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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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entfernt die Arkaden auf der Westseite der Straße entlang, von dort die Rue de Castiglione weiter Richtung Rue de Rivoli. Ich erhaschte gerade noch einen Blick auf sie, als sie nach links um die Ecke bogen.
    Schließlich entdeckte ich die beiden Frauen, die vor einem Designerschuhladen ihre Köpfe zusammensteckten. Henris weißblonder Schopf war bereits viel weiter entfernt, und kurz darauf verschwand er in der Metrostation Tuileries am Ende der Straße.
    Ich rannte quer über die viel befahrene Straße und die Treppe zum Bahnsteig hinunter, doch die Metrostation ist eine der meistfrequentierten von Paris. Henri war nirgends zu sehen.
    Ich versuchte, überall gleichzeitig hinzuschauen, doch überall wimmelten Horden von Fahrgästen.
    Am Ende des Bahnsteigs blieb ich stehen, weil ich meinte, ihn entdeckt zu haben. Plötzlich drehte er sich zu mir
um. Ich erstarrte. Eine Minute lang, die eine Ewigkeit zu dauern schien, fühlte ich mich vollkommen verletzbar, als würde ich mitten in einem Scheinwerferkegel stehen.
    Er musste mich sehen.
    Ich stand direkt in seinem Blickfeld.
    Doch er reagierte nicht, obwohl ich ihn weiterhin anstarrte und meine Füße auf dem Boden festgeklebt zu sein schienen.
    Und plötzlich hatte ich den Eindruck, das Bild vor mir würde verschwimmen und sich neu zusammensetzen. Jetzt, da ich ihn direkt von vorn sah, bemerkte ich seine lange Nase, seine hohe Stirn und sein abfallendes Kinn.
    War ich denn schon so verrückt?
    Ich war mir so sicher gewesen, dass ich Henri Benoit verfolgt hatte – doch jetzt war ich mir genauso sicher, dass ich völlig verkehrt lag. Dass ich als Spürhund ein Trottel war, ein Depp, ein Versager.
    Der Mann, den ich vom Ritz aus verfolgt hatte, war nicht Henri.

111
    Als ich die Metrostation verließ, erinnerte ich mich, was ich Amanda gesagt hatte – dass ich in spätestens zwei Stunden zurück sein würde, doch jetzt waren bereits drei vergangen.
    Mit leeren Händen kehrte ich ins Hotel Singe Vert zurück, ohne Schokolade, ohne Blumen, ohne Schmuck. Ich hatte nach meinem Ausflug vom Ritz zur Metrostation nur eine Information vorzuweisen:
    Henri hatte im Ritz ein Zimmer gebucht.
    Die Eingangshalle unseres kleinen Hotels war leer, doch aus der Bar strömten Zigarettenqualm und der Lärm lautstarker Unterhaltung heraus.
    Die Rezeption war geschlossen.
    Ich trat hinter den Tresen, doch mein Schlüssel hing nicht am Haken. Hatte ich ihn abgegeben? Ich erinnerte mich nicht.
    Hatte Amanda ihn benutzt, obwohl ich ihr gesagt hatte, sie möge doch bitte im Zimmer bleiben? Wütend über mich und Amanda ging ich die Treppe hinauf. Ach ja, ein bisschen Schlaf könnte ich dringend gebrauchen.
    Ich klopfte an die Tür und rief Amandas Namen, doch als sie nicht antwortete, drehte ich am Knauf, um ihr zu sagen, sie habe kein Recht, sich so kindisch und verantwortungslos zu benehmen. Schließlich musste sie jetzt für zwei sorgen.
    Als ich die Tür öffnete, spürte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Amanda lag nicht im Bett. War sie im Bad? Ging es ihr gut?

    Ich trat ins Zimmer und rief noch einmal ihren Namen. In dem Moment wurde die Tür hinter mir zugeknallt. Ich wirbelte herum und versuchte, das Unmögliche zu begreifen.
    Ein schwarzer Mann hielt Amanda mit dem linken Arm fest, mit der rechten Hand drückte er ihr eine Waffe an den Kopf. Er trug Latexhandschuhe. Blaue. Genau solche Handschuhe hatte ich bereits gesehen.
    Ich blickte in Amandas Gesicht. Sie hatte ihre Augen weit aufgerissen, und sie war geknebelt, weswegen aus ihrer Kehle nur ein Stöhnen statt eines Schreis drang.
    Der schwarze Mann grinste mich an, zog Amanda noch fester an sich und richtete die Waffe auf mich.
    Â»Amanda«, sagte er. »Schau mal, wer da nach Hause gekommen ist. Wir haben lange auf ihn gewartet, nicht wahr, Schatz? Aber es hat Spaß gemacht, oder?«
    Die einzelnen Informationen fügten sich zusammen – die blauen Handschuhe, die vertraute Stimme, das Gesicht und die grauen Augen, die Bühnenschminke. Diesmal lag ich nicht falsch. Hundert Stunden lang hatte ich seine Stimme gehört. Es war Henri. Aber wie hatte er uns hier gefunden?
    Meine Gedanken überschlugen sich.
    Ich war aus Angst nach Paris gegangen. Doch jetzt, da Henri zu mir gekommen war, hatte ich keine Angst mehr. Ich war wütend, und mein Blut war angereichert mit Adrenalin – die Art von Adrenalin, mit der man

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