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Todesbraut

Titel: Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Flasche Wasser in die Hand und schickte sie zum Taxi. »Für Sie! Alles Gute! Und ein frohes
Bayram
!« Das Mädchen winkte, bis es außer Sichtweite war.
    Das Zuckerfest war eine wunderbare Erfindung, stellte Wencke fest. Sie trank das Wasser, ließ es über ihr Gesicht laufen, kühlte die Stirn und die Schläfen mit der Flasche. Es tat unendlich gut.
    »Du suchen Kind, sagt Berivan?«, meldete sich der Taxifahrer und schaute sie trotz seiner rasanten Geschwindigkeit von der Seite an. Er hatte das Autoradio nicht leiser gestellt, und da der orientalische Schlager ihn zu beflügeln schien, ließ Wencke ihm seinen Willen.
    »Ja, mein Sohn ist irgendwo in Istanbul und ich mache mir Sorgen, denn heute wird eine Katastrophe passieren, wenn ich nicht   …« Dem Mann war anzusehen, dass er kein Wort verstand und nur aus Freundlichkeit weiterhin nickte. »Könnte ich telefonieren?«
    »Telefon? Ja!«
    »Nach Deutschland   …«
    »Oh   …« Er überlegte nur kurz. »Kein Problem!« Er holte ein klobiges Mobilgerät aus dem Handschuhfach. »Muss wählen 0049   …«
    »Ich weiß, vielen Dank!« Hastig tippte sie die Nummer des LKA in den Hörer und noch niemals zuvor hatte sie sich so gefreut, Kosians Stimme zu hören, auch wenn das aufgrund der Musik kaum möglich war.
    »Wencke Tydmers hier!«, schrie sie in den Hörer. »Sie müssen lauter reden!«
    »Endlich! Wir haben uns Sorgen gemacht. Warum sind Sie nicht   …«
    »Haben Sie etwas von Emil gehört?«, unterbrach sie.
    Die Kosian zögerte. »Nein. Nein, es tut mir leid. Wir haben so gehofft, Sie hätten in der Zwischenzeit etwas   …«
    Es tat weh, diese Hoffnung zu begraben, auch wenn sie noch so klein gewesen war. Während Onkel Eylem durch die Istanbuler Straßen raste, hörte sie sich an, was die Kollegen zu berichtenwussten. Vieles von dem, was Wencke sich in den letzten vierundzwanzig Stunden zusammengereimt hatte, wurde durch diese Informationen bestätigt, sogar eine Terrorwarnung für Istanbul lag vor. Und ihre Theorie mit den veruntreuten Spendengeldern wurde durch Axels Nachforschungen bei der
WPB
bestätigt.
    »Ihr Kollege Axel Sanders ist inzwischen in Istanbul angekommen. Er hat sich bei uns gemeldet. Leider hat er keine Ahnung, wo er Sie suchen soll. Aber er wird jetzt um die Mittagszeit zur Blauen Moschee kommen, zu dieser Hochzeit   …«
    »Nein! Hören Sie: Ich bin sicher, der Anschlag wird dort stattfinden! Ich bitte Sie: geben Sie diese Information sofort an die entsprechenden Stellen durch. Ich erkläre Ihnen das alles später. Bitte! Um dreizehn Uhr wird es in der Blauen Moschee zu einer Katastrophe kommen! Warnen Sie Herrn Sanders! Und alarmieren Sie alle Kräfte vor Ort! Sanders hat keine Ahnung! Aber ich bin mir sicher, der Anschlag wird dort stattfinden!«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Bitte stellen Sie jetzt keine Fragen, dazu ist keine Zeit mehr.«
    »Okay, Frau Tydmers. Wie sicher sind Sie? Worauf können wir uns den Kollegen in Istanbul gegenüber beziehen?«
    »Hören Sie: Ich habe einen Karton voller Sprengstoff gesehen und eine Gruppe Menschen kennengelernt, die nicht so aussahen, als wollten sie nur zum Vergnügen ein hübsches Feuerwerk zünden.«
    »Verstehe. Wie können wir Kontakt halten?«
    »Ich habe keine Ahnung, bin unterwegs zur   …«
    »Frau Tydmers! Sie können da nicht allein hinmarschieren, sind Sie wahnsinnig?«
    »Frau Kosian? Hallo? Die Leitung   …?«
    »Man kann Sie nicht aufhalten, ist es so?«
    »Ich muss meinen Sohn finden. Wenn er dort ist   … verstehen Sie denn nicht?«
    »…   doch, ich glaube, das kann ich verstehen.«
    Wencke beendete das Gespräch und legte das Telefon zurück. Sie musste tief durchatmen. Axel war in Istanbul. Ihretwegen. Er hatte keine Ahnung, in welche Gefahr er sich brachte. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie ihn schützen könnte.
    Der Taxifahrer schaute sie entgeistert an. Wahrscheinlich hatte er nicht erwartet, deutsche Vokabeln wie Sprengstoff und Attentat zu hören. »Schlimme Probleme!«, fasste er zusammen und trat das Gaspedal noch weiter durch Richtung Boden. Er kannte Schleichwege, die rauf und runter, aber eben irgendwann auch zur Bosporusbrücke führten. Die laute Musik machte Wencke fast verrückt, ein Mann sang einen entsetzlichen Schmalz, und sie wollte wetten, es ging in jedem der Lieder um die Schmerzen der Liebe, doch vielleicht brachte gerade dieses Thema Onkel Eylem in Fahrt. Sie flogen fast über die Straße, die an Seilen aufgehängt die

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