Todesakt: Thriller (German Edition)
Prominente im Spiel waren, was früher oder später Datenschutzprobleme aufwerfen würde, vereinfachte die Sache nicht gerade. Die Anwälte, die den Club vertraten, konnten außerdem für weitere erhebliche Verzögerungen sorgen. Und Lena musste sehr bald mit einem Anruf des stellvertretenden Polizeichefs Ramsey rechnen. Da Higgins vermutlich das Blaue vom Himmel herunterlog, würde Ramsey sicher in die Luft gehen und sie vorführen lassen.
Oben angekommen, wurde Lena von Escabar erwartet, der ihr die Tür aufhielt. Sie trat ein, worauf er die Tür hinter ihr zuzog und abschloss. Dann ging er voraus in die Bar und forderte Lena auf, Platz zu nehmen.
»Wie war Ihr Abend bis jetzt? Wie laufen die Geschäfte?«, fragte er.
Lena hörte den Sarkasmus in seiner Stimme. Escabar umrundete den Tresen und schenkte sich einen Bourbon auf Eis ein. Er trug eine schwarze Lederhose und hatte das Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Selbst bei Kerzenlicht wirkte sein Gesicht blasser als letztes Mal, und er machte den Eindruck, als hätte er nicht viel geschlafen.
Lena schnappte sich einen Barhocker und setzte sich.
»Ich habe gerade den Oberstaatsanwalt von Los Angeles dabei ertappt, wie er in das Haus Ihres verstorbenen Partners in Malibu eingebrochen ist.«
Escabar schmunzelte.
»Was hat er denn gesucht?«
»Das müssen Sie mir schon verraten.«
»Was weiß ich.«
Er griff nach seinen Zigaretten. Neben der Packung bemerkte Lena eine entsicherte Neun-Millimeter-Glock. Escabar zündete sich eine Zigarette an und legte die Schachtel wieder zurück an ihren Platz neben der Waffe.
»Haben Sie ein wenig Zeit?«, fragte er. »Möchten Sie etwas trinken?«
»Nein danke. Ich bin heute Abend in Eile.«
Er blickte ihr in die Augen und schürzte die Lippen. Einen Moment lang schien er beinahe amüsiert zu sein.
»Ist Higgins häufig hier?«, wollte sie wissen.
»Er ist kein Stammgast, falls Sie das meinen. Ein- oder zweimal im Monat, manchmal öfter.«
Lena musterte Escabar forschend.
»Sie waren in Wahrheit gar keine Freunde, richtig?«
Achselzuckend zog er an seiner Zigarette.
»Bitte, Dante. Bosco und Higgins waren keine Freunde.«
»Wahrscheinlich kann man es eher als Zweckfreundschaft bezeichnen.«
»Aber das ist jetzt vorbei«, beharrte sie. »Und deshalb haben Sie das Kokain oben liegen gelassen. Sie verabscheuen Higgins und würden alles tun, um ihm in die Suppe zu spucken.«
Auf der Fahrt hierher hatte sie darüber nachgedacht. Higgins’ Einbruch bei Bosco konnte nur einen Zweck verfolgt haben. Und Escabars Waffe auf dem Tresen war wie eine Bestätigung ihrer Vermutung.
»Drücken wir es einmal so aus, dass wir aus unterschiedlichen Welten stammen«, erwiderte Escabar. »Ich bin nicht in dem Maße auf Higgins angewiesen wie Johnny.«
»Ihr Partner hatte offenbar etwas gegen ihn in der Hand. Und jetzt sucht Higgins die Beweise. Er war gerade dabei, die Überwachungsvideos hier aus dem Club zu sichten, DVDs, die Ihr Partner zu Hause aufbewahrt hat. Nimmt Higgins Drogen? War das Johnnys Druckmittel gegen ihn – Videos, auf denen zu sehen ist, wie Higgins kokst?«
»Das kann ich nicht beantworten, weil ich es nicht weiß.«
»Warum verschweigen Sie mir etwas?«
Escabar warf einen Blick auf seine Pistole und senkte die Stimme.
»Weil auf der Welt mit harten Bandagen gekämpft wird, Detective Gamble. Und weil es von der Definition der Mächtigen abhängt, was ein Verbrechen ist und was nicht. Irgendein Arschloch an der Wall Street kann fünfzig Milliarden Dollar klauen, aber das macht nichts, solange der Staat sagt, dass es schon in Ordnug ist, und alles unternimmt, um den Mistkerl wieder rauszupauken. Aber stehlen Sie mal irgendeinen gefrorenen Fertigmampf aus einem Supermarkt am Pico Boulevard, weil Sie vor Hunger schon Sternchen vor den Augen haben. Wenn Sie dabei zum dritten Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, stecken diese Drecksäcke Sie für zwanzig Jahre in den Knast und benützen Sie vorher noch als abschreckendes Beispiel, um ihrer politischen Karriere auf die Sprünge zu helfen. Also verschonen Sie mich mit dem Thema Heimlichtuerei. Ein Verbrechen ist dann ein Verbrechen, wenn die großen Bosse da oben es so bestimmen, und damit basta. Ich habe keine so guten Beziehungen wie Johnny. Die Dinge haben sich geändert.«
Escabars Stimme erstarb. In seinem Tonfall schwang etwas Trauriges mit.
»Haben Sie Angst vor Higgins?«, fragte Lena. »Hat er Sie irgendwie bedroht?«
»Ganz und
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