Todesbote
befanden sich zwei geschlossene Fenster, die von halb durchsichtigen Vorhängen verdeckt wurden. Unter dem Fenster stand ein Tisch voller Kerzen in allen GröÃen und Farben, daneben eine Vase mit Hawaii-Blumen.
Paradiesvogelblumen und Ingwer â in ihren Augen sehr männliche, fast schon phallisch wirkende Pflanzen, die kerzengerade in einer Vase standen.
Rechts und links waren Stative mit Kameras und Scheinwerfern
aufgebaut. Ãber ihrem Kopf hing ein Mikrofongalgen. Alles sah sehr professionell aus.
Erst jetzt bemerkte sie das laute Tosen, als brächen sich Wellen an den Wänden.
Sie lag mitten in einem Zimmer, aufgespannt wie ein Schmetterling.
Sie holte tief Luft und schrie laut um Hilfe.
Als ihre Stimme erstarb, hörte sie die eines Mannes hinter sich. »Hey, hey, Kim, hier kann dich niemand hören.«
Kim drehte ihren Kopf nach links und reckte angestrengt den Hals. Dort saà ein Mann auf einem Stuhl. Er trug Kopfhörer, die er sich auf die Wangen vorzog.
Ihr erster Blick auf den Mann, der sie geraubt hatte.
Sie kannte ihn nicht.
Er hatte mittellanges, schmutzig blondes Haar, war vielleicht Ende dreiÃig. Seine ebenmäÃigen, nicht auffälligen Gesichtszüge konnten fast als hübsch durchgehen. Er war muskulös, trug körperbetonte, teuer aussehende Kleidung, eine goldene Uhr, die Kim in der Vanity Fair gesehen hatte. Patek Philippe. Der Mann auf dem Stuhl blickte Kim an wie dieser Daniel Craig, der aktuelle Bond-Darsteller.
Er setzte den Kopfhörer wieder auf und schloss die Augen. Er ignorierte sie.
»Hey! Mister! Ich rede mit Ihnen«, rief Kim.
»Das solltest du dir anhören«, erwiderte der Mann. Er nannte die Musik, eine der ersten Studioaufnahmen dieses Künstlers, den er persönlich kenne.
Er erhob sich und hielt ihr einen Kopfhörer ans Ohr.
»Ist das nicht groÃartig?«
Kims Fluchtplan löste sich in Luft auf. Ihre groÃe Chance, ihn zu verführen, hatte sie verpasst. Er würde seine Sache durchziehen, dachte sie, egal, was er vorhatte. Aber sie
konnte immer noch um ihr Leben betteln. Ihm sagen, es mache mehr SpaÃ, wenn sie sich aktiv beteilige â doch sie war von der Spritze noch benommen und viel zu schwach, um sich zu bewegen.
Sie blickte in seine hellgrauen Augen, er blickte zurück, als würde er etwas für sie empfinden. Vielleicht könnte sie das ausnutzen. »Hören Sie«, begann sie, »die Leute wissen, dass ich vermisst werde. Wichtige Leute. Life Incorporated. Haben Sie von denen gehört? Ich habe Ausgangsverbot. Das gilt für alle Models. Die Polizei sucht bereits nach mir...«
»Darüber würde ich mir keine Sorgen machen, Kim«, antwortete James Blond. »Ich war sehr vorsichtig.« Er setzte sich neben sie aufs Bett und legte bewundernd eine Hand auf ihre Wange, bevor er sich Latexhandschuhe überstreifte.
Kim fiel die Farbe der Handschuhe auf â blau. Er nahm etwas von einem Nagel an der Wand, eine Art Maske, die er sich aufsetzte. Sie verzerrte sein Gesicht zu einer Angst einflöÃenden Fratze.
»Was haben Sie vor? Was machen Sie da?«
Kims Schreie hallten von den Wänden des kleinen Zimmers wider. »Das war toll«, sagte der Mann. »Kannst du das noch mal machen? Bist du bereit, Kim?«
Er ging zu den Kameras, kontrollierte den Einstellwinkel durch die Linsen und schaltete sie ein. Grelles Licht erfüllte den Raum.
Kims Blick folgte den blauen Handschuhen, die das Laken von ihr rissen. Obwohl es kühl war im Zimmer, bildeten sich SchweiÃperlen auf ihrem Körper.
Er würde sie vergewaltigen.
»Das müssen Sie nicht tun«, wollte sie ihn aufhalten.
»Doch.«
Kims Wimmern ging in Weinen über. Sie wandte ihr Gesicht ab, blickte zum geschlossenen Fenster, hörte, wie die Gürtelschnalle des namenlosen Fremden auf den Boden schlug. Hemmungslos schluchzend spürte sie die Latexhandschuhe auf ihren Brüsten, spürte seine Zunge, die in ihren Schoà eindrang, spürte ihre Muskeln, die sich anspannten, um ihn aufzuhalten.
Sanft wehte sein Atem über ihr Gesicht, als er ihr ins Ohr flüsterte.
»Mach ruhig weiter, Kim. Mach einfach weiter. Es tut mir leid, aber diese Arbeit hier tue ich für viel Geld. Die Leute, die zuschauen, sind groÃe Fans von dir. Versuch, das zu verstehen.«
»Ich will, dass du stirbst«, keuchte sie und biss kräftig in sein Handgelenk. Die
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