Todesakt: Thriller (German Edition)
noch die grüne Ampel am Broadway. Wenige Minuten später rollte er, drei Wagenlängen hinter dem weißen Transporter, den Freeway 110 in südlicher Richtung entlang. Wegen des zähflüssigen Verkehrs fuhr niemand schneller als fünfundsiebzig. Gamble hielt sich auf der rechten Spur und fuhr auf den Santa Monica Freeway, um in die Westside zurückzukehren. Cobb lehnte sich zurück. Er behielt die beiden Fahrzeuge im Auge und bemühte sich, nicht gedanklich abzuschweifen. Doch es gelang ihm nicht. Er bekam Buddy Paladino nicht aus dem Kopf. Gamble hatte fast zwei Stunden in seiner Kanzlei verbracht. Warum? Was hatten die beiden so lange miteinander zu besprechen gehabt?
Er ging sämtliche Möglichkeiten durch. Und keine trug dazu bei, seine Stimmung zu heben. Während er die Tacos hinunterschlang, betrachtete er die Angelegenheit aus den verschiedensten Blickwinkeln, bis ihm der Schweiß ausbrach. Bilder seines eigenen Untergangs – einige davon blutig und gewaltsam – standen ihm vor Augen. Kurz dachte er daran, dass er vielleicht sogar gefoltert werden und grausige Schmerzen würde erdulden müssen. Als er wieder in die Wirklichkeit zurückkehrte, verließen Gamble und Nervensäge Nummer zwei gerade den Freeway und nahmen den Pacific Coast Highway nach Norden. Er ging vom Gas und gab ihnen ein wenig Vorsprung, als sie einige Ampeln passierten. Doch auf einmal war die Straße frei, und Gamble wurde schneller. Es war ein so plötzliches Manöver wie bei einem Flugzeug, das am Ende der Startbahn beschleunigt, um abzuheben.
Der weiße Transporter fiel zurück, fuhr schließlich rechts ran und gab die Verfolgung auf. Cobb versuchte zwar, ihre Heckscheinwerfer nicht aus den Augen zu verlieren, aber sie trieb das Auto zur Höchstgeschwindigkeit an – ein V6-Motor mit 280 PS und 245 Umdrehungen, das hatte er recherchiert.
Offenbar hatte sie bemerkt, dass sie nicht allein war. Sie hatte die Eskorte gesehen und anscheinend beschlossen, der Sache ein Ende zu bereiten, sobald der Verkehr es zuließ.
Cobb kontrollierte den Tacho. Er hatte bereits fast hundertfünfzig Sachen drauf und nicht die geringste Chance gegen sie. Am liebsten hätte er auf etwas eingeschlagen. Etwas kaputtgemacht. Als er wieder auf die Straße schaute, waren ihre Heckscheinwerfer in der Nacht verschwunden. Sie war fort.
33
Johnny Boscos Haus in Mailbu befand sich im 29000er Block des Cliffside Drive mit Blick auf Dume Cove. Es war ein großes modernes Gebäude auf einem schmalen Grundstück. Die Zimmer wirkten wie aufeinandergestapelte Bauklötze, die Fassade war drei oder vier Farbtöne dunkler gestrichen als der Sand, auf dem die Würfel ruhten. Als Lena sich näherte, bemerkte sie einen goldfarbenen Chrysler 300 in der Einfahrt und fuhr weiter.
Das brachte sie aus dem Konzept. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, das Haus leer vorzufinden.
Sie wendete den Wagen, rollte langsam noch einmal am Haus vorbei und schaute sich um. In dem Zimmer, das dem Wasser zugewandt war, brannte Licht, und sie konnte das Flackern eines Fernsehers erkennen. Das restliche Haus war dunkel, und es hatte sich niemand die Mühe gemacht, die Außenbeleuchtung einzuschalten.
Lena bog in die Einfahrt ein und stieg aus. Die kühle Meeresluft roch salzig, und Lena war froh über die leichte Brise. Auf dem Weg die Stufen hinauf bemerkte sie, dass die Vordertür einen Spalt weit offen stand. Es war eine Glastür, hinter der eine Diele zu sehen war. Lena konnte außer dem Fernseher zwei Männerstimmen hören. Sie läutete.
Als niemand erschien, schob sie die Tür auf. Die Männer waren verstummt, und der Fernseher lief nicht mehr. Lena verkündete laut, sie komme von der Polizei, worauf die Männer das Licht löschten. Sie wich zurück und ging entschlossen zum Auto.
Sie holte die Taschenlampe aus ihrem Aktenkoffer und notierte sich das Kennzeichen des Chrysler. Doch anstatt sofort die Nummer der Zentrale zu wählen, zögerte sie. Für Malibu war das Büro des Sheriffs, nicht die Polizei von Los Angeles zuständig. Und das befand sich weit weg in Agoura Hills. Von dort aus Verstärkung loszuschicken dauerte zu lange. Nachdem Lena kurz überlegt hatte, rief sie an und nannte dem Mann Boscos Adresse.
Dann war sie auf sich allein gestellt.
Sie entsicherte ihre .45er, schlich die Treppe hinauf und trat ins Haus. Im ersten Moment verharrte sie reglos, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und bemühte sich, ruhig durchzuatmen. Sie lauschte und konzentrierte
Weitere Kostenlose Bücher