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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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französischen Film, den ich vielleicht irgendwo gesehen hatte.
    Ich folgte einer dünnen Blutspur, die jedoch ein paar Meter vom Eingang entfernt verschwand. Wieder hatte Henri sich unsichtbar gemacht. Versteckte er sich im Hotel du Louvre? Hatte er Glück gehabt und ein Taxi ergattert?
    Ich versuchte, Henri in den Menschenmassen ausfindig zu machen, als sich Polizeisirenen über die Place Andre Malraux näherten.
    Offenbar waren die Schüsse gemeldet worden. Außerdem hatte man mich vielleicht mit einer Waffe herumlaufen sehen.
    Ich versteckte Henris Ruger in einem Pflanzentopf vor dem Hotel du Louvre und humpelte in die Eingangshalle des Singe Vert zurück, wo ich mich in einen dick gepolsterten
Sessel fallen ließ und auf die agents de police wartete.
    Nun würde ich der Polizei erklären müssen, wer Henri war und was er getan hatte.
    Aber was genau würde ich ihnen sagen?

114
    Je lauter die Sirenen wurden, desto mehr verspannten sich meine Schultern und mein Hals. Doch das auf- und abschwellende Sirenengeheul entfernte sich in Richtung Tuilerien. Als ich sicher war, dass von dieser Seite keine Gefahr drohte, stieg ich wie ein alter Mann die Treppe hinauf und klopfte an unsere Zimmertür. »Amanda«, rief ich. »Ich bin’s. Mach die Tür auf. Ich bin allein.«
    Ihre Wangen waren tränennass, ihre Mundwinkel wund vom Knebel. Sie ließ sich in meine offenen Arme fallen und schluchzte wie ein Kind, das nicht zu trösten war.
    Ich wiegte sie hin und her. Schließlich zog ich uns beide aus, half ihr ins Bett und schaltete das Deckenlicht aus. Nur noch eine kleine Lampe auf dem Nachttisch brannte. Ich schlüpfte unter die Decke und hielt Amanda fest in meinen Armen. Sie drückte ihr Gesicht gegen meine Brust und umklammerte mich mit Armen und Beinen.
    Â»Sprich mit mir, Schatz«, bat ich sie. »Erzähl mir alles.«
    Â»Er hat an die Tür geklopft«, begann sie schließlich. »Er sagte, er habe Blumen. Das ist doch der einfachste Trick der Welt! Aber ich habe ihm geglaubt.«
    Â»Hat er gesagt, sie wären von mir?«
    Â»Ich glaube, ja. Ja, das hat er gesagt.«
    Â»Aber woher wusste er, dass wir hier sind? Wie kam er darauf? Das verstehe ich nicht.«
    Â»Als ich die Tür geöffnet habe, hat er dagegengetreten und mich gepackt.«

    Â»Ich wünschte, ich hätte ihn getötet, Amanda.«
    Â»Ich wusste nicht, wer er war. Ein schwarzer Mann. Er hat mir die Arme auf den Rücken gedreht, so dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Er hat gesagt...« Wieder begann sie zu weinen. »Oh, mir wird schlecht, wenn ich daran denke.«
    Â»Was hat er gesagt?«
    Â»â€ºIch liebe dich, Amanda.‹«
    Während ich Amandas Worten lauschte, hörte ich gleichzeitig andere in meinem Kopf. Henri hatte mir erzählt, er habe Kim und Julia geliebt. Wie lange hätte Henri gewartet, um Amanda seine Liebe zu beweisen, indem er sie vergewaltigte und mit diesen blauen Handschuhen erwürgte?
    Â»Es tut mir so leid«, flüsterte ich.
    Â»Ich war so bescheuert herzukommen, Benjy. O Gott, wie lange war er hier? Drei Stunden? Mir tut es leid. Ich habe erst jetzt verstanden, was diese drei Tage mit ihm für dich bedeutet haben müssen.«
    Wieder begann sie zu weinen. »Alles wird gut«, tröstete ich sie immer wieder.
    Â»Versteh das nicht falsch«, brachte sie heraus. »Aber was macht dich so sicher?«
    Ich stieg aus dem Bett, fuhr meinen Rechner hoch und buchte für den nächsten Morgen zwei Flüge zurück in die Staaten.

115
    Um Mitternacht ging ich immer noch im Zimmer auf und ab. Ich nahm ein paar Schmerztabletten und legte mich wieder zu Amanda ins Bett, konnte aber nicht schlafen. Nicht einmal meine Augen konnte ich für länger als ein paar Sekunden schließen.
    Irgendwann schaltete ich den kleinen, alten Fernseher ein und suchte CNN.
    Ich richtete mich ruckartig auf, als der Sprecher sagte: »Die Polizei hat im Mordfall Gina Prazzi, der Erbin des Frachtunternehmens Prazzi, noch keinen Verdächtigen. Sie wurde vor vierundzwanzig Stunden in einem Zimmer des exklusiven Hotels Chäteau Mirambeau tot aufgefunden.«
    Als Gina Prazzis Gesicht auf dem Bildschirm erschien, hatte ich das Gefühl, sie gut zu kennen. Sie war im Hotelzimmer an der Kamera vorbeigegangen, ohne zu wissen, dass ihr Leben kurz darauf enden würde.
    Ich schüttelte Amanda am Arm und rief ihren Namen, um

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