein. Spadell zögerte kurz, als er bemerkte, dass sie seine Dietriche nicht herausrückte. Doch er warf ihr nur einen wortlosen Blick zu. Der Sensenmann war offenbar ein ziemlich wortkarger Geselle.
Lena ließ die beiden vorbei. In der Ferne hörte sie Sirenen. Das Rettungskommando des Sheriffs war unterwegs.
Während sie wartete, betrachtete Lena die auf den Sofas und dem Couchtisch verteilten CDs und DVDs und versuchte zu begreifen, was soeben geschehen war.
Was hatten Higgins und Spadell hier gesucht?
Ihr Blick wanderte zum DVD-Spieler. Er war zwar eingeschaltet, aber der Fernseher lief nicht. Lena schaute sich nach der Fernbedienung um, fand sie auf dem Fußboden und drückte auf P ower . Als der Bildschirm aufleuchtete, erkannte sie zwar das Bild, verstand aber erst nicht.
Offenbar hatten Higgins und Spadell sich Aufnahmen aus den Überwachungskameras im Club 3 AM angeschaut. In jeder Einstellung waren der Standort der jeweiligen Kamera und Uhrzeit und Datum vermerkt. Und interessanterweise reichten diese Daten fast fünfzehn Monate zurück.
Lena warf die DVD aus, die mit einem Markierstift beschriftet war, und verstaute sie in der auf dem Couchtisch liegenden Papierhülle. Dann überprüfte sie die übrigen DVDs in dem Stapel auf dem Tisch. Alle waren auf dieselbe Weise gekennzeichnet. Als sie die Daten in Augenschein nahm, wurde ihr klar, dass jede Woche der letzten anderthalb Jahre dokumentiert war.
Aber warum?
Während Lena die DVDs einsammelte, hörte sie Schritte in der Diele und drehte sich gerade in dem Moment um, als zwei Sheriffs mit gezückten Pistolen ins Zimmer stürmten. Der eine, ein junger Typ, machte einen nervösen Eindruck und fing sofort an herumzuschreien.
»Keine Bewegung!«, brüllte er. »Oder ich schieße Sie über den Haufen, kapiert?«
34
Lena fuhr am Tor des Club 3 AM vorbei und stoppte an der Rückseite des Gebäudes. Heute Abend war der Club geschlossen; nur zwei Autos standen auf dem Parkplatz. Lena ging jede Wette ein, dass der Toyota Pick-up dem Wachmann gehörte, an dem sie gerade vorbeigekommen war. Besitzer des Ferrari war sicher Dante Escabar.
Lena parkte und ging um den Brunnen herum die Treppe hinauf. Sie fühlte sich wie eine tickende Zeitbombe.
Nachdem die beiden Sheriffs sich endlich abgeregt hatten, hatte sie sich ausgewiesen und sie informiert, dass sie gerade Zeugin eines Einbruchs geworden sei. Die meisten ihrer Fragen ließ sie unbeantwortet und behauptete, sie habe die Einbrecher nicht gesehen. Allerdings glaube sie, dass die DVDs im Wohnzimmer hilfreich für ihre derzeitigen Ermittlungen sein könnten. Doch das war vergebliche Liebesmüh. Da das Büro des Sheriffs für diesen Wohnbezirk zuständig war, kam eine nahtlose Übergabe der DVDs an Henry Rollins beim SID nicht in Frage. Erst mussten die Mühlen der Verwaltung mahlen, und dass
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